22.07.2021 / Wort zum Tag

Liebes-Durchfluss

Wenn jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm?

1. Johannes 3,17

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Erhalten Sie auch immer wieder Bettelbriefe, in denen eine Notlage ausgiebig geschildert wird, für die man spenden soll? Wem soll man hier etwas geben? Soll man überhaupt etwas spenden?

Vielleicht kann uns der Bibelvers aus dem 1. Johannesbrief, Kapitel 3, Vers 17 helfen: Wenn jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm?

Helfen, so höre ich da heraus, soll man vor allem dem bedürftigen Glaubensbruder oder der Glaubensschwester - mit anderen Worten Christen. Ähnlich sagt es Paulus (Gal. 6,10). Lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.

Ein Kriterium für mein Spenden, wenn ich die Wahl habe, ist deshalb schon, ob meine Hilfe Christen zugutekommt oder doch Organisationen, die im Namen Jesu Christi arbeiten und helfen. Aber Johannes hat noch ein ganz anderes Problem im Blick. Nämlich: dass jemand keine Notwendigkeit sieht zu helfen: Wenn jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm?

Wohlgemerkt, dies ist kein Wort an Mittellose, wohl aber an alle, die begütert sind, die abgeben können. Gibt es überhaupt in unserm Umfeld Christen, denen es schlecht geht, die darben? Doch, zum Beispiel die christlichen Freizeitheime, für die Christen einstehen. Freizeitheime, die wegen der Pandemie seit langem überwiegend geschlossen sind und keine Einkünfte haben. Und daneben kommen durch die weltweiten Informationen, die uns heute erreichen, viele, viele in den Blick, die unsere Hilfe brauchen.

Dazu weist Johannes auf die negativen Folgen hin, die es hat, wenn wir nicht helfen: Wenn jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm?

Wie ist das gemeint?

Gott hat uns in Jesus seine ganze Liebe geschenkt. Der hat sogar sein Leben für uns gelassen. Nun will er uns befreien, seine Liebe nicht für uns zu behalten, sondern weiterzugeben.

Ein gutes Bild dafür sind die beiden Seen, ja Meere, im Land Israel, das galiläische Meer und das Tote Meer. Beide bekommen ihr Wasser vom Fluss Jordan, der in sie hineinfließt. Aber es gibt zwischen ihnen einen gewaltigen Unterschied: Der See Genezareth, der den Jordan im Norden empfängt, gibt ihn im Süden weiter. Das Tote Meer aber behält ihn für sich, gibt keinen Tropfen ab.

Gottes Liebe in Jesus bleibt in uns, wächst in uns, bringt unser Leben zum Blühen, wenn wir sie weitergeben, ob materiell oder auch mit liebevollem Handeln an unserem Nächsten. Aber die Liebe Gottes verkümmert und vertrocknet, wenn wir sie nur für uns behalten.

Wenn jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm? So helfe Jesus Christus Ihnen und mir heute zu einem Tag, an dem wir seine Liebe weitergeben, durchfließen lassen.

Autor/-in: Pfarrer i. R. Hans-Jörg Blomeyer