13.05.2018 / Wort zum Tag

Leuchtendes Angesicht

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

4. Mose 6,25

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Haben Sie schon einmal Eltern kurz nach der Geburt ihres Kindes gesehen? Da leuchten ihre Gesichter, sie strahlen. Das Neugeborene liegt müde und unbeteiligt im Arm der Mutter. Aber die Eltern sind hin und weg. Es rührt sie im Innersten. Dieses Wesen, das völlig auf sie angewiesen ist, berührt sie. Das Angesicht der Eltern strahlt. Sie werden für dieses kleine Wesen sorgen. Sie werden alles für ihr Kind tun: nähren, helfen, schützen. Vielleicht wissen sie noch nicht, wie manche gestörte Nacht es bedeuten wird und wie viel Sorge und Müh. Aber das zählt jetzt nicht.

Meine Kinder haben mich immer wieder dazu gebracht, mein Verhältnis zum himmlischen Vater neu zu sehen. Im Aaronitischen Segen finde ich etwas Ähnliches wie bei den anfangs erwähnten Eltern. Der mittlere Teil dieses Segens ist das Wort zum heutigen Tag: Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. (4. Mose 6,25). Hier wird dem gesegneten Menschen ein Doppeltes zugesprochen: Gottes leuchtendes Angesicht soll über ihm sein und Gott soll im gnädig sein.

Was bedeutet das leuchtende Angesicht? Wie bei den frischgebackenen Eltern ist damit Gottes Aufmerksamkeit und Zuwendung zu seinen Menschen gemeint. Es zeigt nicht nur die Gegenwart Gottes, sondern seine liebevolle Zuwendung, seine Freude an seinem Geschöpf. Das Gegenteil geschieht, wenn Gott sein Angesicht verbirgt. Dann erschrecken die Menschen. Dann wird es kalt und einsam. Im Segen wird uns die Agape-Liebe Gottes zugesprochen. Sie bedeutet: Gott nimmt uns an, wie wir sind. Die Zuwendung Gottes, sein Angesicht, bedeutet durch das ganze AT, dass er für seine Leute sorgt, sie schützt und leitet und ihnen hilft.

Der zweite Teil zeigt den Grund dafür: Gott will uns gnädig sein. Diese Zuwendung Gottes haben wir nicht verdient, aber wir brauchen sie. Und wir dürfen sie mit diesem Segen ganz bewusst empfangen. Hier geht es mehr um die geistliche Hilfe und Zuwendung. Der Segen betrifft unser ganzes Leben und unsere Beziehung zu Gott. Da wird uns Großes zugesagt.

Das hebräische Wort für gnädig sein hängt mit „sich herabneigen“ zusammen. Gott ist so viel größer und unfassbarer, als wir nur ahnen können. Und dieser Gott neigt sich zu uns, seinen Geschöpfen, herab. Wir sind ihm wichtig. Er weiß, wie sehr wir ihn brauchen.

Ralf Luther schreibt in seinem Neutestamentlichen Wörterbuch über die Gnade: „Das Neue Testament versteht unter der Gnade Gottes immer sein unmittelbares Eingreifen, Helfen und Geben. In der Gnade stehen heißt: in unmittelbarer Beziehung zu Gott stehen.“ Nehmen wir doch dieses großartige Angebot gerade heute für uns an.

  1. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Amen
Autor/-in: Pfarrerin Dagmar Rohrbach