05.12.2020 / Serviceartikel

Kreativ werden statt jammern

Corona muss uns die Weihnachtsfreude nicht verderben. Ideen für eine corona-konforme Adventszeit.

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Der Audio-Beitrag zum Thema mit Rebecca Schneebeli.

Diese Adventszeit ist anders: Keine Weihnachtsmärkte, keine großen Adventsfeiern und angesichts des weiterhin hohen Infektionsrisikos machen Weihnachtseinkäufe weniger Freude. Selbst wenn eine vorsichtige Lockerung der Kontaktbeschränkungen an Weihnachten in Sicht ist, auch Heiligabend wird anders: Zurückgezogener, stiller und eventuell für viele auch einsamer.

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Teil II des Audio-Beitrags mit Rebecca Schneebeli.

Verständlicherweise gehen etliche Menschen eher deprimiert als voller Vorfreude durch diese Adventszeit. Weihnachten ist für viele Deutsche – ob sie nun an Gott glauben oder nicht – das wichtigste Fest im Jahr, bei dem die Familie im Mittelpunkt steht. Kein Wunder also, dass wochenlang im November die Rede davon war, „Weihnachten zu retten“. Man hoffte, mit einem Monat harter Beschränkungen doch noch eine annähernd normale Advents- und Weihnachtszeit zu erleben. Mittlerweile ist klar: Gereicht hat das nicht, die Maßnahmen wurden sogar noch einmal verstärkt.

Viele Menschen fragen sich nun: Was erwartet mich in dieser Adventszeit? Wie kann überhaupt in diesem Jahr Weihnachtstimmung aufkommen? Einige Ideen dazu möchte ich mit Ihnen teilen.

Viele Menschen fragen sich : Was erwartet mich in dieser Adventszeit? Wie kann in diesem Jahr Weihnachtstimmung aufkommen?

Dem Ursprung von Weihnachten auf die Spur kommen

Doch werfen wir zunächst einen Blick in die Bibel. Dort hat unser Weihnachtsfest seinen Ursprung. Weihnachten – das ist für uns Kerzenschein, Familienzeit, Geschenke. Die Situation von Maria und Josef jedoch erinnert in vielem eher an das Chaos, das wir in diesem Jahr erlebt haben.

Ein junges Paar, sie hochschwanger, reist auf einem Esel über 150 Kilometer zum Geburtstort des Mannes. Und zwar nur, um sich dort in eine Liste einzutragen. So hat es der Staat verordnet. Dort heißt es wie vor manchem Corona-Testcenter Schlange stehen. Denn sie sind nicht die einzigen, die in Bethlehem einen Schlafplatz suchen.

Es gibt zwar kein Beherbergungsverbot, aber trotzdem keine Übernachtungsmöglichkeit; denn alle „Hotels“ der Stadt sind voll. Die einzige Unterkunft: Ein Stall. Dort bringt Maria ihr Kind, den Sohn Gottes, zur Welt. Dann müssen die Eltern fliehen. Alles andere als optimal und ganz sicher nicht so romantisch wie in manchem Krippenspiel.

Das sind die Umstände, in denen Gott in Jesus zu uns Menschen kommt. Selbst wenn uns diese ganz andere Adventszeit bedrückt, sie hindert Gott nicht daran, uns seine Weihnachtsfreude zu schenken. Er ist damals in einem dreckigen Stall zur Welt gekommen, ihn hindert auch die Corona-Pandemie nicht, uns nahezukommen, wenn wir dafür offen sind. Und vielleicht kann manche Einschränkung uns sogar dabei helfen, den Blick neu auf diese Kernbotschaft von Weihnachten zu richten.

Gott ist damals in einem dreckigen Stall zur Welt gekommen, ihn hindert auch die Corona-Pandemie nicht, uns nahezukommen, wenn wir dafür offen sind.

Eine terminfreie Adventszeit

Eine Adventszeit ohne Termine. Das war der zweite Gedanke, der mir zu dieser Adventszeit in den Sinn kam. Über die letzten Jahre waren die Wochen vor Weihnachten bei mir immer voller geworden: Eine Weihnachtsfeier nach der anderen, dort noch ein dringendes Arbeitsmeeting, dann noch mit Freundinnen zum Plätzchenbacken treffen und nicht zu vergessen, die Suche nach einem passenden Geschenk für jeden.

Oft bin ich nicht einmal dazu gekommen, an einem Wochenende mit meinem Mann auf einen Weihnachtsmarkt zu fahren. Und wenn es geklappt hat, war es oft so voll, dass man kaum zu den einzelnen Ständen durchkam.

Dieses Jahr fällt all dies weg und ich merke, das tut mir auch gut. Natürlich vermisse ich den Trubel, das gemütliche Beisammensein mit anderen. Aber vielleicht finde ich so endlich wieder Zeit dazu, Geschenke selbst zu machen, wie ich es als Studentin geliebt habe. Oder aber ich kann meine Weihnachtspost mal nicht erst drei Tage vor dem Fest verschicken.

Mal wieder in Ruhe ein Buch lesen, bei einem Tee einer CD mit Adventsliedern lauschen, all das ist in diesem Jahr entspannter möglich, und zwar ohne, dass ich jemanden absagen und ihn eventuell vor den Kopf stoßen muss.

Vielleicht geht es Ihnen ähnlich und auch Sie haben die Vorweihnachtszeit immer als stressig erlebt. Dann nutzen den Stopp dieses Jahr doch als Doppelpunkt und nehmen Sie sich in diesem Jahr bewusst Zeit für Dinge, die sonst immer zu kurz kamen.

Adventszeit = Familytime

Doch die Kontaktbeschränkungen geben mir nicht nur mehr Zeit, sie helfen mir auch, mich auf wenige Menschen in meinen Begegnungen zu fokussieren. Ja, auch ich verbringe die Adventszeit gerne mit vielen Freunden. Aber in der Beschränkung liegt auch Potenzial. Ich kann sie nutzen, um die Beziehung zu diesen wenigen Menschen zu stärken. In den meisten Fällen wird das die eigene Familie sein. Warum nicht das Beste aus dieser „einsamen Adventszeit“ machen und die Wochen vor Weihnachten mit viel Familienzeit füllen?

Gemeinsam backen, gemeinsam basteln, gemeinsam Weihnachtslieder singen. Wann haben wir sonst vor Weihnachten so viel Zeit, dies als ganze Familie zusammen zu machen? Natürlich, wir alle sind die Kontaktbeschränkungen langsam müde, aber anstatt einander auf die Nerven zu gehen (was sicherlich auch immer wieder passieren wird), können wir uns auch bewusst entscheiden, das Mehr an Familienzeit zu genießen und zu nutzen. Denn schon in der nächsten Adventszeit wird vermutlich der normale Adventstrubel zurück sein.

Natürlich, wir alle sind die Kontaktbeschränkungen langsam müde, aber anstatt einander auf die Nerven zu gehen, können wir uns auch bewusst entscheiden, das Mehr an Familienzeit zu genießen.

Wer keine eigene Familie hat, kann sich öfter mit der besten Freundin oder einem festen Kumpel treffen und bewusst in diese Freundschaft investieren. Ja, wir können die Vorweihnachtszeit leider nicht mit so vielen Menschen verbringen, wie wir wollen. Aber wir können sie bewusst mit den Menschen verbringen, die uns am wichtigsten sind.

An andere denken

Corona betrifft nicht nur uns selbst, sondern auch andere. Daran können wir uns erinnern, wenn uns in den Lockdown-Adventstagen mal die Decke auf den Kopf fallen will. Sicher, manchmal möchte man sich dann selbst vielleicht nur verkriechen und selbstbemitleiden. Doch ein besseres Mittel gegen eigene Unzufriedenheit ist es, anderen zu helfen oder etwas Gutes zu tun.

Schließlich geht es darum an Weihnachten: Gott schenkt uns seinen Sohn und wir beschenken als Zeichen der Liebe Gottes einander. Nun kann man in diesen Zeiten die Liebe Gottes wunderbar auch praktisch weitergeben. Die Familie von nebenan freut sich sicher über einen Teller mit selbstgemachten Plätzchen, wenn sie gerade wegen Quarantäne nicht das Haus verlassen darf.

Der Seniorin von gegenüber kann man vom Wocheneinkauf etwas mitbringen, damit sie als Risikopatientin nicht in die Geschäfte muss. Und wenn man sich selbst einsam fühlt, gibt sicherlich jemanden, der sich über einen Anruf freut.

Gerade weil diese Adventszeit uns allen zusetzt, ist es wertvoll, wenn wir trotzdem aneinander denken. Damit können wir Verbundenheit zeigen, auch wenn wir einander nur begrenzt persönlich treffen können. Und vielleicht bleibt ja beim DHL-Mann auch etwas von Gottes Liebe hängen, wenn wir ihm als Dankeschön mal eine Tafel Schokolade in die Hand drücken. Wir selbst haben es in der Hand, wie wir diese Adventstage begehen und auch, welche Botschaft wir damit an andere senden.

Gerade weil diese Adventszeit uns allen zusetzt, ist es wertvoll, wenn wir trotzdem aneinander denken. Damit können wir Verbundenheit zeigen, auch wenn wir einander nur begrenzt persönlich treffen können.

Kreativität ist gefragt

Letztlich hängt viel davon ab, wie kreativ wir mit der Situation umgehen. Die äußeren Umstände können wir nicht ändern. Das Plätzchenbacken mit Freunden – auf nächstes Jahr verschoben, der Weihnachtsmarkt – abgesagt, der Besuch bei Oma und Opa – auf der Kippe. Ja, das kann und das darf traurig machen.

Aber wer hat eigentlich gesagt, dass man sich nicht auch per Videocall zum Plätzchenbacken verabreden kann? Vielleicht startet man damit ja eine ganz neue Tradition. Auch vieles andere geht mittlerweile online: Spielenachmittage, Filmabende, ja, ich habe sogar schon von Online-Diskoabenden gehört – ganz auf Distanz und corona-konform. Auch Online-Karaoke boomt. Warum sich nicht mal mit Freunden auf diese Weise zum Weihnachtsliedersingen verabreden? Es wird sicherlich ein Event, über das man noch nach Jahrzehnten spricht.

Und den Weihnachtsmarktbesuch – den kann ich mir günstiger auch nach Hause holen. Punsch oder Glühwein lässt sich gut selbst machen, dazu vielleicht noch ein paar Waffeln backen oder aber sich direkt selbst an die Herstellung gebrannter Mandeln wagen. Wem das noch nicht genug Weihnachtsmarktfeeling ist, der stellt zusätzlich draußen noch den Grill auf und brät ein paar Würstchen dazu.

Und Oma und Opa? Die freuen sich auch über ein selbstgedrehtes Weihnachtsvideo. Das kann man dann gleich auch an den ganzen Rest der Verwandtschaft schicken. Ja, wir werden dieses Jahr auf einiges verzichten müssen. Aber mit Kreativität und mit Blick auf den wahren Kern von Weihnachten könnte diese Adventszeit trotzdem im positiven Sinne unvergesslich werden.

Lied: Die Weihnachtsfreude pustet keiner aus

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

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