14.12.2020 / Wort zum Tag

Korintherkredit

Der Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit.

2. Korinther 9,10

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Die Gemeinde in Jerusalem braucht Geld. Paulus macht sich zum Fürsprecher und ist sich nicht zu schade, um Unterstützung für die älter werdenden und notleidenden Glieder der Urgemeinde zu bitten. Wir würden ihn heute Fundraiser oder Crowdfunder nennen.

Er hat selbst kein Kapital, begeistert aber andere, ihr Geld für eine gute Sache zur Verfügung zu stellen. Dabei weist Paulus auf ein natürliches Geheimnis von Vermögen hin. Dieses richtig eingesetzt, wächst aus ihm etwas Großes, so wie aus einem Samenkorn heraus Korn zum Brot wächst.

Dahinter steckt die Erfahrung: Man kann das Korn verarbeiten und essen – aber damit ist es weg. Wenn man es als Samen einsetzt, wächst daraus ein Mehrfaches und das macht dann auch satt. Ich verstehe das so: Wir können und dürfen unser Geld für unseren Lebensunterhalt benutzen, ausgeben – und damit ist es dann aber auch weg. Einen Teil davon als Samen zu verwenden – also Gutes damit tun, Spenden abgeben oder für ein Hilfsprojekt zur Verfügung stellen – das macht aus unserem Geld mehr als nur die eigene Versorgung und egoistische Zukunftssicherheit.

Der zweite Korintherbrief ist ein leidenschaftlicher Appell von Paulus, dass es zu einem Ausgleich innerhalb der Gemeinde Jesu kommt. Die Wohlhabenden geben denen ab, die Not leiden – aus welchen Gründen auch immer. Und wer durch Unterstützung anderer wieder auf die Beine kommt, der kann dann wieder abgeben und Gutes tun (Vers 8). Daher kommt auch der Begriff „Korintherkredit“.

Kennen Sie den? Ein Christ oder ein Ehepaar, die sozusagen „es geschafft haben“ – also finanziell gesichert sind, ihre Wohnung eingerichtet haben und mehr verdienen, als sie momentan verbrauchen - stellen einen größeren Geldbetrag zur Verfügung. Den übergeben sie an ein Paar oder eine Studentin, die am Aufbau ihrer Existenz sind und finanziell unter Null dahinkrebsen.

Dieses Geld wird ihnen zur eigenen Verwendung überlassen. Es gibt nur die eine Bedingung: Wenn sie auf eigenen Füßen stehen und finanziell auf sicherem Boden sind, dann muss der gleiche Betrag an eine andere Person weitergegeben werden, die Schwierigkeiten mit dem Start ins Leben hat. Sie bekommt dann das Geld, ebenso mit der Verpflichtung, es später weiterzugeben usw. Ein kleiner Vertrag wird unterschrieben – mehr zur Erinnerung als zur Kontrolle.

Korintherkredit – keine schlechte Idee. „Früchte eurer Gerechtigkeit“, nennt es Paulus.

Autor/-in: Albrecht Kaul