16.08.2009 / Wort zum Tag

Kolosser 3,12

So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld.

Kolosser 3,12

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Mit Kleidung drücken wir etwas aus. Ein Faschingskostüm macht deutlich, dass der Träger mit dem, was er tut oder sagt, nicht ganz so ernst genommen werden sollte. Ein Hochzeitsanzug bzw. ein rauschendes Hochzeitskleid sagen aus, dass dieser Tag den Trägern etwas ganz Besonderes bedeutet. Ein Blaumann hat etwas mit Zweckmäßigkeit zu tun und ein schmieriger Ölfleck steht ihm gut. Meine Großmutter hatte ein Kleid, das sie nur sonntags zum Gottesdienst trug, für andere ist die Jeans so etwas wie eine Lebensphilosophie. Kleidung sagt etwas aus über uns, wir sagen etwas mit unserer Kleidung.

Im Kolosserbrief steht der Satz für heute: „So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld.“ Was sind denn das für Kleidungsstücke? Die scheinen ja überhaupt nicht in unsere Zeit zu passen. Heute sind eher Cleverness, Coolness, Selbstverwirklichung und Zeitmanagement gefragt. Da klingen Demut, Sanftmut und Geduld wie Klamotten aus der Kleidersammlung von vorgestern. Und doch sind es Kleidungsstücke, die wärmen und schützen, die Leben ermöglichen und erträglich machen.

Herzliches Erbarmen – also einen Menschen nicht nach seinen Leistungen beurteilen, sondern dem Jugendlichen helfen, der im Leben nicht zurechtkommt; der Frau Zeit zu opfern, die sie nicht zurückzahlen kann.
Freundlichkeit – eine kleine Geste der Verkäuferin gegenüber, die genervt bis 20 Uhr an der Kasse sitzen muss. Einem Kind die scheinbar belanglose Frage mit etwas mehr Zeit beantworten.
Demut – das Wort hat seinen Sinn her von Diene-Mut. Mut, dem anderen zu dienen, ihm oder ihr mehr zu geben als vorgeschrieben. Nicht zu fragen: Was habe ich davon? Sondern einmal zu fragen: Was hat der andere davon? Was kann ich tun, damit es ihr besser geht, sie wieder auf die Beine kommt?
Sanftmut – auch hier steckt wieder das Wort Mut darin. Mut haben, sanft zu sein. Also nicht auf mein Recht zu pochen, sondern in Güte einen Weg zu suchen, mit dem beide Kontrahenten gut leben können. Manchmal gehört viel Mut dazu, immer wieder den Kompromiss zu suchen, besonders wenn das Recht so eindeutig auf meiner Seite ist.
Geduld wird in dem Tagestext als letztes Kleidungsstück genannt. Geduld mit den Vorgesetzten, mit den Untergebenen, Geduld mit dem Partner und Geduld mit mir.

Nun sind das keine Eigenschaften für Polizisten im Dienst oder Programme, mit denen man die Welt regieren kann. Sie sind den Christen ans Herz gelegt. Christen sind die Auserwählten Gottes, die von Jesus Geliebten, Geheiligten und Erlösten. Wenn Sie auch dazu gehören, dann versuchen Sie doch heute einmal ganz bewusst mit einem dieser Kleidungsstücke zu leben – und nehmen Sie morgen ein anderes dazu.
 

Autor/-in: Albrecht Kaul