12.09.2012 / Wort zum Tag

Kolosser 1,23

"Bleibt im Glauben, gegründet und fest, und weicht nicht von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt und das gepredigt ist allen Geschöpfen unter dem Himmel"

Kolosser 1,23

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Bleibt im Glauben, gegründet und fest, und weicht nicht von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt und das gepredigt ist allen Geschöpfen unter dem Himmel. (Kolosser 1,23)

Mit drei gewaltigen Sätzen – so im griechischen Urtext – führt der Apostel über vierzehn Verse die Gemeinde in Kolossä ins Zentrum des Glaubens. Zuerst öffnet er in seiner Fürbitte den Blick auf den Christus, der den ganzen Kosmos regiert. Dann macht er eindringlich deutlich, dass dieser Herr des Kosmos zugleich das Haupt seiner Gemeinde ist. Er schließt damit, dass dieser Herr jeden einzelnen durch die Hingabe seines Lebens aus einem verkehrten und verfehlten in ein heiliges, untadeliges Leben versetzt hat.
Die Verwandlung unseres Lebens hängt allerdings an einer Bedingung. Und die ist uns durch den Vers 23 aus Kolosser 1 aufgegeben: Alles, was mir von Gott gegeben wird, kann mir nur zuteilwerden, wenn ich im Glauben fest stehe und von der Hoffnung nicht weiche.
Was könnte meinen Glauben ins Wanken bringen? Es sind doch immer wieder die schweren, dunklen und belastenden Erfahrungen. Immer dann, wenn die Wirklichkeit so ganz anders ist als meine Vorstellungen, gerät mein Glaube ins Wanken. Wenn beispielweise eine Naturkatastrophe Massen von Menschen dahinrafft, kommt mein Glaube an die Güte des Schöpfers und Lenkers der Weltgeschichte ins Wanken. Kann ich damit Paul Gerhard noch singen und sagen: „Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl?“ – Oder käme mir das blasphemisch vor?
Was könnte meinen Glauben noch ins Wanken bringen? Wenn es in unserer Gemeinde so ganz gegen das Evangelium und die geschwisterliche Liebe läuft. Da brechen plötzlich zwei Fraktionen auseinander und bekämpfen sich, als hätte Jesus ihnen nicht den dienenden, liebenden Geist mitgegeben. Durch das Scheitern frommer Geschwister werden Werte in Frage gestellt, die bisher als unerschütterlich und fest galten. Wieso kann Jesus als Herr auch dieser Gemeinde ein solches Unglück zulassen?
Was könnte mich im Glauben noch ins Wanken bringen?  Wenn mein Leben so anders verläuft, als ich es geplant habe. Trotz meiner Frömmigkeit und trotz meiner Gebete muss ich erleben, wie auch ich unvermeidlich Krankheit und Unglück ausgesetzt bin. Wo bleibt er da, der gute Hirte?
Wo der Glaube ins Wanken gerät, da droht auch die Hoffnung zu weichen. Es hat keinen Zweck, auf bessere Zeiten zu hoffen. Keinen Lichtstreif ist am Horizont zu sehen. Ich will aufgeben und mich den dunklen Gedanken und der Melancholie überlassen.
Angesichts dieser Verdüsterung leuchtet die zweite Hälfte unseres Gottesworts auf: Das Evangelium haben wir gehört – ja sogar allen Geschöpfen ist es gepredigt! Darin also könnten mein wankender Glaube und meine weichende Hoffnung festen Grund unter den Füßen finden.
Doch wie wird dieses Evangelium in meinen Zweifeln, wenn ich wanke und schwanke lebendig? Dadurch, dass es meinen Blick auf den Herrn und seine Geschichte lenkt. Wo er hinkam, hat er Menschen getröstet. Er beruhigte aufgewühlte Geister. Er legte Kranken die Hände auf. Er segnete Kinder. Ich will ihm glauben, dass er heute unsichtbar mit mir geht und auch mir die Hände auflegt, auch mir ein gutes Wort sagt, auch meine Tränen trocken will.
Doch dann führt mich das Evangelium noch weiter. Am Ende seines Lebens verdüstert sich alles. Seine eigenen Volksgenossen verlassen ihn, die Gläubigen verwerfen und verachten ihn und in der Mitte seines Lebens wird er, der von keiner Sünde wusste, mit Verbrechern zum Tod am Kreuz verurteilt. Da wankte der Glaube der Jünger und alle Hoffnung war aus ihnen gewichen. Doch als sie dem Auferstandenen begegneten, da wussten sie, dass Gott stärker ist als Sünde, Tod und Teufel. So hat es Luther oft zusammengefasst. Darauf will ich heute meinen Glauben gründen und von meiner Hoffnung auf den Sieg des Lebens über alles Düstere nicht weichen!

Autor/-in: Pastor Dr. Georg Gremels