31.12.2013 / Wort zum Tag

Klagelieder 3,31-32

Denn der HERR verstößt nicht ewig; sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte.

Klagelieder 3,31-32

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„Altjahresabend“ nannte man früher den heutigen Tag. In wenigen Stunden wird 2013 Geschichte sein. Jahresrückblick ist angesagt. Wie er bei uns aussehen wird? Er wird vermutlich die ganze Bandbreite des Lebens umfassen: Lachen und Weinen, Freud und Leid, Erfolg und Versagen.

Und der Jahresrückblick unseres Glaubens? Es hat sicher Zeiten gegeben, da war uns Gott ganz nah. Wir hörten seine Stimme, wir sahen seine Spuren, wir erlebten sein Eingreifen. Aber es gab auch Zeiten, da war uns Gott ganz fern. Da schwieg er. Da fühlten wir gar nichts von seiner Macht.

In unserer Tageslosung hält Jeremia Rückschau. Nicht auf ein zu Ende gehendes Jahr, sondern auf die jüngste Geschichte seines Volkes mit Gott. Dabei geht ihm schmerzhaft auf: Ja, Gott kann verstoßen! Wie Israel in die babylonische Gefangenschaft, weil es seine jahrzehntelangen Warnungen in den Wind geschlagen hatte. Und Gott kann betrüben! Menschen Lasten auferlegen, unter denen sie körperlich und seelisch fast zerbrechen – auch Menschen, die an ihrem Leid oder Unglück nicht schuld sind!

Doch Jeremia weiß: Der HERR verstößt nicht ewig, sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte.

Was für ein Weitblick! Gottes verdientes Gericht, auch seine dunklen, unbegreiflichen Wege mit uns, sind nicht sein letztes Wort, sondern dienen einem Ziel – seinem Ziel! Etwa dem: Sich über verkehrte Wege zu beugen und zu Gott umzukehren. Trotz allem Leid seiner Güte zu vertrauen: dass er es dennoch gut mit uns meint. Schwere Zeiten als Heimsuchungen zu verstehen: als Zeiten, in denen  Gott uns Heimatlose bei sich heimisch machen will. Sein letztes Ziel ist das große Fest des Himmels, das jeder von uns mitfeiern soll.

Trotzdem tut es manchmal weh, wenn Gott uns andere Wege als die von uns gewünschten und erbetenen führt. Erst recht tut es weh, wenn er uns etwas nimmt, was seinem Liebesplan mit uns im Weg steht. Ihm ist alles untergeordnet, was Gott in unser Leben hineinordnet oder darin zulässt. Hinter allem steht sein nie endendes Erbarmen und seine große Güte!

Die Garantie dafür ist der, mit dem die große Freude in die Welt kam und dessen Geburtstag wir Christen vor einer Woche feierten: Jesus Christus. Wohl deshalb hieß der 31. Dezember bei uns im Fichtelgebirge früher „Neigohrsheilichombd.“ Für Nicht-Oberfranken „Neujahrs-Heiligabend.“

Eine eigenartige Wortschöpfung, die Silvester mit Weihnachten verknüpft! Sie will jeden von uns heute ermutigen:

 „Schau nur ins Weihnachtslicht zu jeder Jahreswende;
denn Gottes Gnadenlicht nimmt mit dem Jahr kein Ende.
Vom alten Jahr fällt der Krippe Schein ins neue.
Die lichte Güte hält dir nach wie vor die Treue.
Was dich auch quälen mag an nicht errungnen Siegen –
Gott lässt an keinem Tag am Weg dich notvoll liegen.
Der Weihnacht heller Schein liegt über allen Tagen.
Du darfst Gott eigen sein in Schuld und trotz Versagen.
Schau nur ins Weihnachtslicht zu jeder Jahreswende!
Und ob dein Sein zerbricht – Gott kennt kein Ende.“

Autor/-in: Pfarrer i. R. Gerhard Weinreich