16.05.2021 / Anstoß - Gedanken zum Tag

Keine Frage des Zeitgefühls

Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.

Psalm 90,10

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Es ist ein interessantes Phänomen, das alle Menschen in ihrem Leben wahrnehmen, wenn sie nur alt genug werden: Die Zeit vergeht schneller, je älter man wird! Erstaunlich. Als Kind vergehen die Wochen bis Weihnachten wie eine Schnecke, dafür dauern die Sommerferien viel länger. Als Erwachsener wundere ich mich darüber, warum der Urlaub schon wieder vorbei ist und Weihnachten bereits wieder vor der Tür steht!

Tatsächlich gibt es eine wissenschaftliche Erklärung für diese unterschiedliche Zeitwahrnehmung. Weil ich als Kind viele neue Dinge erlebe, habe ich daran eine starke Erinnerung, die mit einer deutlichen Wahrnehmung der Zeit verbunden ist. Als Erwachsener sind viele Dinge des Lebens Alltagsroutine. Neue Erfahrungen gibt es kaum noch und damit schwindet auch meine bewusste Wahrnehmung der Zeit.

Vielleicht war das so eine Erfahrung, die Mose, den Schreiber von Psalm 90 in der Bibel zu der Erkenntnis brachte: "Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Doch alles, worauf wir stolz sind, ist nur Mühe, viel Lärm um nichts! Wie schnell eilen die Jahre vorüber! Wie rasch schwinden wir dahin!" (Psalm 90,10 / HfA) – Ob nun Wissenschaft oder göttliche Erkenntnis, entscheidend ist immer, was ich aus der Lebenszeit mache, die mir gegeben ist! Ganz egal ob sie sich lang oder kurz anfühlt.

Autor/-in: Horst Kretschi