21.12.2022 / Wort zum Tag

Kein Grund zur Panik!

Der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört.

Lukas 1,13

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Als er aufbrach, war die Welt noch in Ordnung. Er kannte den Dienstplan für die am Tempel in Jerusalem amtierenden Priester. Also machte er sich pünktlich auf den Weg. Als er ankam, waren auf dem Vorplatz schon viele Leute versammelt. Zacharias trat ins Heiligtum ein, legte seine liturgischen Gewänder an und bereitete sich vor, das Räucheropfer darzubringen. Im Tempel herrschte nur ein etwas dämmriges Licht. Aber er wusste ja bei jedem Handgriff, was er zu tun hatte.

Doch plötzlich durchzuckte ihn ein jäher Schreck. Im Raum erschien ein grelles Licht. Er schaute hinüber und erblickte eine leuchtende Gestalt. Wer war der Fremde, der ihm unversehens erschien? Angst kroch in ihm hoch. Doch der Eindringling sprach ihn mit Namen an und verkündigte ihm unglaubliche Dinge: „Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört und dein Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären.“

Seine Frau Elisabeth war alt geworden. Die flehentlichen Gebete des Ehepaars um ein Kind blieben unerhört. Elisabeth war und blieb kinderlos. Inzwischen hatten sie sich damit abgefunden. Aber es ist ein dunkler Schatten, der über ihrem Leben liegt.

Und jetzt – völlig unerwartet – stand zur rechten Seite des Altars ein Engel und versprach ihm, dass seine hochbetagte Frau schwanger werden wird. Sie soll ein Kind gebären, das in Gottes Heilsplan eine herausragende Rolle spielen wird. Zachäus stand da und schüttelte verwirrt den Kopf. Gabriel, der Bote Gottes, kündigte ihm, der noch immer skeptisch war, ein Zeichen für die Wahrheit seines prophetischen Wortes an: „Du wirst stumm sein und nicht reden können, bis sich die Verheißung erfüllt hat.“

Nun merkte Zacharias erschreckt, dass die Zeit bedrohlich fortgeschritten war und die Menschenmenge vor dem Tempel unruhig wurde. Warum erschien der Priester nicht, um das Opfer zu vollziehen? Als er draußen stand, wollte Zacharias die Menge grüßen, aber er brachte keinen Ton heraus. Er vollzog den Opferritus und schickte dann die irritierten Menschen nach Hause.

Auf dem Rückweg zu seinem Haus wurde ihm klar: ich habe eine Erscheinung gehabt. Er hat noch die Worte, die sich tief in ihm eingeprägt haben, im Ohr: „Fürchte dich nicht, denn dein Gebet ist erhört.“ Gott hat Großes mit dem Jungen vor, der dir geboren wird. Gewiss, das ist keine alltägliche Geschichte, die im ersten Kapitel des Lukasevangeliums steht. Nein, es ist die Ouvertüre zur Weihnachtsbotschaft. Elisabeth und Zacharias sind Zeugen des Wunders, das nun seinen Lauf nimmt.

Menschen, die die Weihnachtsgeschichte hören, haben oftmals ein Problem mit der Tatsache, dass dieses einmalige Ereignis weit von uns weg ist. Was bedeutet eine Geschichte, die sich vor 2000 Jahren zugetragen hat, für uns heute? Wie kommen wir durch die beängstigenden Krisen unserer heutigen Welt? Kaum haben wir Corona scheinbar besser im Griff, da erschüttert uns der Ukraine-Krieg mit seinen verheerenden Auswirkungen: Hungersnot in Afrika, Inflation bei uns im Lande. Wie soll man da zuversichtlich Weihnachten feiern?

Gott hat zu seinem Wort gestanden und hat das Weihnachtswunder geschehen lassen. Das bedeutet auch für uns viel. Er ist treu und zuverlässig. Gottes Verheißungen gelten ohne Vorbedingungen an jedem Tag neu. Deshalb können wir auch an den kommenden Feiertagen Gott mit unseren Bitten bestürmen. Das Versprechen, dass Gott in anscheinend unlösbaren Situationen seine Hilfe schenkt, das gilt ohne Einschränkung. Den Zuspruch „Fürchte dich nicht!“ dürfen wir für uns ganz persönlich in Anspruch nehmen. Das ist ein wesentlicher Grund der Weihnachtsfreude.

Autor/-in: Prof. Dr. Rolf Hille