27.02.2011 / Wort zum Tag

Jona 2,8

Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und mein Gebet kam zu dir.

Jona 2,8

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Wir müssen an so vieles denken. Von Kindheit an wird uns eingeschärft, woran wir alles zu denken haben; was wir auf keinen Fall vergessen dürfen. Wir machen uns darum auch Checklisten, um ja an alles zu denken, wenn wir in den Urlaub fahren oder eine Veranstaltung organisieren müssen. Mancher macht sich auch einen Knoten ins Taschentuch – und vergisst dann wo möglich das Taschentuch oder woran ihn der Knoten erinnern sollte. „Professoren“ sind sprichwörtlich für ihre Vergesslichkeit: sie müssen an so viele spezielle Dinge denken, dass alltägliche Sachen oft keinen Platz mehr haben. Da wollte doch einmal ein Professor heiraten. Am Morgen des Tages, an dem er in den Stand der Ehe treten wollte, saß er auf der Bettkante und zerbrach sich den Kopf: „Ich wollte doch heute in etwas treten und weiß nicht mehr, in was!“

Wir müssen nicht nur an vieles denken, es kommt ständig Neues dazu. Das ging auch dem Propheten Jona so. Als Gott ihn nach Ninive sandte, dachte er an die möglichen Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten, die mit diesem Auftrag verbunden sein könnten, und er sagte sich: da gehe ich lieber nicht hin! Eine Kreuzfahrt im Mittelmeer wäre doch viel besser.

Als er auf seiner Kreuzfahrt war und ein schwerer Sturm nahte, dachte sich Jona: ich verkrieche mich in meine Kajüte und ziehe mir die Decke über den Kopf, bis der Sturm vorüber ist. Die Matrosen aber waren keine Kinder von Traurigkeit. Sie dachten an alle Möglichkeiten und fingen deshalb an, ihre Götter anzurufen. Sie kennen die Geschichte: Erst als Jona über Bord geworfen worden war, hörte der Sturm auf. Jona landete im Bauch eines grossen Fisches. In seinem Rückblick sagt Jona: „Als meine Seele in mir verzagte, dachte ich an den HERRN, und mein Gebet kam zu dir in deinen heiligen Tempel.“
Oft sind es Tiefpunkte und ausweglose Situationen, in denen wir wieder neu und vertieft an Gott denken und ihn von Herzen suchen. Situationen wie Konflikte in der Ehe oder Familie, Sorgen um die Kinder oder eine schwere Krankheit. Ist es aber nicht oft so, dass wir auch dann noch zuerst an alles mögliche andere denken: an Menschen, Ratgeber, Ärzte, Bücher, manchmal auch an fragwürdige Mittel und Kräfte, die uns angeboten werden. Erst wenn das alles nicht geholfen hat, hört man den vielsagenden Satz: „Da kann man nur noch beten!“

Dass Sie mich nicht missverstehen: ich sage damit keineswegs, dass wir nicht an Menschen, Ratgeber, Ärzte und gute Bücher denken sollen! Die behalten an der richtigen Stelle durchaus ihren Wert und ihre Bedeutung. Aber wir sollten vor allem und allen anderen an den Herrn denken, er ist mehr als ein Notnagel. Jona brauchte zuerst eine Bedenkzeit in einem großen Fisch. So weit muss es bei uns nicht kommen. Wie gut, wenn uns die Tiefen unseres Lebens dahin führen, dass wir wieder ganz grundsätzlich an Gott denken und ihm den Platz in unserem Leben geben, der ihm zusteht.

Nach diesem Umdenken gab es für Jona neue Erfahrungen mit Gott. Das Umdenken und Lernen ging weiter. Jona lernte immer besser, was es heißt, in allen Lagen an Gott zu denken und mit ihm zu rechnen. Und sein Leben half vielen anderen.
 

Autor/-in: Ernst-Gerhard Fitsch