11.02.2014 / Wort zum Tag

Johannes 7,37

"Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!"

Johannes 7,37

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Das Bibelwort für den heutigen Tag steht im Johannesevangelium, Kapitel 7. Jesus rief: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!“

Stellen Sie sich dazu folgende Szene vor: Sie spielt in Jerusalem, und zwar an einem großen Fest. Tausende von Pilgern sind gekommen. Das Laubhüttenfest wollen sie feiern, eine Art Erntedank- und Wasserbittfest. Das hat folgenden Hintergrund: Ab Mai regnet es in Israel nicht mehr. Die Trockenzeit beginnt. Sie dauert bis etwa Oktober. Dann kommt alles darauf an, dass der Regen bald wieder einsetzt, dass das Wasser wieder fließt. Menschen und Tiere sollen trinken können und das Getreide wieder wachsen. Darum bitten die Menschen bei diesem Fest. Ohne Wasser kein Leben - das wissen sie damals. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten kommt am letzten Tag. Da blasen vom Tempel die Posaunen, und dann steigen Priester mit einem goldenen Krug vom Tempelplatz weit hinunter zum Teich Siloah. Dort schöpfen sie das kostbare Nass und tragen es in heiliger Prozession hinauf in den Tempel. Dabei singen sie, zum Beispiel das Lied aus Jesaja 12: "Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Brunnen des Heils." Oder Psalm 23: „Er führet mich zum frischen Wasser“. So steigen sie mit dem Wasser zum Tempel hinauf und schütten dort das Wasser vor den Altar. Ein feierlicher Augenblick. Jetzt herrscht tiefe ergriffene Stille.

Und mitten hinein auf einmal der Ruf: "Wer da Durst hat, der komme zu mir und trinke." Die Augen fliegen herum - Jesus steht da, ruft, provozierend und einladend zugleich - sinngemäß: Was die Priester gebetet haben, was ihr Pilger euch erhofft, das erfülle ich und noch viel mehr. Äußeres Wasser ist wichtig, ja, bei uns und erst recht in den Trockengebieten unserer Welt. Aber Jesus zeigt: ich kenne auch euren inneren Durst. Den tieferen Durst, gegen den nicht einfach ein kühler Sprudel oder eine zischende Cola hilft. Durst nach frischem Leben, nach prickelnder Freude, nach kostbarer Lebenserfüllung. Dieser Durst gehört zu jedem normalen Menschsein. Ich spüre ihn, wenn der Gaumen der Seele klebt und fragt: Was macht mein Leben neu, wieder frisch?

Viele sind auf der Suche nach Durstlöschern. Manche suchen ein materielles Erfüllt-werden. Nicht zufällig hatte ein großes Versandhaus den Namen "Quelle". Auch andere Quellen locken: Vom Erlebnisrausch bis zur Geld-, Alkohol- oder Sexsucht. Möglichkeiten, den Lebensdurst zu stillen, gibt es viele. Und wie viele Menschen trinken und bleiben doch unerfüllt, spüren, dass da ganz innen etwas leer bleibt.

Und da steht nun Jesus und ruft: Wer Durst hat, der soll zu mir kommen!
Warum zu ihm?
Zwei Antworten darauf:
Jesus gibt etwas, was den Durst langfristig stillt: Vertrauen, Hoffnung, Liebe, ein Leben mit Ewigkeitsperspektive. Das sind nachhaltige Durstlöscher, die nicht so schnell verdunsten. Die Bibel nennt das lebendiges Wasser.
Und die zweite Antwort: Jesus sagt: Wer von mir trinkt, aus dem werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das merken dann also auch unsere Mitmenschen. Lebendiges Wasser zum Weiterfließen lassen. Heute praktizierbar. Probieren Sie es aus: Kommen, trinken, überfließen. Ich wünsche Ihnen in Erinnerung an das Laubhüttenfest damals einen guten, einen festlichen Durst.

Autor/-in: Prälat Ulrich Mack