08.04.2010 / Wort zum Tag

Johannes 11,32

Maria sprach zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.

Johannes 11,32

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Kurz nach Ostern lade ich Sie ein, mit mir auf eine vorösterliche Feststellung zu hören. Die Worte, die Maria zu Jesus gesprochen hat: „Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben“ (Joh 11,32).
Dieselben Worte hat bereits ihre Schwester Marta zu Jesus gesprochen, als dieser endlich nach Bethanien gekommen war, nachdem sein Freund Lazarus schon vier Tage tot im Grab lag.

„Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.“ So ähnlich sprechen Menschen manchmal. Sie sagen, wenn ein lieber Mitmensch stirbt: „Hätte ich doch einen anderen Arzt genommen.“ Oder: „Hätten wir unser Kind früher ins Krankenhaus gebracht.“

Ja, hätte ich. Was für ein bewegender Versuch, die traurige Tatsache wenigstens in Gedanken noch ungeschehen zu machen. Und damit ist vielleicht gemeint: Wäre doch Jesus dabei gewesen. Marta, die Schwester des toten Lazarus, glaubte, dass Jesus helfen kann. Sie sagte zu ihm: „Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben“ (Vers 22). Möglicherweise steckt dahinter eine kleine zaghafte Hoffnung, ob Jesus nicht doch irgendwie noch etwas tun kann. Natürlich ist das nicht der christliche Glaube wie er sein soll, sondern eine eingeschränkte Form. Doch so denken wir Christen manchmal. Jesus aber sprach das aus, was die Frau nicht aussprechen konnte: „Dein Bruder wird auferstehen“ (Vers 23). Was sollen die beiden Frauen mit dieser Verheißung anfangen? Sie können auch diese Verheißung nur aus ihrer Verlassenheit heraus begreifen. Deshalb sagt Marta zu Jesus auch: „Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird – bei der Auferstehung am Jüngsten Tage“ (Vers 24). Mit anderen Worten sagt sie: Der Verstorbene wird auferstehen, gewiss, aber das ist sehr weit weg in der Ferne, so wie Jesus nicht da war, als Lazarus starb.

Das allerdings ist die Frage. Wie ist das mit meinem lieben verstorbenen Mitchristen? Ich wünsche Ihnen, dass Sie in solch einer Situation einen Menschen haben, der ihnen dann das weitersagt, was Jesus zu Marta gesagt hat: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben“ (Verse 25+26). Diese Worte hat Jesus nicht irgendwohin gesprochen, so dass man sie bezweifeln oder diskutieren könnte. Er hat diese Worte zu der Frau gesagt, deren Bruder gestorben war. Zugleich hat er Marta gefragt: „Glaubst du das?“ Und das ist nun auch eine Frage an Sie, wenn Sie von einem lieben Mitchristen Abschied nehmen, wie Sie auf diese Frage „Glaubst du das?“ antworten. Ich wünsche Ihnen, dass Sie dann darauf mit ja antworten können. Eben weil Jesus gesagt hat „Ich bin die Auferstehung“ und nicht gesagt hat: Ich bin es vielleicht oder so ähnlich. Es geht in dieser Situation nämlich nicht mehr darum, ob Auferstehung denkbar oder wahrscheinlich ist, es geht darum, dass sich ein Mensch an Jesus ausliefert. Es geht um das Vertrauen, das Marta gegenüber Jesus bekennt: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist“ (Vers 27). Gegen die Wirklichkeit des Todes kann nur der Jesus stehen, der sagt: „Ich bin.“

Erst hernach hat Jesus den Lazarus auferweckt. Allerdings Lazarus wurde auferweckt, um später wieder zu sterben. Demnach war die Auferweckung des Lazarus noch keine Auferstehung im vollen Sinne, denn Lazarus wurde lediglich in sein irdisches Leben zurückgeholt. Doch seit Jesu Auferstehung am Ostermorgen hat der Tod keine letzte Macht mehr über uns. Er kann uns seit Ostern nicht mehr ums Leben bringen, sondern nur noch ins Leben bringen, weil Jesus dabei ist, wenn seine Nachfolger und Nachfolgerinnen sterben und auch dabei ist, wenn wir auferstehen in Gottes neue Welt.
 

Autor/-in: Pastor Udo Vach