19.08.2010 / Wort zum Tag

Johannes 11,26

Wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.

Johannes 11,26

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Leben und Sterben sind die Eckpunkte unseres Alltags. Ich wünsche mir einfach Leben zu können und die Dinge zu nehmen wie sie sind. Die Vorstellungen über ein erfülltes Leben sind unendlich groß. Für das Sterben höre ich oft den Wunsch, dass es schnell gehen soll. Es möge kein langes Krankenlager sein. Und was kommt dann, frage ich?

Das Bibelwort aus dem Johannesevnagelium redet doch genau von dem ganz menschlichen Wunsch, unsterblich zu sein. Für manche wird das Wirklichkeit in der Aussage: Du lebst in den Gedanken deiner Freunde weiter. Andere sagen, du lebst in deinen Kindern weiter. Dann höre ich die Aussage, du lebst in deinem Erbe weiter. Das sind alles ganz verständliche Aussagen, um nicht plötzlich das unausweichliche Ende ertragen zu müssen. Die Aussage von Jesus über das Leben und Sterben nimmt das alles auf. Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit ist uns Menschen eigen. Die Vergänglichkeit der Dinge spüren wir jeden Tag. Das sehen wir zum Beispiel in der Entwertung von materiellen Werten. Das spüren wir aber auch in der Gefahr, dass viele soziale Werte gefährdet sind. Schreckensmeldungen von Verlust und Tod gehören zu den alltäglichen Nachrichten.

Vor kurzer Zeit begegnete mir ein Spruch, den ich mir immer wieder einmal ansehe: „Wir denken immer, dass wir uns hier im Lande der Lebendigen befinden und auf das Sterben zugehen. Dabei ist es umgekehrt. Wir befinden uns im Lande der Sterbenden und haben das Land des Lebens erst vor uns.“ Diese Aussage erklärt treffend, dass Jesus uns bleibendes Leben zusagt. Hier sehe ich durch die Bindung an seine Person meine Hoffnung. Natürlich weiß ich auch, dass Christen nicht vor dem Sterben eines natürlichen Todes bewahrt werden. Im Vertrauen auf Jesus, der selbst den Tod überwunden hat, ist uns Christen Leben verheißen. Das reicht über den Tod hinaus. Jesus gibt uns die Perspektive zu einer Hoffnung, die größer ist als der alltägliche Tod. Mit zunehmendem Alter stellen viele einen Leistungsabfall fest. Es geht nicht mehr so wie früher. Diese Erfahrung kann uns schon ganz schön zu schaffen machen. Aber sie zeigt uns ganz realistisch, wie unser Leben beschaffen ist. Das soll uns nicht angst machen, sondern den Blick weiten. Christen haben eine Berufung, die über die Vergänglichkeit hinaus reicht. Dabei wissen wir, dass ja nicht nur alte Menschen sterben. So viele Jüngere müssen sich auch dieser Situation stellen. Wir haben bei unserer Geburt keinen Garantieschein bekommen, alt und gesund zu sterben. Durch unseren Glauben haben wir aber die Zusage, dass wir Leben haben, auch über den Tod hinaus. Jesus gibt uns hier eine Einladung zur Hoffnung. Hoffnung und Leben stehen in einer direkten Beziehung. Jesus hat sein Leben mit unserem verbunden. Er ist ganz Mensch geworden und kennt auch Angst und Enttäuschung, Er kennt Benachteiligung, Spott und Erniedrigung. Er weiß um das abgrundtiefe Leiden. Darin ist er uns so nahe gekommen. Jesus starb, wo alle menschliche Hoffnung am Ende war. Wir können es heute in der Bibel, z. B. im Evangelium des Johannes nachlesen, dass Gott seinen Sohn Jesus Christus zu einem unvergänglichen Leben auferweckt hat. Nun gründet sich unser Glauben aber nicht auf bedrucktes Papier. Auch bei so vielen Sterbenden habe ich eine Hoffnung gesehen, die durch das Leiden und Sterben trägt.

Da habe ich meine Entscheidung getroffen, dass sein Sterben und seine Auferstehung auch für mein Leben Geltung hat. So wie Christus von Gott zu neuem Leben auferweckt wurde, haben auch wir diese Zusage. Christus schenkt uns neues Leben, das nicht durch den Tod begrenzt ist. Die Aussage des Lebens ist in Jesus Christus verankert. In der Beziehung zu ihm nehmen wir das für uns an.

Die Aussage, dass wir durch Jesus das ewige Leben haben, ist dann auch nicht von unserer Vorstellungskraft abhängig. Aber durch unser Vertrauen zu ihm, können wir das schon heute in unserem Alltag spüren. Jesus ist auch heute in unserem Leid, in unserer Trauer und in unserer Hoffnung, weil er schon auferstanden ist.

Autor/-in: Pfarrer Uwe Winkler