19.12.2020 / Wort zum Tag

Jesus als Freudenbremser?

Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.

Lukas 10,20

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Ich freue mich sehr, wenn Menschen sich so richtig freuen können. Wie steht es bei Jesus mit der Freude? Ist er ein Freudenbremser?

Jesus sendet seine Jünger aus, erst die engsten Zwölf, dann noch weitere siebzig. Er möchte, dass das Evangelium zu den Menschen kommt. Er vervielfältigt also seine Arbeit. Er gibt den siebzig Jüngern Vollmacht, das Reich Gottes zu verkünden und Kranke zu heilen. Als sie zurückkommen, sind sie voll Freude und staunen, dass sie auch die Dämonen im Namen Jesus austreiben konnten.

Jesus antwortet ihnen. Er bestätigt ihnen die Vollmacht über die Dämonen. Dann aber kommt etwas, das ihre Freude dämpft oder - besser gesagt - verlagert. Es steht im heutigen Lehrtext, Lukas 10,20 Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber, dass eure Namen im Himmel angeschrieben sind! Also freuen sollen sie sich schon, aber nicht über die großartigen Erfolge.

Die Erfolge können uns vom Eigentlichen ablenken, von Gott und seinem Wirken. Jesus weist hier darauf hin: Das Entscheidende ist, wie unsere Beziehung zu Gott ist. Gehören wir ihm? Stehen unsere Namen im Buch des Lebens? D.h. haben wir zum lebendigen Glauben an Gott durch unseren Erlöser Jesus Christus gefunden?

Unsere Erfolge und Misserfolge, ob sie echt oder nur scheinbar sind, sind nicht das Entscheidende. Wirklich wirken kann ich nur, wenn die Verbindung nach oben steht. Es ist die Gefahr, vor lauter Geschäftigkeit die Ausrichtung auf Gott zu verlieren. Nur in der Verbindung mit Jesus habe ich die Vollmacht. Tramchristen hat das mal jemand genannt. Das Tram, die Straßenbahn, bewegt sich nur, wenn sie Kontakt mit der Oberleitung hat. Das brauchen wir auch: Kontakt mit der Kraft Gottes. Sie kann uns in Bewegung setzen.

Im ersten Kapitel des Epheserbriefes heißt es immer wieder „in ihm“. In ihm, in Jesus, habe ich alles, getrennt von ihm gar nichts.

Erfolge können uns stolz machen. Wir suchen dann die Erfolge und nicht den Urheber. Trotzdem möchte ich mich nicht so schnell damit zufriedengeben, dass so wenig von unserem Wirken zu sehen ist. Christsein ist in vieler Hinsicht eine Gratwanderung. Man kann auf der einen Seite oder auch der anderen hinunterrutschen. Entweder in die Aktivität oder in die Tatenlosigkeit.

Der Grat dazwischen ist: Das heute tun, was Gott durch mich tun will. In der Verbindung mit ihm bleiben. Mich ihm zur Verfügung stellen. Mich über ihn freuen und fröhlich sein, dass ich zu ihm gehören darf und dass er durch mich wirken will.

Da geht es durchaus auch um den Glauben daran, welche Vollmacht ich als seine Jüngerin erhalten habe. Bin ich zu kleingläubig? Wage ich zu wenig? Da hilft uns die Jahreslosung dieses zu Ende gehenden Jahres: Ich glaube, hilf meinem Unglauben. Markus 9,24 Also bleiben wir dran an Jesus, am Glauben, am Tätigsein.

Autor/-in: Pfarrerin Dagmar Rohrbach