15.06.2011 / Andacht

Jesus ähnlicher werden, aber wie?

Mal steht er mit der Peitsche im Tempel, mal wendet er sich Kindern zu – was bedeutet es, wie Jesus zu werden? Und vor allem: Wie geht das?

Manchmal bekomme ich Magenkrämpfe, wenn ich Christen sagen höre, dass sie Jesus ähnlicher werden wollen. Dass wir das sollen steht zwar im Neuen Testament. Komischerweise begrenzen die meisten dieses "Ähnlich-werden" auf Jesu Sanftmut, Langmut, Geduld, Güte und Barmherzigkeit. Der Jesus, der immer gütig ist, der ja nicht auffällt und zum Stein des Anstoßes wird.

Ist das wirklich alles, was Jesus ausgezeichnet hat? War er ein Weichei, das nur mit milder Miene unterwegs war und mit huldvollen Gesten Menschen zu Gott geführt hat? So wie ich Jesus kennengelernt habe, war er das nicht. Das erste und größte, das ich an Jesus bewundert habe, waren nicht seine eben aufgeführten Charaktereigenschaften. Es war sein Mut!

Paroli für die Pharisäer

Ich habe mich zum Beispiel gefragt, wie er es geschafft hat, den Pharisäern Paroli zu bieten - obwohl er wusste, dass Sie ihm etwas anhaben konnten. Er wusste um sein Schicksal und hat seinen bevorstehenden Tod seinen Jüngern mehrfach angekündigt (z. B. Matt 16,21). Trotzdem hat er es sich nicht nehmen lassen, die Pharisäer zu provozieren, als sie meinten, ihn aufgrund seiner irdischen Abstammung deklassieren zu können. Er rief ihnen zu: "Kennt ihr mich wirklich, und wisst ihr, woher ich komme? Ich bin nicht im eigenen Auftrag gekommen. Der mich gesandt hat, ist wahrhaftig und zuverlässig. Ihr kennt ihn

nicht, aber ich kenne ihn, weil ich von ihm komme und er mich zu euch gesandt hat." (Joh 7,28-29)

Jesus hat diese Worte über die versammelte Menge geschrien, damit Seine Widersacher sie hören konnten - und das, obwohl Er wusste, dass genau diese ihn vor aller Welt ans Kreuz schlagen würden!

Packt eure Sachen zusammen. Danke

Oder würden Sie es fertigbringen, so vehement aufzutreten, wie Jesus es bei der Austreibung der Händler aus dem Tempel getan hat? Dort heißt es: „Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um.“ (Joh 2,15) Ich bin ganz sicher, wenn Jesus inkognito heute so auftreten würde, würde man ihn erst mal maßregeln nach dem Motto: Das hätte man auch netter sagen können!

Natürlich hätte man das. "Hört mal Leute! Ich finde das nicht gut, dass ihr das Haus meines Vaters für Eure Zwecke missbraucht. Bitte packt doch Eure Sachen zusammen und geht. Danke." Das hätte manchem Jesus ähnlich gesehen, wohl aber nicht dem biblischen. Er wusste ganz genau, was er tat. Da er so eng mit dem Vater verbunden war, musste er sich nie fragen, wie er sein oder handeln musste, um dem Vater Ehre zu machen.

Gut, Jesus war Gott in Person. Da stellt sich diese Frage nicht. Wie also sieht es für mich heute aus? Es eröffnet sich ein anderer Weg. Der ist nicht nur einmal das Thema, wenn es darum geht, Jesus ähnlicher zu werden. Aus 2. Thessalonicher 2,13 und anderen Passagen geht ganz klar hervor, dass wir aus eigener Anstrengung heraus Jesus gar nicht ähnlicher werden können: „Eure Rettung kommt durch den Heiligen Geist, der euch Jesus immer ähnlicher werden lässt, und euren Glauben an die Wahrheit.“ (s.a. 2 Kor 3, 18) Ich kann mich anstrengen wie ich will. Der Heilige Geist wird letztlich in mir diese Veränderung bewirken - schließlich weiß nur er, wie Jesus wirklich war.

Eine Frau nach seinem Schrot und Korn

Bevor ich also irgendwelche Verrenkungen anstelle, von denen ich glaube, dass sie mich Jesus ähnlicher machen, will ich zuerst den Heiligen Geist fragen. Er ist der, der in alle Wahrheit führt (Joh 14, 17).

So bitte ich Gott jeden Tag, eine Frau nach seinem Schrot und Korn aus mir zu machen. Ich habe keine Ahnung, wie das geht. Aber mit Gottes Hilfe und seinem Geist werde ich am Ende die sein, die Gott von Anfang an aus mir machen wollte. Vielleicht passe ich dann einigen nicht in den Kram. Zumindest darin aber werde ich Jesus ähnlich sein.

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