21.04.2010 / Wort zum Tag

Jesaja 66,22

Wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir Bestand haben, spricht der HERR, so soll auch euer Geschlecht und Name Bestand haben.

Jesaja 66,22

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Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr bin? Ich denke, dass ist eine Frage, die uns alle beschäftigt, erst recht, wenn wir „in die Jahre kommen“. Wir wissen: Irgendwann ist Schluss. Irgendwann müssen wir abtreten und unser Name wird aus allen möglichen Dateien ausgelöscht. Wir haben keinen Bestand.

Ein Blick in Todesanzeigen führt uns vor Augen, wie Menschen auf diese harte Realität reagieren, wie sie versuchen, sich damit zu arrangieren. Ein beliebter Spruch ist: „Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen; habe ich da eine Bleibe gefunden, lebe ich in euch weiter. Tot ist nur, wer vergessen ist.“

Das ist sicherlich unser Wunsch: Gute Spuren zu hinterlassen und deswegen in guter Erinnerung zu bleiben. Ich gestehe: Früher habe ich oft darüber gelacht, weil mir das nicht fromm genug schien. Jetzt, wo ich älter geworden bin, lache ich nicht mehr darüber. Es ist mir schon ein Anliegen, nicht vergessen zu werden. Ich könnte mich dabei auch auf Paulus berufen, der gesagt hat: „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“ Und eine Ernte ist doch die gute Erinnerung, die wir bei Menschen hinterlassen. Ähnlich klingt ein anderes Wort, das ich einmal gelesen habe: „Selig, wer sich vor der Ernte seines Lebens nicht zu fürchten braucht.“ Dann bleibt etwas von uns zurück, etwas, das Bestand hat.

Und was wird das für eine Erinnerung sein? Dazu hilft eine kleine Frage und ein bisschen Vorstellungskraft: Wie reagieren jetzt schon Menschen, wenn sie unseren Namen hören? Ist es Freude, Dankbarkeit, ein Schmunzeln - oder ist es Schmerz, Bitterkeit, Vorwürfe ..? Wir wissen: Das hängt ganz von dem ab, was sie mit uns erlebt haben. Wenn wir einmal abtreten, lassen wir zurück, was wir hier getan und bewirkt haben. Das hat Bestand – oft über lange Jahre. Und wir nehmen mit, was uns hier ausgemacht hat; wir nehmen es mit vor den Thron Gottes – alles, was an unserem Namen klebt. Auch das hat Bestand, es sei denn, es ist zu unseren Lebzeiten gelöscht worden. Die Bibel nennt das „Vergebung“. Wir können loswerden, was an unserem Namen klebt. Wir können es abgeben und an das Kreuz Jesu heften. Und dann ist es wirklich weg. Das verspricht Gott durch den Propheten Jesaja: „Ich vertilge deine Missetaten wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel.“ Die Sünde hat keinen Bestand mehr. Sie ist ausgelöscht; selbst in der Erinnerung Gottes kommt sie nicht mehr vor.

Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr bin? Das war meine Frage zu Anfang. Und die Antwort: Wir bleiben in der Erinnerung von Menschen, die wir zurück lassen. Aber irgendwann werden die auch nicht mehr sein. Und dann? Die Bibel sagt: Wir bleiben im Gedächtnis Gottes. Da hat unser Name vor ihm Bestand. Gott wird sich an uns erinnern und uns bei unserem Namen rufen. Das gibt mir Grund zur Hoffnung und zur Freude: Es ist nicht zu Ende, wenn es hier einmal zu Ende sein wird. Mein Name hat Bestand, denn Jesus Christus hat meinen Namen ins Buch des Lebens geschrieben. Ich komme bei ihm vor und darf leben – in seiner Nähe, eine ganze Ewigkeit lang. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie in dieser Gewissheit Ihr Leben leben können.
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Herbert Großarth