03.03.2013 / Wort zum Tag

Jesaja 65,1

Ich ließ mich suchen von denen, die nicht nach mir fragten, ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten. Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief, sagte ich: Hier bin ich, hier bin ich!

Jesaja 65,1

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Das Wort zum Tag steht heute in Jesaja 65,1. Der Prophet sagt im Namen und Auftrag Gottes: „Ich liess mich suchen von denen, die nicht nach mir fragten, ich liess mich finden von denen, die mich nicht suchten. Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief, sagte ich: Hier bin ich, hier bin ich.“

Beim Lesen bin ich zunächst schwer beeindruckt: Wie gross muss Gottes Liebe sein, dass er sich auch von Gleichgültigkeit und sogar wiederholter Rückweisung nicht davon abhalten lässt, um seine Menschen zu werben. Dann aber meldet sich auch der Gedanke: Einen so Verliebten zurückzuweisen, könnte gefährlich sein. Enttäuschte Liebe kann ja kippen und zu hemmungsloser Rache werden. Wie oft liest man von Beziehungsdramen, die genau dadurch ausgelöst wurden, dass die Liebe des Täters verschmäht wurde. Nur möchte ich mir Gott nicht als rasend eifersüchtigen und Amok laufenden verschmähten Liebhaber vorstellen müssen. Das will nicht zu dem Bild passen, das ich mir aufgrund der Bibel von ihm mache.

Aber vielleicht ist ja mein Gottesbild einseitig eingefärbt, zu sehr in den Farben der Gnade gehalten. Es kommt ja durchaus vor, dass Gott in der Bibel als eifersüchtig bezeichnet wird. Und wenn ich in Jesaja 65 weiterlese, entdecke ich schnell: Da geht es tatsächlich darum, dass die Zurückweisung von Gottes Liebe Folgen haben kann. Man kann nicht immer auf Nachsicht hoffen. Die Zeit der Gnade geht auch einmal zu Ende.

Also mahnt mich das Wort zum Tag, Gottes Liebe ernst zu nehmen und darauf einzugehen. Damit ist nicht nur gemeint, dass ich mich über diese Liebe freue. Sondern es geht auch darum, dass ich mein Leben als Antwort auf diese Liebe gestalte. Mit meinem Leben soll ich Gottes Liebe ehren und seinen Willen umsetzen. Alles andere wäre billig.

Dietrich Bonhoeffer war Theologe und Widerstandskämpfer in der Zeit der Nationalsozialisten. Er hat zwischen billiger und teurer Gnade unterschieden. Billig wäre es, sich der Gnade Gottes so sicher zu sein, dass es gar keine Rolle mehr spielt, was ich denke, sage oder tue. Wenn ich mich darauf verlassen wollte, dass der liebe und nette Gott mir ja eh alles vergeben müsse, weil er ja gar nicht anders könne, dann würde die Gnade billig machen. Und ich hätte nicht verstanden, was Gottes Gnade bedeutet. Denn so würde ich Gottes Liebe nicht ernst und könnte womöglich eine eifersüchtige Reaktion provozieren.

Natürlich ist Gott die Liebe in Person. Es entspricht seinem Wesen, gnädig zu sein. Er will nichts mehr, als seinen Menschen nahe zu sein. Da sagt auch sein alttestamentlicher Name Jahwe, den man übersetzen kann mit: „Ich bin für dich da!“ Doch Liebe, auch Gottes Liebe, erwartet eine Reaktion. Wenn sie mir teuer und wertvoll ist, dann hat das Konsequenzen für mein Leben. Ich werde , immer mehr so zu leben, wie es ihm gefällt. Nicht aus Angst vor seiner Reaktion, sondern weil auch ich ihn zu lieben beginne; weil es mir zum Herzensanliegen wird, ihm Freude zu machen. Dann muss sich Gott nicht mehr beklagen, dass ich mich nicht finden lassen will. Sondern er kann sich darüber freuen, dass ich auf sein Angebot antworte und sage: „Hier bin ich, sende mich! Brauche mich! Liebe mich!“

Autor/-in: Pfarrer Daniel Eschbach