30.03.2011 / Wort zum Tag

Jesaja 62,3

Du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des HERRN und ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes.

Jesaja 62,3

Der Seher Johannes schreibt: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden: Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

Offenbarung 2,8.10

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Ist Ihnen dieser Satz aus der Bibel schon einmal aufgefallen, Jesaja 62, Vers 3: „Du wirst eine schöne Krone sein in der Hand des Herrn, ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes“?  Das heißt doch: Gott nimmt es in die Hand, dass aus Ihnen noch etwas wird: etwas Schönes, Bewundernswertes.

Wenn ich mir vorzustellen versuche, was das bedeutet: eine „Krone“ oder ein „Reif“, ein Diadem in der Hand Gottes -, dann denke ich entweder an eine Siegertrophäe – das wäre heutzutage vielleicht ein Pokal – oder an ein Kennzeichen des Ranges und der Prominenz, wie die Krone der englischen Königin oder die Autonummer des Bundespräsidenten. Wenn der Prophet sagt, dass Sie so etwas in der Hand Gottes sein werden, - wer wird dann damit geschmückt? Doch wohl Gott selbst. Dann besagt dieser Satz:Gott wird sich mit Ihnen schmücken; Sie wirst ein Zeichen dafür sein, dass er Macht hat; an Ihnen wird man sehen können, wer er ist.

Mit „Du“ fühle ich mich zunächst einmal selbst angesprochen. Aber bei näherem Zusehen zeigt sich, dass der Prophet „Zion“ anredet. Das war der Tempelberg, wo sich die Gemeinde, das Volk Gottes, versammelte. Heute würden wir „Kirche“ sagen. Diese Gemeinschaft ist angesprochen. Von der „Zion“-Gemeinde heißt es: „Man wird sie nicht mehr 'Verlassene' nennen“ (V.4). Es sah nämlich so aus, als hätte Gott sich von ihr zurückgezogen. Erleben  wir nicht manchmal auch unsere Kirche in ihren öffentlichen Äußerungen wie gottverlassen, 'von allen guten Geistern verlassen'? Aber der Prophet sagt: Es bleibt nicht so. Gott behält „Zion“ in der Hand. Aus der Gemeinde wird etwas werden, was ihm Ehre macht.

Da frage ich natürlich, ob ich das noch erleben werde. Der Trend scheint in eine andere Richtung zu drängen. Die Aussicht, dass „Zion“ noch zu meinen Lebzeiten wie ein Schmuckstück in der Hand Gottes glänzen wird, ist gering. Sollte ich nicht meine Erwartung aufgeben, einlenken, mich anpassen, mitmachen, um wenigstens Gemeinschaft zu haben und angenehm in Erinnerung zu bleiben?

Da sagt ein zweites Bibelwort für diesen Tag, Offenbarung 2, Vers 10: Bleibe „treu bis zum Tod“. Lassen Sie sich, auch wenn es aussichtslos scheint, von Gottes Wort nicht abbringen. Und wenn Sie darüber sterben, fallen Sie nicht aus seiner Hand. Sie hält Sie am Leben. Und sie wird Sie krönen. Jesus, „der tot war und wieder lebendig geworden ist“, verspricht: „Ich will dir die Krone des Lebens geben.“ Das war ursprünglich der Gemeinde in Smyrna gesagt. Für sie stand Verfolgung in Aussicht. Allein schon, weil man sich an Gottes Wort hielt, konnte man ins „Gefängnis“ kommen. Christen waren ihres Lebens nicht sicher. In Izmir in der Türkei, dem einstigen Smyrna, sind Christen auch heute bedroht. In islamischen Ländern sind bei Gottesdiensten Bombenanschläge zu befürchten. Aber Jesus versichert: Wer treu bleibt bis zum Tod, empfängt „die Krone des Lebens“.  Und dieses gekrönte Leben dient als Beweis, dass Gott seine  cheinbar „verlassene“ Gemeinde zum Zeichen dafür macht, dass in Wirklichkeit er herrscht.
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Dr. Wolfhart Schlichting