06.02.2010 / Wort zum Tag

Jesaja 61,10

Meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet.

Jesaja 61,10

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Martin Luther hat einmal die Freude als den „Doktorhut des Glaubens“ bezeichnet. Als das Größte, das Schönste, das Kostbarste. Kein Wunder, denn „Freude“ gehört zu den leuchtenden Worten der Bibel. Der Jubel startet bereits im Alten Testament. So beim Wort für heute. Der Prophet Jesaja besingt, was Gott für sein Volk getan hat und noch tun wird. Äußerlich sieht es im Volk Gottes eher bescheiden aus. Zwar ist die Gefangenschaft in Babylon vorüber, aber der Neuanfang in der Heimat läuft nur mühsam an. Es geht mit dem Wiederaufbau nicht so zügig voran, wie man sich das vorgestellt hat. Viele sind deshalb müde geworden: „Hat das überhaupt Sinn, was wir tun? Lohnt sich das? Oder hat Gott uns nicht doch schon längst vergessen und abgeschrieben?!“

Bei diesen trüben Gedanken hält sich Jesaja nicht auf. Er blickt nach vorn. Er schaut auf Gott und rechnet mit ihm. „Meine Seele“, mein Inneres, mein ganzer Mensch „ist fröhlich“. Warum? Wieso? Weshalb? „Fröhlich in meinem Gott.“ Und genau darauf liegt alles Gewicht. Wenn Jesaja auf Gott schaut, zieht Zuversicht ein. Dann bricht sich die Freude Bahn. „Fröhlich - in meinem Gott.“ Daran hängt alles.

Wenn Jesaja sich umschaut, wenn wir auf uns und auf unser persönliches Ergehen blicken, gar auf die Nachrichten aus der großen weiten Welt, dann vergeht uns häufig die Freude. So viel an schrecklichen Dingen, grausamen Geschehnissen, unverständlichen Schicksalsschlägen. Da wird das Herz schwer. Da findet Freude oft nur wenig Raum. Die haben wir beständig nur „in meinem, in unserem Gott“. Nur wenn wir auf ihn blicken und mit ihm rechnen, findet unser Fröhlichsein guten Nährboden.

Später schlägt Paulus in dieselbe Kerbe: „Freut euch in dem Herrn“, in Jesus Christus nämlich. Zwar gibt es viel in uns und um uns herum, was uns die Freude verleidet. Aber bei unserem Gott und Heiland tanken wir auf. Was er uns gibt, was er an uns täglich tut, macht uns dankbar und froh. Jesaja beschreibt das ebenso persönlich wie plastisch: „Er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet.“ Diese Bilder sind uns ungewöhnlich. Aber was sie aussagen, tritt uns erst recht auf jeder Seite des Neuen Testaments entgegen. Gott vergibt die Schuld, die uns anhaftet und um die wir bei ihm um Vergebung bitten. Er streicht für immer durch, was wir an Versagen hinter uns haben und was unser Leben manchmal auch gezeichnet hat. Das alles überkleidet er mit dem „Mantel der Gerechtigkeit“ und mit „Kleidern des Heils“. Damit werden wir ihm „gerecht“, und unser Leben wird „heil“.

Was Jesaja für sich entdeckt, hat Jesus Christus durch seinen Kreuzestod ein für allemal für uns erworben. Damit überdeckt er – im Bild gesprochen – alles, was uns in Gottes Augen unmöglich macht. Gott sieht uns an. Was nimmt er wahr? Nicht unsere Sünde, nicht unser Unvermögen, sondern das, womit Jesus uns bekleidet hat. Dieses Kleid des Heils macht frohe Leute. Wir freuen uns darüber, Gottes Kinder zu sein, die er ins Herz geschlossen hat und die auf ewig zu ihm gehören. „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid“, singt Nikolaus Graf von Zinzendorf, an dessen 250. Todestag wir in diesem Jahr erinnert werden. Und er fügt hinzu: „Damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel werd eingehn.“ Wenn es einmal für jeden unter uns darum geht, am Schluss unseres Lebens vor Gott bestehen zu müssen, dann zählt nur das, was Jesus uns geschenkt, womit er unser ärmliches, sündiges Leben überdeckt. Allein seine „Kleider des Heils“ und sein „Mantel der Gerechtigkeit“ sind es, die uns den Himmel öffnen. Er, unser Gott und Heiland, gibt uns das, was wir in Ewigkeit brauchen. Wohl uns, wenn wir ihn heute schon darum bitten. Das macht uns von innen heraus fröhlich. Und diese Freude hält ein Leben lang.
 

Autor/-in: Präses i. R. Dr. Christoph Morgner