23.04.2015 / Wort zum Tag

Jesaja 60,20

"Deine Sonne wird nicht mehr untergehen und dein Mond nicht den Schein verlieren; denn der HERR wird dein ewiges Licht sein, und die Tage deines Leidens sollen ein Ende haben."

Jesaja 60,20

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„Gute Besserung“, wünsche ich einem, der sichtlich leidet. Es geht ihm - hoffentlich - bald wieder besser. So ein Wunsch stützt sich auf die Erfahrung, dass Schmerz mit der Zeit nachlässt. Heilungskräfte werden wirksam. Manchmal sagt man geradezu: ´Die Zeit heilt Wunden`.- Aber das ist nicht immer der Fall. Wir können es einander nur wünschen. Und wir müssen dann abwarten, ob es so kommt. Mir bringt  jemand, auf eine Karte gedruckt, einen Bibelspruch mit. Dieser Spruch sagt ungefähr das Gleiche: „Die Tage deines Leidens“-, oder nach einer anderen Übersetzung: „Die Tage deiner Trauer werden ein Ende haben“.
Ist das nun auch nur ein guter Wunsch?
Der Stellenangabe entnehme ich: Es ist das Wort eines Propheten. Der Prophet sagt diesen Spruch als Wort Gottes. Gott steht dahinter.
Ist das dann eine Garantie?
Wenn ich die angegebene Stelle Jesaja 60, 20 in der Bibel aufschlage und im Zusammenhang lese, finde ich, dass dieser Satz noch der zurückhaltendste und am wenigsten anspruchsvolle des ganzen Kapitels ist. Die Botschaft des Propheten beginnt mit der Ansage: „Dein Licht kommt!“ (V. 1). Das klingt, wie wenn man sagt: ´Das Ende des Tunnels ist in Sicht`, ja, ´es ist schon erreicht. Du kannst die Scheinwerfer ausschalten. Du fährst schon im hellen Tageslicht`.
Wie das zu verstehen ist, erklärt  der Satz, der diesem Spruch vorausgeht: Dass  ´das Licht kommt `, dass der Tunnel endet, bedeutet, bei Gott anzukommen. „Der Herr wird dein ewiges Licht sein“ , oder mit anderen Worten: „Dein Gott wird dein Glanz sein“ (V. 19). Deswegen geht es dir besser und das Trauern kann aufhören.
Der Prophet sagt: Gott ist für dich wie eine Sonne, die nie mehr untergeht. Du bist zum Wohlbefinden nicht mehr auf sonnige Tage angewiesen. Auch ohne Sonnenschein bleibt es bei dir durch ihn hell.
Wenn ich nun frage, wie ich davon Gebrauch machen kann? Dann vielleicht so: Statt auf gut Glück „Gute Besserung“ zu wünschen,  rechnet mit Gottes Liebe. D.h. fixiert euch nicht auf das Widerwärtige, worunter ihr leidet, sondern macht euch immer wieder bewusst, dass euch die Liebe des allmächtigen Gottes sicher ist. Dafür steht Jesus gerade. Er ist die Liebe Gottes in Person. Anknüpfend an Jesaja 60, sagte er: „Ich bin das Licht der Welt“ (Johannes 8,12 ).
Manchmal wird es ja mit der Gesundheit und den Lebensumständen nicht besser, sondern schlechter. Und irgendwann besteht keine Hoffnung mehr auf Besserung. Es wird dunkel um uns. Dann lehrt uns ein Gesangbuchlied singen: „...ein andre Sonne/ mein Jesus, meine Wonne,/ gar hell in meinem Herzen scheint“ ( EG 477, 2 ).
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Dr. Wolfhart Schlichting