05.03.2011 / Wort zum Tag

Jesaja 60,2

Siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Jesaja 60,2

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„Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker.“ –  Ich schaue aus dem Fenster. Es ist eigentlich schön hell. Die Sonne bricht sich gerade ihren Weg durch die Wolken. Mir kommt eher in den Sinn, wie Jesus einmal sagte: „Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute …“ Allerdings: Ich muss nur einmal über meine kleine Insel des Glücks und des Wohlstandes hinausschauen. Dann merke ich, wie finster es oft in der Welt ist.
Im letzten Jahr hat der damalige NDR-Chefreporter Christoph Lütgert eine Reportage über den Textil-Discounter KIK gedreht. Im Internet ganz einfach unter dem Suchbegriff „Die Kik-Story“ zu finden. Wenn man die Bilder sieht, unter welchen Bedingungen in Bangladesch die Jeans genäht wird, damit wir sie für unter 10,00 € kaufen können – da kann man wirklich nur sagen „Finsternis bedeckt das Erdreich“. Das Elend der Näherinnen dort ist finster – wie auch die Herzen der deutschen Verantwortlichen, die skrupellos alles tun, um die Preise zu drücken.

In Haiti bebt die Erde. Was aber vor allem das Ganze zur Katastrophe machte, war, dass dies in einem ohnehin völlig heruntergewirtschafteten Land geschah – ehemals reich. Und dann noch die Cholera – eigentlich eine längst besiegte Krankheit – und Einheimische, die glauben, die Krankheit wäre von den Erdbebenhelfern eingeschleppt worden. Wirklich: Finsternis bedeckt das Erdreich.

Jesaja dachte bei dieser „Finsternis“ vor allem an eins: dass die Welt Gott nicht kennt. Hat er damit nicht recht? Warum ist denn diese Welt so finster – dort, wo sie finster ist? Wir Menschen sollten diese Welt eigentlich im Auftrag Gottes verwalten – nachhaltig nutzen und bewahren. Stattdessen: Wir beherrschen sie – ohne Gott, versteht sich. Die Welt ist dort finster, wo wir sie zu unserem Vorteil rücksichtslos auszubeuten. Und unsere Mitmenschen auch. Die Welt ist vor allem dort finster, wo menschliche Herzen finster sind. Die Völker der Welt leben in Finsternis – aber ihnen soll ein Licht aufgehen. Jesaja schildert in leuchtenden Farben, wie das Volk Gottes auf dieser Erde das Licht der Welt wird. „Mache dich auf, werde licht, denn dein Licht kommt.“ Ja – das gibt’s auch als Weihnachtslied vertont. Weil Jesus Christus in Person dieses Licht ist. Er steht in Person für dieses Gottesvolk, ist der erste „neue Mensch“ und gleichzeitig Sohn Gottes.

Und Jesus seinerseits sagt: „Ihr seid das Licht der Welt.“ An Jesus glauben heißt also nicht, eine Fahrkarte in den Himmel zu lösen – sondern ein Licht aufgesteckt bekommen. Wie kann ich mit meinem Leben Licht sein – etwas dazu beitragen, dass es in dieser Welt wieder hell wird? Meine erste Reaktion auf den Fernsehbericht war: Ich kaufe nicht mehr in Läden, die so produzieren lassen. Aber Boykott hilft letztlich den Näherinnen in Bangladesch nur dazu, dass sie ihren ohnehin schon menschenunwürdigen Arbeitsplatz womöglich auch noch verlieren – das Land lebt von der Textilindustrie. Wie kann ich Licht sein? Zumindest, indem ich mich informiere – und dann auch gezielt nachfrage. Vielleicht nicht unbedingt die Verkäuferin im Laden – besser, ich schreibe die Zentralen der Läden an: „Ich möchte ja gerne bei Ihnen kaufen, möchte aber vorher wissen: Unter welchen Bedingungen lassen Sie in welchen Ländern produzieren? Was bekommen die Näherinnen für einen Lohn? Was tun Sie, um die zu kontrollieren, was vor Ort passiert?“ – und so weiter. Das ist vielleicht ein kleines bisschen Licht in dieser Welt. So könnte ich nun einen Bereich meines Lebens nach dem anderen durchgehen. Und ich glaube: Es gäbe noch einiges, was heller werden könnte. Ich wünsche mir und Ihnen jedenfalls, dass Jesus ein Licht in unseren Herzen anzündet – und dass dieses Licht immer heller strahlt, sodass es diese Welt etwas heller macht.
 

Autor/-in: Uwe Bertelmann