08.04.2009 / Wort zum Tag

Jesaja 59,21

Meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, sollen von deinem Mund nicht weichen noch von dem Mund deiner Kinder und Kindeskinder.

Jesaja 59,21

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Bilder kommen mir in den Sinn, wenn ich das Bibelwort für den heutigen Tag lese. Ich sehe meine kleine, 15 Monate alte Enkelin vor mir. Löffel für Löffel voll mit nahrhafter Speise schiebt die junge Mama ihrem Kind in den Mund. Es soll nichts von der köstlichen Speise verloren gehen. Ich staune immer wieder, wie das kleine Kind Worte, die ihr Erwachsene vorsprechen, nachspricht.

Gottes Wort, ist wie eine nahrhafte Speise - Wort für Wort, Tag für Tag. Gott hatte seinen Boten berufen. Mit seiner Berufung beauftragte er ihn, seinen Willen weiterzusagen. Gott legt ihm seine Worte in den Mund. In einer ganz bestimmten geschichtlichen Stunde lässt er sie ausrichten. Die Verbannungszeit des Volkes in Babylon ist vorbei. Jetzt geht es nicht mehr um Gefangenschaft und Heimatlosigkeit. Abfall vom Glauben und allgemeine Ermüdung kennzeichnen die Situation.

Gott schweigt nicht. Er legt seinem Diener seine Worte in den Mund. Gott benutzt den Propheten als sein Werkzeug. Dieser hat den Auftrag, Gottes Willen an seine Zeitgenossen auszurichten. Der Prophet ist Gottes Sprachrohr in dunkler Zeit. Er sagt frei heraus, was im Verhältnis des Volkes zu seinem Gott nicht in Ordnung ist. Er sagt an, was die Stunde geschlagen hat. In deutlichen Worten prangert er die Schuld, die wie eine Mauer trennend zwischen Gott und seinem Volk steht, an. „Immerzu plant ihr Böses und brennt darauf, es auszuführen. Alle eure Taten sind unrecht. Wer krumme Wege geht, findet keinen Frieden, sondern stürzt sich ins Unglück“, ruft er im Auftrag Gottes seinen Zeitgenossen zu.

Die Worte des Boten stoßen nicht auf taube Ohren. Die Menschen erkennen ihre Situation: „Unsere Verfehlungen klagen uns an, wir kennen unsere Schuld. Wir waren dir untreu und sind dir abtrünnig geworden, wir haben dir den Gehorsam verweigert“, bekennen sie Gott. Nach diesem Schuldbekenntnis kündigt Gott Heil für seine Gemeinde an. Über dem Dunkel der Zeit schimmert das Morgenrot der Hoffnung. Gott kündet einen neuen Bundesschluss an. Dieser neue Bundesschluss liegt noch in der Zukunft. Aber Gott ist im Kommen. Er kommt als Befreier für alle Nachkommen Jakobs, die umkehren und sich nicht länger gegen ihn auflehnen. Gottes Eingreifen schenkt den neuen Anfang.

Der neue Bund Gottes mit den Seinen ist für uns im Kommen Jesu geschlossen.
Gottes feste Zusage ist in Erfüllung gegangen. „Des Herren Wort ist wahrhaftig und was er zusagt, das hält er gewiss!“ Das ist tröstlich und Mut machend in einer krisengeschüttelten Zeit. Der Bote Gottes ist mit Gottes Geist und seinem Wort beschenkt. Es sind keine leeren Worte und keine hohlen Phrasen, die er sagt. Gottes Kraft und Gottes vollmächtiges Wort bleiben in allen Veränderungen und Umbrüchen in Kraft. Gottes lebendiges, Leben schaffendes Wort, das Wort der Vergebung und der Hoffnung, hat Gültigkeit heute und morgen. Über alle Generationen hinweg wird es weitergegeben wie bei einer Stafette. Auch wir heute leben von diesem Wort, das Gott seinem Boten damals und seinen Zeugen heute in den Mund legt. Wir haben es schwarz auf weiß in der Bibel. Wir können die Liebe und Verlässlichkeit Gottes nachbuchstabieren. Derselbe gute Gottesgeist, der damals am Werk war, ist auch heute mitten unter uns am Werk. Gott spricht durch sein Wort auch zu uns. Gottes Wort bringt auch heute in Bewegung. Auch in unseren Tagen rührt Gott Menschenherzen an. Sein Wort führt zur Sündenerkenntnis und zum Sündenbekenntnis. Es bewirkt Umkehr und Hinkehr zum himmlischen Vater. Von Gott her bekommt das Leben seinen Wert und seine Würde. Der Zuspruch der Vergebung eröffnet neue Möglichkeiten für das Leben.
Das Wort Gottes hat nichts von seiner Aktualität und Wirkung eingebüßt. Wer sich auf Gott einlässt, kann es erfahren. Wer ihn beim Wort nimmt und seinen Zusagen traut, wird dies erleben.

Wer von Gottes Geist ergriffen und von seinem Wort angerührt ist, kann nicht schweigen. Er wird es weitergeben an Kinder und Kindeskinder. Er wird erzählen von der Güte und Barmherzigkeit Gottes, die er in der Vergangenheit erwiesen hat. Seine große Liebe und Treue hat kein Ende. Gottes Heilsgeschichte geht weiter. Wir und mit uns viele auf dem weiten Erdkreis haben einen Platz in dieser Liebesgeschichte Gottes. Überall in Ost und West, in Nord und Süd ehrt man seinen Namen und erkennt seine Macht an. Gemeinsam sind wir unterwegs als sein Volk auf den großen Tag hin, an dem sein Heil aller Welt offenbar wird.
Es wird wahr, was das Bibelwort für diesen Tag aussagt: „Meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, sollen von deinem Mund nicht weichen, noch von dem Mund deiner Kinder und Kindeskinder“, spricht Gott, der Herr.
Autor/-in: Dekan Michael Wehrwein