23.12.2009 / Wort zum Tag

Jesaja 59,19

Dann wird man im Westen den Namen des HERRN fürchten und im Osten seine Herrlichkeit.

Jesaja 59,19

Alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.

Offenbarung 15,4

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Vor gut zwanzig Jahren gab es im Osten unseres Landes noch die DDR als Staat. Ihre Bürger waren vom Westen zu unrecht durch Stacheldraht und Mauer getrennt. Immer mehr versuchten, über Ungarn in die Freiheit zu kommen. Einen andern Weg, diesem und anderem Unrecht zu begegnen, beschritt man mit den Friedensgebeten jeden Montag in der Nikolaikirche in Leipzig. Pfarrer Christian Führer, der sie begründet hatte, erzählte kürzlich beim Wartburg-Gespräch im ERF davon. Einmal nahm er in diesen Friedensgebeten auch das Thema Ausreise auf. Er wollte ermutigen, in der DDR zu bleiben und von Gott die Veränderung zu erwarten. Darum wählte er das Psalmwort (65,9): „Du machst fröhlich, was da lebet im Osten wie im Westen.“ Und tatsächlich: Als sich aus den Friedensgebeten ungewollt die gewaltlosen Montagsdemonstrationen entwickelten, brachte dieses Geschehen, zusammen mit andern Ereignissen vor 20 Jahren die Mauer zum Einsturz.

Mir war das ein Kommentar zur heutigen Losung (aus der Bibelübersetzung von Hermann Menge): „Dann wird man im Westen den Namen des HERRN fürchten und im Osten seine Herrlichkeit“ (Jesaja 59, 19). Das Wunder der friedlichen Wiedervereinigung zweier waffenstarrender Staaten, nicht wenige haben dies damals als Wirken Gottes auf das Gebet hin erkannt und ihn darüber geehrt. Ein Christ blies mit der Trompete, auf der Berliner Mauer stehend, den Choral „Nun danket alle Gott“. Leider ist das heute weitgehend vergessen. Vielleicht hat uns deswegen die Wirtschaftskrise erreicht, dass wir Gott wieder ehren lernen an Stelle des Mammons.

Aber die heutige Losung hat einen noch viel weiteren Horizont. Sie steht beim Propheten Jesaja im Zusammenhang mit der Zusage, dass Gott persönlich gegen das Böse und die Ungerechtigkeit antritt und einen Erlöser sendet. Der wird allem Unrecht ein Ende setzen und den Friedensbund schließen. „Dann wird man im Westen den Namen des HERRN fürchten und im Osten seine Herrlichkeit.“ Im ersten Kommen seines Sohnes Jesus Christus, das wir Christen ab morgen wieder besonders feiern, hat Gott begonnen, diese Zusage einzulösen. Mit der Geburt seines Sohnes Jesus Christus beginnt Gott, das Gefängnis der Ungerechtigkeit endgültig aufzubrechen, das durch unsere Schuld entstanden ist. Da ist der Erlöser gekommen, der mit seinem Sterben und Auferstehen alle in die Freiheit führt, die ihm folgen. Und er macht vor Gott gerecht, die sich von ihm Vergebung und Frieden schenken lassen. So zieht Gottes Gerechtigkeit jetzt schon ein.

Dass dies allerdings für alle Völker gilt, wie das zweite Losungswort für heute sagt, steht noch aus. Da heißt es: „Alle Völker werden kommen und anbeten vor dir …“ (Offbg 15,4). Soweit ist es noch nicht. Es herrscht noch genug schreiende Ungerechtigkeit in unsrer Welt. Und wer Ähnliches im eigenen Leben erfahren hat, vielleicht durch einen nächsten Angehörigen, der weiß, wie man da kämpft, um nicht bitter zu werden. Da ist nicht Auswandern oder Verdrängen angesagt, sondern Vertrauen und Abgeben an den Erlöser Jesus Christus. Lassen Sie sich, wenn Sie betroffen sind, von solcher Ungerechtigkeit nicht einschnüren. Geben Sie diese – eventuell im seelsorgerlichen Gespräch – an Jesus weiter. Er wird heilend eingreifen. Jetzt schon. Bei seiner Wiederkunft am jüngsten Tag aber wird er alles Unrecht ausräumen und das Reich der Liebe und Gerechtigkeit Gottes aufrichten. So erfüllt sich die Hoffnung der heutigen Losung endgültig: „Dann wird man im Westen den Namen des HERRN fürchten und im Osten seine Herrlichkeit.“
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Hans-Jörg Blomeyer