05.11.2012 / Wort zum Tag

Jesaja 55,7

„Der Übeltäter lasse von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, denn bei ihm ist viel Vergebung“

Jesaja 55,7

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Wovon soll der Übeltäter lassen? Von seinen Gedanken? Das ist doch viel zu wenig! Von seinen Übeltaten soll er lassen, von seiner Gaunerei, seinen schmutzigen Geschäften, seinen hinterhältigen Tricksereien. Solche Taten sind es doch, die aufzuhören haben! Je eher, desto besser.

Sollte man meinen. Doch unser Bibelwort für heute gräbt tiefer. Ihm geht es um die Gedanken des Übeltäters. Warum? Weil dort, weil im Kopf, weil im Herzen das Unglück beginnt. Schlimme Taten, die wir beobachten und die oft schreckliche Schlagzeilen machen, sind nur die Folge von schlechten Gedanken. Sie sind die böse Außenseite von dem, was sich innerlich abspielt. Und tatsächlich: Alles Unglück, alle Sünde wird zunächst in den Gedanken ausgebrütet. Da machen sich Vorurteile gegenüber anderen breit, denen man sich überlegen fühlt und die man das auch spüren lässt. Ängste greifen um sich, und mancher schlägt dann um sich. Der lüsterne Blick mündet in die sexuelle Nötigung ein. Triumphgefühle plustern jemand innerlich auf, und er lässt seiner Geringschätzung freien Lauf. Manchmal endet das handgreiflich – zwischen einzelnen Personen, aber auch zwischen Völkern und Volksgruppen.

Wie war das doch im vergangenen Jahrhundert? „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“, waren viele überzeugt. Leider blieb es nicht bei diesem irrigen Denken und Schwafeln. Es wurde zur bösen Geschichte von zwei Weltkriegen mit zig Millionen toter Menschen und einem verwüsteten Europa.

Es bleibt ja oft nicht bei dem, was sich im Inneren anstaut. Gedanken drängen nach draußen und werden womöglich zur Tat. Leider oft zur bösen. Das richtet Schaden an, der oft nicht wieder gut zu machen ist.

Genau hier setzt Gottes Wort für den heutigen Tag den Hebel an. Denn es ist zu wenig, schlimme Taten zu brandmarken, Kriege zu verurteilen und auf unmenschliches Geschehen hinzuweisen. Gott setzt an der Wurzel an: im Innern des Menschen, auch bei Ihnen und bei mir. Wenn sich in uns arge Gedanken regen, wenn sich Finsteres in uns zusammenbraut, dann gibt’s nur eins: „und bekehre sich zum Herrn“. Dann brauchen wir Umkehr, eine neue Orientierung, dann brauchen wir gute Kräfte, damit das Böse nicht in uns die Oberhand gewinnt und zur schlimmen Tat wird. Neutestamentlich gesprochen: „Lasst uns aufsehen zu Jesus!“ Umkehr zu ihm ist angesagt, ein neues Denken, eine innere Reinigung.

Zur Umkehr kommt’s nicht dadurch, dass wir das Böse in uns zu verdrängen suchen. Das geht nur eine Zeitlang gut, dann bricht es gewöhnlich umso heftiger hervor. Das Böse wird nur durch Gutes überwunden, durch den Guten, der Jesus heißt. Er will unsere Sinne auf sich lenken und in unserem Innern den Ton angeben. Dann sind wir bekehrt, auf neuem Kurs. Jesus reinigt unsere Gedanken, obwohl immer wieder das Böse in uns rebelliert und oft auch Schaden anrichtet.

Bei unserem Gott und Heiland ist „viel Vergebung“. Deshalb muss keiner bei dem stehenbleiben, was bei ihm bisher schief gelaufen ist. Böses kann durchgestrichen werden, wenn wir es bei Jesus aussprechen und abladen. Dann gehen wir entlastet weiter. Unsere Schuld ist nicht mehr unser Schicksal. Gott hat sie gleichsam ausradiert. Weg ist sie.

Dann können wir künftig besser auf das achten, was sich in unserem Innern zuträgt, worum unsere Gedanken kreisen. Wir werden uns davor hüten, dass sich in uns Bitteres anstaut und eines Tages womöglich Schaden anrichtet. Wir „lassen von unseren Gedanken“ und richten sie auf unseren Gott und Heiland. Das tut uns und allen gut.

Autor/-in: Präses i. R. Dr. Christoph Morgner