23.02.2012 / Wort zum Tag

Jesaja 54,4

Fürchte dich nicht, denn du sollst nicht zuschanden werden.

Jesaja 54,4

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Ist das nicht nur ein frommer Spruch, eine Vertröstung für Menschen, die es schwer haben? Und wer hat es nicht schwer? Von vielen Seiten wird unser Leben bedroht. Durch Krankheit, durch Arbeitslosigkeit, oder das Älterwerden macht uns immer mehr zu schaffen. Manchmal fühle ich mich schon bedroht, wenn es noch gar nicht zu einer Krise gekommen ist. Schon die Angst vor der Krise blockiert mich. Diese Angst lässt sich nicht so einfach vertreiben. Da nützt kein Schönreden. Da hilft dann auch kein abwechslungsreiches Leben und schon gar nicht irgendeine Droge. Wie sagte der Humorist Wilhelm Busch: „Wer Sorgen hat, der hat auch Likör.“ Doch alle falschen oder gut gemeinten Mittel helfen da nicht weiter.

Die Worte des Propheten sind ursprünglich an die Juden gerichtet, die eine jahrzehntelange Verbannung hinter sich haben und eine verwüstete Heimat vor sich. Das Volk Israel befand sich in auswegloser Situation. Die babylonische Gefangenschaft hatte alle Hoffnungen begraben. Der Ungehorsam gegenüber Gott hat sie zuschanden und zum Gespött der Leute werden lassen. Wie schon so oft musste das Volk Israel auch in dieser Periode dreierlei lernen:

1. Gott ist mächtig. Was er verspricht, das hält er.

Und 2. Gott ist heilig. Wer das nicht beachtet, lernt die zornige Seite Gottes kennen. Gott kann sich von mir abwenden. Er kann mir den Rücken zukehren, wenn ich selbstgewählte Wege gehen. So hat es das Volk Israel während der Zeit des Exils in Babylon erfahren. Durch den Propheten hat ihnen Gott das bestätigt: „Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen“ (Jes 54,8a). Für Gott ist das aber nur ein kleiner Augenblick, auch wenn es für die Israeliten in Babel Jahre gedauert hat.

Doch dann kommt die dritte Lektion Gottes: Er ist gnädig. So gerecht sein Gericht auch ist, er will nicht die Vernichtung des Sünders, sondern seine Umkehr. Das betont der Prophet. Wenn mich heute Schuld von Gott trennt, macht er mir durch Jesus Christus die Zusage: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Joh 6,37).

Ich weiß nicht, wie viele Israeliten damals der Zusage Gottes „fürchte dich nicht, denn du sollst nicht zuschanden werden“ geglaubt haben. Diese Zusage Gottes ist auch für mich als Anfrage zu verstehen. Traue ich den Verheißungen Gottes? Halte ich auch in einer Krise an ihm fest? An dieser Frage zeigt sich, was für eine Kraftquelle der Glaube an Gott sein kann. „Fürchte dich nicht, denn du sollst nicht zuschanden werden.“ Diese Worte besagen: Wo nichts mehr zu hoffen ist, schenkt Gott neue Hoffnung. Möglicherweise ist nichts zu sehen, aber die Verheißung Gottes gilt. Ich kann mich an seine Zusage klammern. Er sagt mir: „Fürchte dich nicht.“

Autor/-in: Pastor Udo Vach