03.11.2013 / Wort zum Tag

Jesaja 50,8

Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten?

Jesaja 50,8

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Im Prophetenbuch Jesaja gibt es vier Abschnitte, in denen von einem nicht genauer beschriebenen Knecht Gottes die Rede ist. Dieser Knecht orientiert sich ganz am Auftrag Gottes. Er setzt sich für die Armen und Schwachen ein. Dabei hat er viel zu leiden. Von ihm heißt es sogar, dass er für andere, um ihrer Sünden willen, gelitten habe. Kein Wunder also, dass schon die ersten Christen in diesen so genannten Gottesknechtsliedern Voraussagen über Jesus Christus erkannt haben.

Das Wort zum heutigen Tag stammt aus dem dritten Gottesknechtslied. Es ist ein eher wenig bekannter Vers. In Jesaja 50,8 sagt der Knecht Gottes: „Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer will mein Recht anfechten? Der komme her zu mir!“

Daraus spricht eine unerschütterliche Sicherheit, im Namen Gottes das Richtige zu sagen und zu tun. Dieser Knecht weiß Gott unter allen Umständen garantiert auf seiner Seite. Wenn mir ein solches Sendungsbewusstsein begegnet, bin ich in der Regel sehr skeptisch. Es kann nicht gut kommen, so sage ich mir dann, wenn einer nicht einmal eine Andeutung der Möglichkeit zulässt macht, dass er sich auch irren könnte. Eine solche Haltung führt leicht zu Verblendung, Selbstüberschätzung und Fanatismus. Das zeigen die Geschichte und die tägliche Aktualität mehr als deutlich.

Wenn aber an dieser Stelle vom Messias die Rede ist und wenn, wie ich glaube, die ersten Christen diesen Satz zu Recht auf Jesus bezogen haben, dann sieht es anders aus: Er muss ganz sicher gewesen sein, dass Gott auf seiner Seite ist, sonst hätte er seine Mission nicht erfüllen können. Zwar gab es selbst bei Jesus Momente des Zweifelns und der Anfechtung, aber es gab auch die Augenblicke der 100 %igen Gewissheit. Bei seiner Taufe wie auch bei der so genannten Verklärung hörte Jesus eine Stimme, die ihm bestätigte: „Dies ist mein geliebter Sohn! Hört auf ihn!“ Oder bei seiner ersten Predigt in Nazareth konnte Jesus mit großer Sicherheit sagen, dass sich die Worte des Propheten Jesaja in seinem Wirken erfüllt hätten. Seine Sicherheit zeigte sich auch in der Passion, als Jesus für seine Peiniger beten konnte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“

Jesus von Nazareth war sich sicher, ganz im Namen und Auftrag Gottes zu wirken. Er vertraute darauf, dass Gott auf alle Fälle auf seiner Seite war.

Doch: Was hilft das mir, wenn ich mich selber unsicher fühle und befürchte, Gottes Beistand verloren zu haben? Das Neue Testament sagt auch mir zu, dass ich auf Gottes Seite bleibe, solange ich mich an Jesus Christus festhalte. Damit ist mir zwar nicht garantiert, dass ich keine Fehler mehr mache. Aber es ist mir versprochen: Selbst wenn ich auf dem Holzweg bin, steht Christus zu mir. Er hilft mir sogar, Schuld zu überwinden. Paulus schreibt in Römer 8 unter anderem: „Ist Gott für uns, wer kann dann wider uns sein? Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“

Autor/-in: Pfarrer Daniel Eschbach