18.03.2009 / Wort zum Tag

Jesaja 50,5

Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.

Jesaja 50,5

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Haben Sie ein Ohr für Gott? Kommt da gelegentlich etwas an? Hören Sie ihn sprechen? - Oder muss ich zugeben: „Nein, leider höre ich ihn aus dem, was ich zu hören bekomme, normalerweise nicht heraus. Entweder bin ich in dieser Richtung unaufmerksam oder mein Ohr ist ´völlig zu` für Gott“?

Aber wäre da etwas zu hören? Jedenfalls steht fest, dass wir uns in der glücklichen Lage befinden, auf Worte Gottes zurückgreifen zu können. Sie liegen uns in Buchform vor. Das betreffende Buch, die Bibel, wird oft insgesamt als „Wort Gottes“ bezeichnet. Es setzt sich im wesentlichen aus Berichten zusammen, die festhalten, wie Gott in der Vergangenheit Menschen zu verstehen gab, was er mit ihnen vorhat und was er von ihnen erwartet. Beglaubigt wurde dieses Buch durch die Erfahrung vieler Generationen, die darin lasen und dabei auf den lebendigen Gott aufmerksam wurden. Sie fühlten sich von ihm angesprochen und erlebten dies als unvergleichliche Herausforderung. Manche schreckten davor zurück, viele andere aber fanden darin Halt, Trost und Heil. Dieser Eindruck trog nicht, sondern erhärtete sich zunehmend, wenn sie bereit waren, dem Gehörten Vertrauen zu schenken und sich danach zu richten.

Angesichts solcher Erfahrungen kann man nicht behaupten, dass Gott nichts von sich hören lasse. Es fragt sich nur, ob wir ein Ohr für ihn haben. Ich sehe, dass selbst die Bibel davon ausgeht: Unsereins hat gewöhnlich kein Ohr für Gott. Im Alten Testament gesteht sogar ein Prophet ausdrücklich, dass sein Ohr für Gott 'zu' war. Aber dann berichtet er: „Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet.“ Das hört sich an, wie wenn eine Behinderung behoben wird: Wie wenn der Ohrenarzt das Ohr ausspülen muss, weil sich im Gehörgang ein Pfropfen gebildet hat. Dadurch wird das Ohr geöffnet, bis es wieder normal hört. Entsprechend kann offenbar auch die verlorene Aufmerksamkeit für Gott wiederhergestellt werden, so dass mir klar wird, was Gott sagt, - und dass er es ist, der spricht, - und dass er mich meint.

Das kommt also nicht dadurch zustande, dass ich mich bemühe, die Ohren aufzusperren. Ich kann aber Gott darum bitten, dass er es tut. - Daher empfiehlt es sich, wenn man sich ans Lesen der Bibel macht, zu Beginn z. B. mit den Worten eines Kirchenliedes zu beten: „Öffn` uns die Ohren und das Herz, dass wir das Wort recht fassen.“ Aber wenn ich dann lese, was dasteht, und erfasse, was gemeint ist, liegt es an mir, ob ich mich der Herausforderung stelle, die darin enthalten ist, oder ob ich ihr ausweiche. Ich kann natürlich das Buch zuklappen und Gottes Wort einstweilen auf sich beruhen lassen, weil ich meine, vordringlich das gewohnte oder das speziell für heute vorgesehene Tagesprogramm durchziehen zu müssen. Doch dann schließt sich das Ohr schnell wieder, und der Anschein entsteht, als hätte Gott mir nichts zu sagen. Ich könnte aber auch versuchen, dem nachzukommen, was ich verstanden habe: z. B. mitten in den Befürchtungen, die sich mir aufdrängen, der Aufforderung Jesu: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“ (Mk 5,36). Die Bibel ist voll solcher Beispiele. Sie lädt dazu ein, sich den Satz zu Eigen zu machen, der im Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 50, Vers5 steht: „Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.“
Autor/-in: Pfarrer i. R. Dr. Wolfhart Schlichting