03.04.2009 / Wort zum Tag

Jesaja 49,13

Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.

Jesaja 49,13

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Es war im Urlaub. Unser Enkelkind sitzt auf einer Mauer und freut sich über Gottes Schöpfung, über den weiten Strand und über die schäumenden Wellen. Ich beobachte dieses kleine Geschöpf mit Dankbarkeit und Stolz. Es wirft die Arme in Wellenbewegungen weit von sich weg und singt eigene Wortschöpfungen laut vor sich hin. „Was machst du da?“ frage ich. Antwort: „Ich jauchze.“ „Und worüber?“ Antwort: „Einfach nur so!“ Einfach nur so jauchzen und Gott loben! Wenn ich das doch auch könnte. Das Wort für den Tag lädt dazu ein.

„Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der Herr hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden“ (Jesaja 49,13). Dieser Vers steht am Ende eines längeren Abschnitts beim Propheten Jesaja im 49. Kapitel. Er trifft dort nicht auf strahlende Glaubenshelden, sondern auf jammernde Heimatvertriebene. Sie leben in einer gottverlassenen Umgebung. Der Tempel ist weit weg, Gott ist fern. Es gibt viele Gründe zu klagen oder in Selbstmitleid zu fallen. Ist die Aufforderung, dann zu jauchzen und Gott zu loben nicht eine Zumutung? Muss man dazu nicht in beglückender Stimmung sein? Nein! Vielmehr gilt: Im Lobpreis wird Gottes Anwesenheit gefeiert, gerade dann, wenn ich von seiner Gegenwart so wenig spüre. Im Lobpreis wächst die Fähigkeit auch bei scheinbarer Abwesenheit Gottes im Vertrauen durchzuhalten.

In dieser Situation erinnert der Prophet die bedrückten Leute an frühere bessere Zeiten. Und er übermittelt ihnen kraftvolle Zusagen Gottes für die Zukunft. Wer vergisst, was Gott früher an ihm getan hat, fällt immer wieder auf sich selbst zurück. Erinnerungen sind dazu da, Gottes Taten aus der Versenkung ins Gedächtnis zu rufen. Und dann daraus zu lernen: Gott kann helfen. Gott wird helfen. Mag die Gegenwart noch so hoffnungslos aussehen, Gott kündigt seinen Vertrag der Treue nicht. Den aus ihrer Heimat Entführten wird zugesagt: Das Land wird wieder aufgebaut. Euer Besitz wird zurückgegeben. Es wird reichlich zu essen und zu trinken geben. Arbeit für alle wird sein. Mitten in der irdischen Wirklichkeit wird Gott handeln. Es kommt ein Tag des Heils, der alles auf den Kopf stellen wird. Die jetzt oben stehen, müssen in die Knie gehen. Mutlosigkeit wird in Zuversicht verwandelt. Der Glaube an Gott rechnet mit realen, nachprüfbaren Veränderungen.

Noch war das alles nicht eingetreten. Noch waren das Versprechungen für die Zukunft. Diese Verheißungen enden dann mit der Aufforderung zum Lob Gottes. Warum? Wer loben und jauchzen kann, sieht von sich selber ab, auch von seiner Umgebung und seiner Misere. Lobpreis Gottes aktualisiert Gottes heilende und helfende Tat bereits, bevor sich Gottes Verheißungen erfüllen. Lobpreis ist Ausdruck gelebter Hoffnung. Lobpreis ist das Ja des Glaubens gerade auch in dunklen Stunden, wo wir mit der damaligen Generation klagen: „Der Herr hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen“ (Jesaja 49,14). Wer meint, die Mühsal und den Verschleiß des Alltags nicht aushalten zu können, sollte Gott loben. Einfach nur so. Um Gottes Willen.
Autor/-in: Pastor i. R. Eckhard Schaefer