25.03.2012 / Wort zum Tag

Jesaja 49,10

Sie werden weder hungern noch dürsten, sie wird weder Hitze noch Sonne stechen; denn ihr Erbarmer wird sie führen und sie an die Wasserquellen leiten.

Jesaja 49,10

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Seit Wochen, ja Monaten tönt es in den Nachrichtensendungen im Radio und Fernsehen mehr oder weniger gleich: „Schuldenkrise weiter verschärft!“ – Bombenanschlag in Pakistan, Irak …!“ – „Börse taumelt!“ – „Arbeitsplätze müssen abgebaut werden!“ Wir hören von Krisen, von Verlust und Untergang. Keiner scheint zu wissen, wie es weitergeht und wo ein Ausgang zu finden ist. Woher kann da noch Hoffnung kommen?
Die Situation der Israeliten im babylonischen Exil ist vergleichbar, nur noch viel dramatischer. Die Elite des Volkes ist entführt worden und wird in Babylon festgehalten. Zuhause liegt das ehemals fruchtbare Land brach, es wird nach und nach zu einer Wüste. Die Demütigungen im fremden Land wollen nicht aufhören. Von einer Zukunft wagt kaum noch jemand zu träumen.

In dieser Situation tritt in Babylonien ein Prophet auf, der noch nicht resigniert hat. In einer kühnen Vision entwirft er einen zweiten Auszug der Israeliten – diesmal nicht aus Ägypten sondern aus Babylon. Das Volk werde wieder aus der Sklaverei in die Freiheit aufbrechen, sagt er. In seiner Vision entwirft er eindrückliche Bilder: Die Mächtigen werden sich vor Israel niederwerfen. Das verödete Land zu Hause wird wieder aufblühen. Gefangene werden ans Licht kommen. Unwegsames Gelände wird umgestaltet zu einer ebenen Triumphstrasse für das Volk Gottes. Unterwegs, so verspricht es unser Wort zum Tag aus Jesaja 49,10 dem Volk Israel, „werden sie weder hungern noch dürsten, sie wird weder Hitze noch Sonne stechen; denn ihr Erbarmer wird sie führen und sie an die Wasserquellen leiten.“ Die Verbannten werden nach Jerusalem zurückkehren. Und eine neue, grosse Zukunft wird beginnen.

Ist einer, der so redet, einfach ein billiger Schwätzer? Oder steckt mehr dahinter? –Tatsächlich konnten die Israeliten wenige Jahre nach dieser prophetischen Predigt nach Hause zurückkehren. Obwohl sie längst alle Hoffnung aufgegeben hatten, ging die Geschichte Gottes mit ihnen weiter. Es begann eine neue Zukunft. Sie wurde zwar nicht ganz so strahlend, wie sie der Prophet in Babylon beschrieben hatte. Den zurückgekehrten Israeliten fiel nichts in den Schoss. Der Neuanfang musste erkämpft und erarbeitet werden. Und doch kehrte das Gottvertrauen zurück. Die Zuversicht wuchs. Später erzählten die Israeliten im Rückblick, wie Gott sie ein zweites Mal aus der Sklaverei befreit hatte. Sie verbanden diese Erfahrung mit der Einladung, das Vertrauen und die Hoffnung auch gegen alle äusseren Umstände auf Gott zu setzen.

Auch für uns heute geht es nicht nur darum, schlimmen Nachrichten schöne Träume und Visionen entgegenzusetzen. Wir sind eingeladen, unsere ganzes Vertrauen darauf zu setzen, dass es auch in Krisenzeiten weitergeht – mit Gottes Hilfe. Denn er ist und bleibt dabei und er geht mit uns, sogar durch finstere Täler, wie der Beter von Psalm 23 bekennt. Mag sein, dass es anstrengende Zeiten geben wird. Sicher wird nicht alles genau so werden, wie wir das gerne hätten. Aber es kommt gut. Besser, als wir uns das vorstellen oder ausmalen können. Gott bleibt seiner Schöpfung treu, bis er am Ende dieser Zeiten wieder sagen kann: „Und siehe, es ist alles sehr gut!“ – Das ist unsere Hoffnung. Die Herausforderung ist es nun, im Vertrauen auf diesen Gott Tag für Tag anzupacken und beizutragen, dass es besser wird mit dieser Welt. Dann kann die Vision des Propheten aus Babylon Wirklichkeit werden: „Sie werden weder hungern noch dürsten, sie wird weder Hitze noch Sonne stechen; denn ihr Erbarmer wird sie führen und sie an die Wasserquellen leiten.“
 

Autor/-in: Pfarrer Daniel Eschbach