04.11.2011 / Wort zum Tag

Jesaja 44,22

Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich!

Jesaja 44,22

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„Warum sprechen wir in der Kirche eigentlich dauernd von Schuld?“, fragte mich neulich eine Dame. „Ich ermorde keinen, ich stehle nicht, ich komme gut mit meinen Mitmenschen aus. Aber im Gottesdienst soll ich immer darüber nachdenken, wie schlecht ich bin, auch wenn ich gar nichts getan habe!“

Das ist eine gute Frage!, dachte ich mir. Es ist wirklich ein fester Bestandteil des Gottesdienstes, dass wir über unsere Schuld nachdenken. Und mir geht es auch manchmal so, dass ich mit mir und meinen Mitmenschen im Reinen bin und gar nicht weiß, was ich gerade bereuen soll.

Aber warum dann das Nachdenken über die Schuld? Das Nachdenken ist der erste, aber nicht der letzte und entscheidende Schritt. Der entscheidende Schritt liegt darin, dass mir – wenn ich meine Schuld bekannt habe – von Gott vergeben wird. Und darin liegt die grandiose Zusage Gottes: nichts ist so schlimm, dass Gott es mir nicht vergibt, wenn ich mich ihm zuwende!

Ich habe Menschen getroffen, die sagen: was ich getan habe, das lastet wie ein Felsbrocken auf mir, wie ein unendlich schwerer Stein. Es zieht mich herunter. Diese Last werde ich nie wieder los. Ich habe Menschen getroffen, die sagen: was ich gemacht habe, das ist so fürchterlich, ich schäme mich so sehr dafür: das wird mir Gott nie vergeben! Doch – das wird er. Denken wir an das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Da hat ein Mensch sein ganzes Vermögen verprasst, und in seiner Not weiß er sich keinen anderen Rat, als nach Hause zurückzukehren. Er legt sich allerlei Sätze zurecht, was er dem Vater zur Erklärung sagen wird. Aber der hört gar nicht zu: sobald er ihn sieht, läuft er ihm entgegen, nimmt ihn in die Arme und ist einfach nur froh, dass sein Sohn wieder zurückgekommen ist. So ist Gott! Egal, was wir getan haben: er nimmt uns wieder an.

Gott wirbt um uns. Er macht uns ein unglaubliches Angebot: Kehr dich um zu mir! Ich will dich doch erlösen. Ich will diesen Stein von deinem Herzen nehmen. Was du als Felsbrocken empfindest, das ist für mich wie eine Wolke. So leicht. So gar nicht fassbar. Wie ein Nichts, wenn man danach greift. Und all deine Schuld, die auf dir lastet, die löst sich auf, wie sich der Nebel am Morgen auflöst. Komm nur zu mir!, sagt Gott.

Wenn wir im Gottesdienst unsere Schuld bekennen, dann geht es nicht darum, dass uns das Herz schwer werden soll, sondern es soll leicht werden. Gott bietet uns an: Wenn es dir wirklich ernst ist, dann vergebe ich dir jetzt deine Schuld. Dann ist sie fort, wie ein Nebel sich lichtet. Dann wird sie leicht wie eine Wolke und lastet nicht mehr auf dir. Und das ist so ein großartiges Angebot, dass ich mich darüber freue, dass in jedem Gottesdienst diese Tür für mich offen steht: Ich darf Gott meine Schuld hinlegen und erleben wie er sie fortnimmt.
 

Autor/-in: Dorothee Döbler