16.10.2013 / Wort zum Tag

Jesaja 38,17

Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück.

Jesaja 38,17

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"Bangemachen gilt nicht" - so haben wir früher auf dem Schulhof der Grundschule einander zugerufen. Wer hat Angst vor dem „Bösen Mann“ – so das Spiel, wo wir uns als Kinder zu fangen und zu erschrecken versuchten. Selbst dann, wenn man wirklich erschrocken war, weil man dem Fänger nicht gesehen hatte, so gab doch niemand zu, dass er wirklich erschrocken war. „Bangemachen gilt nicht“ – das wäre ja noch schöner gewesen, wenn man zugegeben hätte, dass man vor dem anderen Angst hat.

Ganz anders im Text unserer heutigen Tageslosung: „Siehe, um Trost war mir sehr bange.“ Da spricht jemand, der zugibt, dass er vor Gott Furcht hatte. Hiskia ist diese Person. Ein König, der Israel vor gut 2600 Jahren regierte. Ist das nicht peinlich, wenn ein König zugibt: Gott, Du hast mich Bange gemacht? Ist da nicht mehr „Rückgrat“ gefordert?

Was war passiert? Mitten ins Leben hinein bekommt Hiskia die Nachricht übermittelt: Du wirst bald sterben. Es gab keine Vorzeichen, keine schleichenden Prozeß, der Hiskia schon innerlich dahin hätte führen können, dass er bald sterben muss. Und dann, mitten ins Leben hinein die Todesankündigung – das muss wie ein Hammerschlag gewirkt haben. Wie ein Schlag vor den Kopf. „Um Trost war mir bange“ – gibt es in solch einer Situation tragenden Trost? Viele Menschen musste ich in meiner Amtszeit schon begleiten, die ähnliche Todesnachrichten unverhofft mitten ins Leben hinein erhielten. Wie mit Axtschlägen wurden Lebenshoffnungen und Pläne zerstört. Welcher Trost trägt da noch. Alle Kinderspiele des Lebens, in denen man versucht hat Fassung zu wahren und gute Miene zum bösen Spiel zu machen gelten da nichts mehr.

Hiskia gibt in seinem Gebet Antwort auf die Frage, was ihn in dieser Lebenssituation getröstet hat: „Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe“. Gott nimmt sich der Seele an – diese Erfahrung hat Hiskia getröstet. Diese Erfahrung können Menschen bis heute machen. Hiskia erlebte dann sogar noch das Wunder der Heilung und einer Verlängerung seines Lebens um weitere 15 Jahre.

Gott kann so etwas bewirken, muss es aber nicht. Dennoch – auch wenn es nicht zu einer Heilung kommt, so wie Hiskia es erleben konnte, -  dennoch gilt der Zuspruch: „Ich, Gott, nehme mich Deiner Seele herzlich an, auf dass sie nicht verdürbe.“

Dieses Versprechen wird durch Jesus für alle Zeit den Menschen zugesprochen: "Egal welche Nachricht dir wie ein Faustschlag ins Gesicht fährt, egal welche Lebenssituation unlösbar scheint und dir jegliche Lebensperspektive zu nehmen scheint – ich werde mich Deiner Seele annehmen und dich vor dem Verderben erretten."

Wie geschieht das konkret? Hiskia betet: " denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück".

Eine eigenartig anmutende Wendung. Hiskia war doch todkrank - was hat die Vergebung der Sünden nun damit zu tun? Hiskia hatte folgendes erkannt. Es gibt wichtige Dinge im Leben und es gibt sehr wichtige Dinge im Leben. Zu den wichtigen Dingen im Leben gehört die Gesundheit - na klar, Krankheit schränkt das Leben ein. Dennoch: Zu den sehr wichtigen Dingen im Leben gehört, dass meine Seele gerettet wird. Dass ich bei Jesus sein kann - hier und in Ewigkeit. Das ist sehr wichtig, weil die Rettung der Seele über den leiblichen Tod hinaus geht.  Das ist wichtiger, als Gesundheit.

Dass meine Seele nicht verdirbt, dass sie getröstet und gestärkt wird, das hängt davon ab, ob ich mir vergeben lasse. Von Jesus. Dazu ist er gestorben und auferstanden - um den Menschen zu vergeben und ihr Leben zu verändern. Damit die Menschen mit Hiskia beten können: "Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück."

Autor/-in: Pfarrer Andreas Hannemann