23.09.2011 / Wort zum Tag

Jesaja 26, 9

„Von Herzen verlangt mich nach dir des Nachts, ja, mit meinem Geist suche ich dich am Morgen“

Jesaja 26, 9

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Nachts sind nicht nur alle Katzen grau, sondern auch alle Gedanken. Grau und manchmal auch schwarz. Und schwer. Da wachst du nachts um 3 Uhr auf und kannst nicht mehr einschlafen, weil dich die Erinnerung an das quält, was dir gestern passiert ist. Was andere mit dir angestellt haben oder was du mit anderen angestellt hast. Die Sorgen um deine Familie liegen dir tonnenschwer auf der Seele. Die Sorgen um deine Gemeinde. Die Sorgen um die Welt. Was soll nur werden? Du liegst in deinem Bett, wälzt dich von der einen Seite auf die andere und fühlst dich mutterseelen­allein. Du möchtest mit jemandem sprechen. Aber das kannst du hier jetzt nicht. Alle schlafen. Wohl dir, wenn du beten kannst. Wohl dir, wenn du all das, was dich in den Staub drückt, vor dem himmlischen Thron Gottes ausbreiten kannst. Der Prophet Jesaja schreibt einmal: „Von Herzen verlangt mich nach dir des Nachts, ja, mit meinem Geist suche ich dich am Morgen.“ Das ist das Wort für diesen Tag. Und es ist ein Wort am Ende einer vielleicht unruhigen Nacht, in der sie die Nähe Gottes gesucht haben. Nun weiß ich nicht, ob Sie diese Nähe gespürt haben oder nicht. Ich weiß auch nicht, ob Ihre Seele an diesem Morgen leichter ist, als sie es in der Nacht war. Aber ich weiß, dass Gott da war und dass er da ist.

 

Es lohnt sich immer, ihn zu suchen und mit ihm zu reden. Es lohnt sich immer, sein Herz bei ihm auszuschütten. Denn niemand versteht uns so gut wie er. Er ist ja nicht nur der Gott im Himmel. Er ist ja auch der Gott auf der Erde, der Gott in meinem Alltag. Er ist ja nicht nur der Vater. Er ist auch der Sohn. Und er ist der Heilige Geist, der uns stärkt und tröstet. Er versteht. Das alleine schon tut gut. Aber er kann ja auch helfen. Er kann eine Situation von einem Moment auf den anderen verändern. Oder er kann uns die Kraft geben, die unveränderte Situation auszuhalten. Er kann helfen und er will helfen. Auch wenn diese Hilfe immer wieder ganz anders aussieht, als wir sie uns vorgestellt haben. Aber das macht diese Hilfe ja so besonders wertvoll. Wie oft habe ich erlebt, dass das, was Gott getan hat, viel durchgreifender, viel nachhaltiger war als alles, was ich mir hätte ausdenken können.

 

„Von Herzen verlangt mich nach dir des Nachts, ja, mit meinem Geist suche ich dich am Morgen.“ Am Morgen und am Mittag und am Abend. Denn ich kann dieses Leben alleine doch gar nicht bestehen. Ich bin zu klein angesichts der großen Herausforderungen, die auf mich warten. Ich bin zu schwach, um die Schwierigkeiten zu schultern, mit denen mich andere Menschen konfron­tieren. Ich bin zu schlicht, um Antworten auf die vielen Fragen zu finden, die mir gestellt werden. Ich brauche ihn. Ich brauche seine Größe, seine Stärke, seine Weisheit. Ich brauche seine Liebe.

 

Ja, Liebe. Herrlich ist, was Paulus im Brief an die Galater schreibt: „Gott hat den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater.“ Abba – das sagen die kleinen Kinder in Israel bis heute zu ihrem Papa. Abba heißt Papa. Gott, der Allmächtige ist mein Papa, mein Vati, der mich unendlich lieb hat, der mich in die Arme nimmt, auf dessen Schoß ich immer wieder fliehen kann, wenn es in meinem Alltag allzu turbulent zugeht, wenn mir die anderen weh getan haben, wenn ich anderen weht getan habe, wenn ich nicht weiter weiß, wenn ich am Ende bin.

 

Ein Wort von Martin Luther möchte ich Ihnen noch sagen. Ein Wort für diesen Tag: „Weil er Gott ist, kann und weiß er, wie er es aufs Beste mit mir machen soll. Weil er Vater ist wird er es auch tun.“

 

 

Autor/-in: Jürgen Werth