23.07.2011 / Wort zum Tag

Jesaja 26,13

HERR, unser Gott, es herrschen wohl andere Herren über uns als du, aber wir gedenken doch allein deiner und deines Namens.

Jesaja 26,13

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„Die Herren dieser Welt gehen. Unser Herr kommt.“ So hat es der frühere Bundespräsident Gustav Heinemann einmal gesagt. Ein kluger Satz, der die Verhältnisse gerade rückt. Ich denke an das Gebet eines alten Mannes, der nach der Wahl eines neuen Oberbürgermeisters in der Gemeinde laut betete: „Herr, du weißt, auch Fürsten sind vom Weibe geboren …“ Das war nun auf den ersten Blick ein merkwürdiges Gebet und ein bisschen peinlich noch dazu. Denn der neue Bürgermeister nahm an diesem Gottesdienst teil. Aber es war auch ein kluges Gebet, weil es deutlich machte: Wir müssen diesem neuen Oberhaupt unserer Stadt nicht mehr Ehre zukommen lassen als ihm gebührt. Und er muss gleich wissen, dass er nicht besser als die anderen ist, dass seine Macht, dass sein Einfluss Macht und Einfluss auf Zeit sind.

Nun betet sich öffentlich so ein Gebet leicht, wenn man in einer demokratischen Gesellschaft lebt. In Diktaturen wäre es gefährlich, vielleicht sogar lebensgefährlich. Es gibt viele Diktaturen auf dieser Welt. Was zeichnet einen Diktator aus? Dass er seine Macht nicht teilen will - mit keinem Menschen, mit keinem Gott. Deswegen bekämpfen die meisten Diktatoren die Religion, vor allem den Glauben an den Gott der Bibel. Tatsächlich sind Christen die am meisten verfolgte religiöse Gruppe in der Welt. Nach Angaben mehrerer international tätiger Organisationen sind 75 bis 80 Prozent aller Menschen, die derzeit wegen ihres Glaubens verfolgt werden, Christen. Was macht sie so gefährlich für die Herrscher? Dass sie sich ihrer Herrschaft nicht bedingungslos unterwerfen. Dass sie keinen weltlichen Herrscher, möge er auch noch so viel Macht ausüben, als ihren Gott akzeptieren.

In der Sendereihe „Wartburg-Gespräche“ erzählte Markus Rode, der Leiter von Open Doors, von den Christen in Nordkorea. Überall in Nordkorea sind große Statuen des Diktators Kim Jong Il aufgestellt, vor denen man sich zu verneigen hat. Die Christen verneigen sich nicht, obwohl sie wissen, dass sie dafür ins Gefängnis kommen können, ins Arbeitslager, dass sie dafür am Ende vielleicht sogar mit dem Tod bestraft werden können. Dabei helfen ihnen Bibelworte wie das, über das wir an diesem Tag besonders nachdenken wollen, aus dem Buch Jesaja, Kapitel 26, Vers 13: „HERR, unser Gott, es herrschen wohl andere Herren über uns als du, aber wir gedenken doch allein deiner und deines Namens.“ An Gott denken, wenn andere Herren ihre harte Herrschaft ausüben, sich immer vergegenwärtigen, dass Gott anders herrscht, dass er mit Liebe herrscht, mit Barmherzigkeit, dass er seine Menschen nicht unterdrückt, sondern dass er sie befreit. An diesen Gott denken und dadurch eine innere Unabhängigkeit von den aktuellen Herrschern dieser Welt bekommen.

Ich möchte Sie einladen, mit mir für die Christen zu beten, die verfolgt werden, die verhaftet und gefoltert werden, die gejagt und getötet werden.

Herr, wir bringen dir unsere Schwestern und Brüder, und wir bitten dich von Herzen, dass du sie beschützt, dass du ihnen nicht mehr auflädst, als sie tragen können. Und wir bitten dich von Herzen, dass du ihren Glauben stärkst. Zeige ihnen immer wieder dein gutes Vaterherz und gibt ihnen Kraft, Mut und Liebe. Amen.
 

Autor/-in: Jürgen Werth