26.10.2013 / Wort zum Tag

Jesaja 12,5

Lobsinget dem Herrn, der er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen.

Jesaja 12,5

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Erinnern Sie sich noch an den 18. August 1999? Der Kernschatten einer totalen Sonnenfinsternis zog über Süddeutschland hinweg. Wir standen alle auf der Straße in unserem kleinen Dorf. Es wurde mitten am Tag duster. Kein Vogel zwitscherte mehr. Der Mond schob sich vor die Sonne. Leider war es bei uns bewölkt und wir konnten das Schauspiel nur schattenhaft verfolgen. Aber umso spektakulärer erschienen mir anschließend die Aufnahmen im Internet. Die Korona – der Lichtglanz der Sonne um den Mond faszinierte mich.

Und heute schaue ich aus dem Fenster meines Arbeitszimmers und vom Zaun her strahlt mich eine Sonnenblume an. Und hinter dieser Sonnenblume sehe ich das Bild der Korona. Was für eine Ähnlichkeit!  Wollte der Schöpfer uns in diesem Geschöpf der Sonnenblume das Wunder seiner Schöpfung vor Augen führen? Wer die Augen öffnet und sie auf den Kleinigkeiten am Wegrand einmal ruhen lässt, kommt aus dem Staunen nicht heraus.

Und direkt hinter unserem Haus, an der Stadtgrenze Berlins, erhebt sich ein immer höher werdender Bauschuttberg. Was hat der uns schon aufgeregt. Verdeckt die Sonne und verdreckt mit dem Staub das Gelände. Und plötzlich denke ich: „Worauf ist eigentlich mein Blick gerichtet? Was beschäftigt mich?“ Ist es nicht so, dass ich viel zu oft nur auf den Schutt des Lebens schaue und mich davon blockieren lasse und im Denken und Fühlen nach unten gezogen werde? Wie wohltuend ist es dann Menschen zu begegnen, die einen anderen Blick haben und mich einladen den Blick auf das zu richten, was zum Staunen und Jubeln einlädt.

So empfinde ich auch das Dank- und Jubellied in Jesaja 12. Der Vers 5 ist uns heute als Leitwort gegeben: „Lobsinget dem Herrn, der er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen.“ Oder genauer übersetzt: „Singt und greift kräftig in die Saiten und spielt, denn der Herr hat Herrliches, Großartiges getan. Überall auf der ganzen Erde soll das lobend bekannt werden.“ Was für eine Begeisterung, was für eine Freude strahlt aus diesem Lied. Hier richtet ein Mensch seinen Blick auf das, was Gott getan hat. In dichten Begriffen und  Bildern schildert er, was ihm Gott bedeutet: Heil, Rettung, Hilfe, Stärke und Lebenskraft.

Es ist ihm, als wenn er in der Wüste des Lebens bei Gott eine frische Quelle gefunden hat und nun trinken kann. Bei Gott wird der Durst des Lebens gestillt. Ist das nicht wirklich zum Jubeln und zum Singen? Aber nicht monoton, zurückhaltend und ja nicht rhythmisch, sondern laut und leise, frisch und fröhlich mit strahlenden Augen und einem Lachen im Gesicht. Wer so jemand singen hört, dem fangen die Socken an zu jucken und er stimmt mit ein. Singt und swingt und tanzt mit. Ja, wer groß von Gott denkt, der bleibt nicht an den Stolpersteinen seines Alltags hängen. Er kann höher sehen und erkennt Zusammenhänge seines Lebens. Er kann tiefer sehen und bleibt nicht an der Oberflächlichkeit von Stimmungen hängen. Er kann weiter sehen und bleibt nicht stehen in der eigenen Erfahrung.

Gotteslob bewirkt auch in schweren Lebensphasen, wo uns nicht zum Lachen zumute ist, einen weiten Horizont. Auch wenn meine Knie zittern, der Fels auf dem ich stehe, der zittert nicht. Spüren Sie – die Blickrichtung ist entscheidend. Deshalb lädt uns dieses Wort heute ein auf-zu-sehen, weg- zu-sehen, hin-zu-sehen auf Jesus. Er ist  auch heute unser Heil, unsere Rettung und Hilfe. Stimmen Sie doch mit ein in das Lied Jesajas. Summen, brummen oder pfeifen Sie mit. Es tut gut. Ihnen und den Menschen, die Sie hören. Und wenn Sie gefragt werden, warum sie so fröhlich sind, dann sagen sie einfach: „Ach, ich schaue gerade weg vom Schuttberg auf die Sonnenblume und das erinnert mich an Gott, den Herrn, der mein Leben hält und trägt.“

Autor/-in: Friedhelm Geiß