13.05.2010 / Wort zum Tag

Jes 57,16

Denn ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen; sonst würde ihr Geist vor mir verschmachten und der Lebensodem, den ich geschaffen habe.

Jes 57,16

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Um Hader und Zorn geht es in diesem Vers aus dem Propheten Jesaja.

Gibt es Dinge, die sie zur Weißglut bringen? Ich meine jetzt nicht die Erdnussschalen des Ehemannes auf dem Sofa oder die Chips unter dem Bett ihrer Tochter. Da berichtet ihr Sohn, wie er im Deutschunterricht immer wieder von seinen Schulkameraden ausgelacht wird, sobald er eine falsche Antwort gibt. Und dann äffen ihn noch einige in der Klasse nach. Oder, sie bekommen mit, wie sich die Leute am Nachbartisch im Gasthaus über die, wie sie sagen, Neger in ihrem Wohnblock den Mund verreißen. Deutschland den Deutschen.

Gibt es so etwas wie den heiligen Zorn. Ich versuche schon meine Gefühle zu zügeln. Aber manchmal da muss ich aufstehen und was dagegen sagen. Dann spüre ich, wie mir das Herz klopft, vielleicht sogar ein eigenartiges Grimmen in meinem Bauch sich bewegt und mir das Blut in den Kopf steigt. Ungerechtigkeit, Verleumdung, und wenn Menschen andere Menschen verächtlich behandeln. Da fang ich an zu kochen. Und wenn ich selbst ungerecht behandelt werde, dann erst recht.

Darf ich zornig sein, wenn mich jemand lieblos behandelt. Mir mit Verachtung begegnet. Nun hat Jesus ja gesagt: Liebe Deine Feinde! Ich bemühe mich. Aber Jesus hat auch die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel getrieben. Da wurde er zornig.

Gott will unsre Liebe ganz und ungeteilt. In seinem Haus sollen klare Verhältnisse sein. Wir Menschen haben zu Gott ungeteilten Zugang. Wir sollten sein Vertrauen nicht missbrauchen. Was ist, wenn der Ehemann seine Ehefrau betrügt, darf die dann zornig sein auf ihren Mann? Gott ist zornig. Zornig weil wir Menschen ihn manchmal betrügen. Das Volk Israel damals, wir heute.

Gott ist leidenschaftlich. Er liebt uns Menschen, sein Ebenbild. Er will uns ganz, ungeteilt. Er will das Beste für uns. Das Volk Israel zur Zeit des Propheten Jesaja entzog sich seiner Liebe. Wir tun es heute auch. Auf der einen Seite sollten wir uns kein Bildnis von Gott machen, das ist richtig. Auf der anderen Seite sollten wir aber auch nicht annehmen, Gott wäre ein kosmischer Nebel.

Gott ist nicht irgendwo, irgendwie und irgendwas. Die Bibel schreibt Zeile für Zeile von Gottes leidenschaftlicher Liebe zu uns Menschen. Gott will uns heilen, retten, erlösen. Sein Zorn entbrennt genau an der Stelle, wo wir diese Liebe eben achtlos links liegen lasse. Wo wir lieber an das irgendwo, irgendwie und irgendwas als Götzen glauben. Dabei kommt von dort keine Hilfe. Da ist nur Nichts, Dunkelheit und Tod.

Sollte dann Gott nicht in Weißglut geraten, wenn wir Menschen seine Geschöpfe sehenden Auges alle seine Rettungsversuche und Liebesbeweise als Schwachsinn abtun und in unser Verderben rennen. Irgendwann ist Schluss mit lustig.

Doch bis dahin, kaum zu glauben, versucht es Gott immer wieder. Er spricht: Ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen. Ist das zu fassen. Er will nicht ewiglich zürnen; und weiter sagt er : „..sonst würde ihr Geist vor mir verschmachten und der Lebensodem, den ich geschaffen habe.“ Wenn Gottes Zorn uns wirklich trifft, ist es aus mit uns. Eins müssen wir wissen, es ist mit uns aus, wenn wir sein Liebesangebot nicht annehmen. Und wann sollten wir es annehmen? Am Besten jetzt. Ehe es zu spät ist.

Denn die, die Gottes Liebeswerben nicht annehmen, werden keinen Frieden haben, weder heute noch morgen noch in Ewigkeit. In Jesus Christus hat sich uns Gott vollkommen als der Liebende gezeigt. Gott haderte und zürnte nicht ewig. Er gab uns sein Liebstes. Er schenkte seinen Sohn Jesus. Damit haben wir alles gewonnen. Das will ich mir heute ganz bewusst machen. 

Autor/-in: Pfarrer Tilo Brach