29.10.2015 / Wort zum Tag

Jeremia 9,22–23

So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne.

Jeremia 9,22–23

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Im Fernsehen haben wir sie alle: die Weisen, die Starken und die Reichen. Die Weisen zeigen, wie schlau sie sind, die Starken präsentieren sich mit ausgestrecktem Zeigefinger auch auf Plakaten und die Reichen parken den Maybach neben dem Porsche vor der Tür, weil die Garagen schon belegt sind.

Die Weisen, die Fachleute, die Gelehrten – selbst wenn sie nicht mit ihrer Weisheit prahlen, so werden sie doch zuverlässig eingeladen, um die Welt zu erklären. Die Starken beeindrucken uns mit Aussehen, Kraft und Macht, und die Reichen zeigen, was wir alle nicht haben – sie kennen das aus der Werbung: mein Haus – mein Auto – meine Yacht.

 Sicher kennen wir Ausnahmen. Wir hören mit Erstaunen, dass einige der Superreichen sogar für höhere Steuern eintreten. Das wird sie nicht umbringen. Vielleicht ist es sogar eine Aktion, dem Sozialneid zu begegnen, denn je reicher jemand ist, umso mehr finden sich, die neidisch werden. Immer und auf allen Ebenen. Der Reichtum der einen ist die Armut der Anderen. Und es gibt mehr Arme als Reiche, die Reichen sind die wahrhaft Mächtigen und Starken. Auch die Weisen? Vielleicht erwarten sie jetzt eine Geschichte aus dem Gruselkabinett der Geschichte. Aber warum nicht einmal an den Amerikaner John D. Rockefeller erinnern, einen Nachkommen deutscher Auswanderer, der es im 19. Jahrhundert zu unbeschreiblichem Reichtum durch sein Öl gebracht hatte. Als seine Gesundheit immer schlechter wurde und er merkte, dass Gesundheit sich nicht kaufen lässt, fing der Mann an, seine Milliarden in Stiftungen zu stecken. Und in Universitäten. Nie ist mit so viel Geld geforscht und unterstützt worden wie mit dem Geld Rockefellers. Gegen Ende seines Lebens ist er als zufriedener Mann gestorben, vielleicht weise geworden und stark – weil er die Verantwortung sah und sich seines Reichtums nicht mehr rühmen musste.

 Meint der Prophet Jeremia etwa dies, wenn er im Wort für den heutigen Tag sagt (Jer 9, 22-23a): „So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne“?

 Wer an Gott vorbei geht mit allem, was er kann, der geht am Leben vorbei. Gott verändert die Menschen. Wie in einem Brennpunkt wird das an Jesus Christus deutlich: Die Gelehrten seiner Zeit konnten ihn nicht einordnen, aber sie staunten über seine Weisheit.Die Mächtigen sahen nur in einem Bündnis ein Mittel, um gegen ihn anzukommen. Von den  Reichen haben zumindest einzelne  allen etwas vorgemacht und haben sich verändert, wenn sie Jesus begegneten. Seltsame Vorbilder, die Weisen, die Starken und die Reichen – aber immerhin  einige haben doch erkannt, wer Gott wirklich ist. Der Gott, der von sich sagt:  „Wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin.“

Autor/-in: Pfarrer Dr. Siegfried Meier