13.07.2009 / Wort zum Tag

Jeremia 6,16

Fragt nach den Wegen der Vorzeit, welches der gute Weg sei, und wandelt darin, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele!

Jeremia 6,16

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„Unruhig ist mein Herz, bis es Ruhe findet in dir“, schrieb der Bischof und Gelehrte Augustinus um 300 nach Christus in Nordafrika. Dieser Wunsch nach Seelenfrieden ist alt und offensichtlich ist es auch für gläubige Christen nicht leicht, diesen Seelenfrieden zu finden. Zu sehr sind viele dem Zeittakt der Unruhe, die sie umgibt, unterworfen. Immer schlimmer scheint das zu werden, von Jahr zu Jahr! Höher, schneller, weiter, erfolgreicher - wir sind es gewohnt, dass man uns „Beine macht“. Und dann die Angst, nicht mithalten können. Andere sind jünger als ich, durchsetzungsfähiger, produktiver. Ich passe mich an, um nicht zu den Verlierern zu gehören. Ich will mithalten können, bloß nicht auf der Strecke bleiben.

Doch halt: Mal ganz ruhig durchatmen, sich konzentrieren auf das Wesentliche, mach mal Pause, tank mal auf, zur Mitte finden, etwas für Gelassenheit und inneren Frieden tun! Ob das geht in aller Hektik? Braucht man dazu nicht spezielle Methoden und Rituale, die sich irgendwo in Meditationszentren und anderen religiösen Denkrichtungen schon bewährt haben? „Leben so wie ich es mag, Leben spüren Tag für Tag“, sang einmal der deutsche Schauspieler Volker Lechtenbrink. Mögen Sie Ihr Leben, so wie es gerade läuft? Spüren Sie eine Lust zum Leben oder eher eine Last? Vielleicht hängt das davon ab, wer Ihr Leben bestimmt — Ihr Chef oder Sie selber, eine Krankheit oder gesundheitliches Wohlbefinden ...

Irgendwie haben wir ja vielleicht auch noch eine Vorstellung von Gott und vom Wert des Lebens, das er uns einst geschenkt hat. Ich meine nicht unbedingt die Zehn Gebote oder irgendwelche anderen Glaubensregeln. Nein: Stattdessen versuchen Sie, sich an irgendeinen Satz zu erinnern oder ein Wort, das Sie schon einmal in der Bibel gelesen haben oder das ein anderer Christ zu Ihnen gesagt hat. Ein Wort für Ihr Leben, ein Satz, bei dem es sich lohnt, darüber nachzudenken, was er möglicherweise mit Ihrem Leben zu tun hat. Wenn Ihnen gar nichts einfällt dazu, ist es auch nicht schlimm. Dann verschenken Sie heute im Laufe des Tages ein Lächeln. Gönnen Sie es einem Menschen, den Sie noch nie angelacht haben oder den Sie gar nicht kennen. Lachen schenken kann glücklich machen. Ende April war der Weltlachtag. Vielleicht haben Sie davon gehört. Lachen ist eine universelle Sprache und verbindet alle Menschen miteinander, gleich welcher Herkunft und Kultur. Der Maler Friedrich Schröder-Sonnenstern hat einmal gesagt: „Wer lacht, kann nicht prügeln.“ Da könnte etwas Wahres dran sein. In jedem Fall erscheint Humor und Fröhlichkeit als ein guter Wegweiser zum erhofften Seelenfrieden.

Vielleicht ist Fröhlichkeit und Lächeln sogar einer dieser „guten Wege der Vorzeit“, die uns der Prophet Jeremia hier so ans Herz legt. Unser Leben ist mehr als die Unordnung unserer Worte und Taten. Unser Leben steht in enger Verbindung zu Mitmenschen und zur Natur. Was fehlt, ist das Lachen und die Freude darüber, dass wir geboren sind und einen Schöpfer haben, der uns Lebenssinn und Gelingen gibt, wo wir es gar nicht mehr vermuten. Können Sie sich an die Geschichten von Abraham und Sara erinnern, deren Lebenssinn schon entschwunden war, weil sie kein Kind bekommen hatten und in hohem Alter nur noch jammern und klagen konnten über die ausbleibende Verheißung Gottes für Nachwuchs. Als sie nun im hohen Alter noch einmal durch einen Engel daran erinnert wurden, dass Gott ihnen ein Kind schenken wollte, lachten beide. Zu alt schienen sie dafür. Doch das Lachen war der Durchbruch. Als Sara den lsaak gebar, war Platz und Muße für ein Lächeln. Es hatte ja doch noch geklappt mit ihrem Leben. Gott hatte erfüllt, was beiden verheißen war. Auch daran kann man an einem Tag wie heute denken und sich darauf freuen, was auch heute noch unter uns für Wunder geschehen.
In einem Gesangbuchlied heißt es:
“Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.
Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.“

Autor/-in: Pfarrer Olaf Seeger