09.02.2013 / Wort zum Tag

Jeremia 32,40

„Ich will einen ewigen Bund mit meinem Volk schliessen, dass ich nicht ablassen will, ihnen Gutes zu tun.“

Jeremia 32,40

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Was für ein Augenblick, wenn nach Jahren des Streitens, der Vorwürfe und Auseinandersetzungen verfeindete Familienangehörige einander vergeben und sich versöhnen! Oder: Was waren das für Hochgefühle, als sich nach 40 Jahren gewaltsamer Trennung über Nacht Menschen in den Armen lagen, die zusammengehörten: Deutschland war   wieder vereinigt!

Und schliesslich: Welch ein friedliches Zusammenleben ist doch in Europa entstanden, weil sich ehemals verfeindete Länder, Völker und Nationen vor etwa 60 Jahren für einen „Bund des Friedens“ entschieden haben. Das darf trotz der gegenwärtigen EU-Krise ja nicht unterschätzt werden!

Ein „Bund des Friedens“ ist besonders dort nötig, wo verschiedene Völker, Rassen, Sprachen, Kulturen und Religionen zusammenleben. „Vereinigte Staaten“, „Bundesrepublik“, „Bundesland“, „Eidgenossenschaft“, „Union“ oder „Föderation“ – so oder ähnlich bezeichnen wir ja diese politischen Konzepte. Mit dem Begriff „Bund“ oder „Bündnis“ verbinden wir das Ende von Misstrauen, Hass, Vorurteilen und Feindschaft sowie die Befreiung von Grenzen, Schikanen und Trennungen. Bündnisse fördern das friedliche Miteinander. Beziehungen und Kontakte blühen auf, Vertrauen und Respekt wachsen und im Zusammenleben entwickelt sich eine vielseitige Kultur.

Eines steht allerdings fest: Alle Beteiligten müssen solch einen Bund des Friedens wollen! Es gehört leider zur Tragik der Geschichte, dass Bündnisse, Koalitionen und Friedensverträge manchmal aufgezwungen wurden und dann wieder zerbrochen sind. Deshalb oder auch aus andern Gründen können dann alte Hassgefühle, Vorurteile, Egoismus, Machtgier und Habsucht eine gewachsene Gemeinschaft wieder zerstören und führen nicht selten zu Krieg und Gewalt.

Diese dauernde Friedelosigkeit in unserer Welt hat Gründe. Immer und immer wieder lehnen wir den Bund des Friedens mit seinen guten Regeln für das Zusammenleben ab. Gott bietet diesen Bund seit Anfang der Welt an – und seither immer wieder! Selbst das von Gott erwählte Israel hat den Bund, den Gott ihm am Sinai gegeben hatte, missachtet, statt dessen treulos andere Götter verehrt und sich mit den asozialen Sünden der Habsucht, Genusssucht und Menschenverachtung verbündet. Es liess sich spekulierend auf politische Spiele mit den damaligen Weltmächten ein und erfuhr dadurch das brutale Ende seiner nationalen Existenz. Einige Gottgläubige litten in dieser Zeit unter der geistlichen Blindheit und dem sündhaften Treiben ihres Volkes, je mehr sich die politische Katastrophe und militärische Niederlage abzeichnete.

Einer von ihnen, der Prophet Jeremia, erhielt von Gott den absurden Befehl, während der Belagerung Jerusalems einen Acker im feindlich besetzten Umland zu kaufen – als Zeichen dafür, dass Gott trotz der Treulosigkeit seines Volkes an seinem Bund festhalten würde! Ja, es solle sogar zu einer Bundeserneuerung kommen: „Ich will einen ewigen Bund mit meinem Volk schliessen, dass ich nicht ablassen will, ihnen Gutes zu tun.“ (Jeremia 32,40)

Welche Gefühle mögen Jeremia bei dieser Verheissung erfüllt haben! Immerhin verkündigte er diese verheissungsvolle Botschaft unentwegt weiter bis nach der Zerstörung Jerusalems, weil er unerschütterlich darauf vertraute: Gott hält an seiner Bundesverpflichtung und Bundestreue fest, trotz allem und allein aus Gnade!

Diese Botschaft im Bibelwort für diesen Tag fasziniert mich: Gott gibt nicht auf, er läuft hinter uns her und will uns „Gutes tun“! Dazu wurde er sogar Mensch. Jesus besiegelte die göttliche Bundestreue mit dem Opfer der Liebe und Versöhnung am Kreuz!

Was sind das für Glücksmomente, wenn verfeindete Menschen sich wieder in den Armen liegen! Wenn sich Menschen von Gott wieder lieben und führen lassen!

Was ist das für ein Glück, wenn wir durch den Bund der Gnade Gottes das ewige Zuhause finden! Denn eigentlich gehören wir ja schon längst zu ihm, dem Schöpfer unseres Lebens!

Autor/-in: Pfarrer i. R. Peter W. Henning