09.05.2013 / Wort zum Tag

Jeremia 32,39

Ich will ihnen einerlei Sinn und einerlei Wandel geben, dass sie mich fürchten ihr Leben lang, auf dass es ihnen wohlgehe und ihren Kindern nach ihnen.

Jeremia 32,39

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„Das wird wohl der letzte Zug sein, der aus Königsberg herausgeht“, hörte meine Schwiegermutter sagen. Die Russen standen schon fast vor den Toren der Stadt. Sie hatte Glück, bekam noch eine Fahrkarte und konnte fliehen, nur den Säugling dabei und was sie am Körper tragen konnte. Wenn jemand sie damals gefragt hätte, ob sie nicht vorher noch ein Grundstück kaufen will, sie hätte sich wohl an die Stirn getippt.

Genau solch ein Angebot wird Jeremia gemacht. Er ist Gefangener des Königs Zedekia. Die Babylonier umlagern Jerusalem. Und Jeremia hat in einer Prophezeiung ausgesprochen, dass die Stadt erobert werden wird. Für den König ist das Volksverhetzung, dafür lässt er Jeremia ins Gefängnis werfen. Der hört dort von Gott: sein Cousin Hanamel wird ihm ein Grundstück in Anatot, einem Dorf bei Jerusalem, zum Kauf anbieten. Was für ein verrückter Traum! Es ist nur noch eine Sache von Tagen, dann werden die Babylonier die Stadt stürmen, und mit Jerusalem wird das ganze Land in die Hände der Babylonier fallen. Keiner weiß, wem dann noch was gehören wird. Und da soll man noch Grundstücke kaufen? Einen Acker? Dort, wo gerade die babylonische Armee ihr Lager aufgeschlagen hat?

Wenige Tage später kommt Hanamel tatsächlich zu Jeremia ins Gefängnis und bietet ihm genau dieses Grundstück zum Kauf an. Für Jeremia ist das ein Gotteszeichen. Gegen alle menschliche Vernunft kauft er aus Gehorsam Gott gegenüber diesen Acker. Und zugleich hadert er mit Gott: „Warum sagst du mir, dass ich einen Acker kaufen soll, wo doch schon klar ist, dass Jerusalem erobert wird?“ Und Gott? Er antwortet: „Ja, es stimmt. Diese Stadt wird erobert werden. Das ganze Land wird besetzt. Und das Volk wird verstreut werden in viele Länder.  Aber es wird eine Zeit geben, da rufe ich mein Volk zurück in dieses Land. Und sie sollen hier wieder sicher wohnen. Sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein. Und ich will ihnen einerlei Sinn und einerlei Wandel geben, dass sie mich fürchten ihr Leben lang, auf dass es ihnen wohl gehe und ihren Kindern nach ihnen. “

So zornig Gott über dieses Volk ist, das seinen Geboten nicht mehr folgt und das andere Götter anbetet, so ist Gottes Liebe zu diesem Volk doch stärker als sein Zorn. Gott will einen neuen Anfang mit diesem Volk machen. Und er schließt einen neuen Bund mit ihnen, dass er sie eines Tages wieder in dieses Land zurückführen wird. Der Acker von Anatot soll ein Hoffnungszeichen für das Volk sein: ja, es geht wieder zurück in dieses Land. Einmal werden sie in einerlei Sinn und einerlei Wandel dort leben können.

Als Flüchtling in Sachsen erfuhr meine Schwiegermutter, dass ihr Mann in russische Kriegsgefangenschaft gekommen und in welchem Lager in Sibirien er war. Sie nähte ihm einen Tabakbeutel, und in diesen Beutel nähte sie ein Foto von sich und dem Kind. Was für ein Wunder, dass ihn dieser Brief tatsächlich erreichte. Das Foto war für ihn ein Hoffnungszeichen, dass sie als Familie wieder zusammenfinden, dass sie wieder in Frieden zusammen leben würden. Über drei Jahre der Gefangenschaft trug er es bei sich.

Ein Foto als Hoffnungszeichen, dass die Familie in Treue auf die Rückkehr wartet. Ein Acker als Hoffnungszeichen, dass das Volk Israel wieder in sein Land zurückkehren wird. Den Christen hat Gott ein Hoffnungszeichen gegeben, das über allen strahlt. Das Kreuz ist das Zeichen, dass Gott uns unsere Schuld vergibt, dass er eine Ewigkeit für uns vorbereitet hat, in der wir in einerlei Sinn und einerlei Wandel mit Gott  leben werden. Wenn wir Gott heute, an diesem Tag, in unser Leben hinein nehmen, dann spüren wir auch jetzt schon etwas von diesem Frieden der Ewigkeit.

Autor/-in: Dorothee Döbler