12.08.2014 / Wort zum Tag

Jeremia 31,34

"Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken."

Jeremia 31,34

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Gibt es das wirklich oder ist es reines Wunschdenken, was die Losung von heute ausspricht: Es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: „Erkenne den HERRN“, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR?
Wir erleben doch ständig, wie unterschiedliche Erkenntnisse Menschen gegeneinander aufstehen lassen. Schon im Umweltschutz gibt es da Streit. Und in der Begegnung unter christlichen Kirchen, ja innerhalb des eigenen Bekenntnisses ist es nicht viel anders. Wie bekämpft man sich da. Es müsste den legendären Nürnberger Trichter geben, durch den man den Leuten gleiche Erkenntnisse und Überzeugungen eintrichtern könnte.
Den gibt es nicht! Aber es gibt ein Eingreifen Gottes gegen unsere Begriffsstutzigkeit, ja Ver-schlossenheit gerade auch im Raum der Christen: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel einen neuen Bund schließen.“ So heißt es auch in Jeremia 31. Und weiter: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben.“ Gott handelt also selber in dieser Sache.
Gilt das nur für Israel? - Vielleicht erinnern Sie sich, was Jesus Christus an seinem letzten Abend seinen Schülern, seinen Jüngern sagte? Zuerst hatte er ihnen das Brot zu essen gegeben. Dann nahm er den Kelch mit Wein dankte Gott und sprach: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut des neuen Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. (Mt.26, 26f).
Damit hat er nicht nur das Wort aus dem Propheten Jeremia aufgenommen, sondern die Zeit erfüllt und den neuen Bund in Kraft gesetzt. Mit seiner Hingabe in Liebe und Gehorsam, seinem Sterben und Auferstehen hat er für alle, die das im Glauben annehmen, die neue Verbindung zum Vater hergestellt. Nun kann jeder, der das glaubt, die Liebe seines Vaters im Himmel erkennen und innig mit Gott verbunden sein. Und das alles, weil Jesus den Haupttrennungsgrund, unsere Sünde und Schuld, weggeräumt hat.
„Es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: „Erkenne den HERRN“, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn – so fährt er fort – ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.“ (Jer.31, 34)
Jesus hat das erfüllt. Er ermöglicht uns, was mit dem Wort „erkennen“ in der Bibel immer auch ausgesagt ist: echte, persönliche, praktische Lebensgemeinschaft mit Gott, dem Vater.
Kleine und Große, Junge und Alte, bedeutsame und menschlich gesehen vielleicht geringe Leute bekommen das geschenkt, wenn sie die Vergebung ihrer Sünden durch Jesus Christus in Anspruch nehmen.
Darum gilt, was der französische Philosoph Blaise Pascal sagt: „Die Erkenntnis Jesu Christi gibt die rechte Mitte, weil wir da sowohl Gott wie unserm Elend begegnen.“
Dann verurteile oder belehre ich den andern nicht mehr, der mir heute mit seiner fremden Sichtweise begegnet. Ich erbitte ihm und mir den Blick auf den Herrn Jesus Christus, der das Elend unsrer Blindheit wegnimmt und uns mit Gott versöhnt und verbindet.
So wird wahr: „Sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR.“
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Hans-Jörg Blomeyer