12.04.2011 / Wort zum Tag

Jeremia 31,10

Der Israel zerstreut hat, der wird's auch wieder sammeln und wird es hüten wie ein Hirte seine Herde.

Jeremia 31,10

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Der hier spricht. ist ja total aus dem Häuschen. Den reißt es förmlich mit. Es ist Gottes Stimme. In Gottes Herzen brennt es so stark, dass er sogar die Völker der Welt davon informiert sehen möchte. Gott ist begeistert von dem, was er plant.

Sicher kennen wir solche Menschen, die so daher geschlurft kommen. Die Schultern hängen tief herab. Der Blick ist starr vor sich auf die eigenen Füße geheftet. Sie sind ausschließlich mit sich selbst beschäftigt. In dieser inneren wie äußeren Haltung lebte das Volk Israel – zumindest, was von ihnen noch übrig war. Dumpf die Gedanken. Das Herz voller Klage. Von wegen Volk Gottes, erwähltes Volk! Aus damit! Gott hat sein Volk verlassen. Gott hat sich zurückgezogen. Sie sind sich selbst und dem Spiel der Geschichte überlassen. Wer den Kopf nicht mehr hebt, weil er so schwer mit seinen Gedanken ist, der kann halt nicht sehr weit sehen. Da kann ich es gut verstehen, dass sich Gott jetzt an die Völker der Welt wendet: „So schaut ihr doch wenigstens hin und seht es euch an!“

Wenn kleine Kinder so voller Spannung sind vor einer großen Sache, können sie überhaupt nicht mehr still sitzen. Sie machen ihre ganze Umgebung verrückt, sagen wir dann. Irgendwann gestehen sie es dann zu: „Ich bin halt sooo gespannt.“

Ja, ich wage es, dieses 31. Kapitel im Jeremia einmal so zu zeichnen: Den heiligen und lebendigen, den einzig wahren Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, den hält es vor lauter Spannung nicht mehr auf seinem Sitz. Seine Vorfreude muss einfach raus. Darum ruft er die Völker und die fernen Inseln an. Sie wenigstens sollen sich jetzt schon mit daran erfreuen, was der eine Gott Israels wahr macht. Er wird seine Versprechen Wirklichkeit werden lassen. Er wird sein Volk, das er strafen musste für ihren Ungehorsam, wieder in das Land zurückbringen. Sie werden dort zuhause sein. Niemand wird ihnen mehr das Leben schwer machen.
Gott begründet, weshalb er so außer sich ist: „Ist Israel nicht schon immer mein geliebter Sohn gewesen und ein Kind, an dem ich Freude habe? Ich habe ihm so oft gedroht – muss aber doch immer voller Liebe an ihn denken. Ich sehne mich nach ihm und kann nicht anders: Ich muss Erbarmen mit ihm haben!“ (Jer 31,20 Neues-Leben-Übersetzung).

Hier am Umgang mit seinem Volk Israel kann ich exemplarisch nachbuchstabieren, was in dem Kernwort des Neuen Testamentes so ausgedrückt ist: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“ Also nicht mehr allein Israel, das Volk Gottes, sondern in Jesus aller Welt gilt diese gespannte Unruhe Gottes: Er möchte, dass seine Menschen den Weg nachhause finden. Er möchte, dass seine Menschen sein Herz entdecken und seine Liebe schmecken. Wenn aber schon unser Gott es kaum noch erwarten kann, wie können wir uns da noch von dem aktuellen Geschehen so in den Bann ziehen lassen? 
 

Autor/-in: Pastor Ulrich Ahrens