09.01.2015 / Wort zum Tag

Jeremia 3,22

"Kehrt zurück, ihr abtrünnigen Kinder, so will ich euch heilen von eurem Ungehorsam. Siehe, wir kommen zu dir; denn du bist der HERR, unser Gott."

Jeremia 3,22

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"Ihr abtrünnigen Kinder…“: Vielleicht provoziere ich, wenn ich behaupte: Diesen Satz hat Gott 600 Jahre vor Christi Geburt zu dem von ihm abgefallenen Volk gesprochen. Und er gilt nicht jedem von uns!
Denn es gibt Hörer dieser Andacht, die in einer innigen Gottesbeziehung leben. Aber - das vermute ich – hören auch welche zu, die sich auf einem gefährlichen Grat bewegen. Deren Herz mit Hass besetzt ist. Mit Neid oder Jähzorn. Die zurzeit in einem ehewidrigen Verhältnis sind. Menschen, die einmal einen Anfang mit Jesus gemacht haben, dann aber lau wurden. Ihnen ruft Gott zu: „Kehrt zurück, ihr abtrünnigen Kinder!“
Das Tröstliche an diesem strengen Satz ist, dass da ein Vater ruft: „Die Tür ist noch offen! Ich warte“!  Der Vater erinnert seine Kinder an die frühere schöne Zeit.
Dieser Gott Vater sagt weiter: „Ich will euch heilen!“ Ach, bei diesem Wort „heilen“ merk ich, dass ich mich darin selber finde. In diesem lockenden Angebot Gottes. Ich zähle mich zwar seit meiner Bekehrung zu den sogenannten frommen Pfarrern, die nicht mehr wirklich abtrünnig sind. Aber dies brauche ich: Heilung! Denn das gibt’s auch bei mir: Verletzungen. Und auch ich habe andere verletzt. Und wenn heute mit dieser Losung Heilung geschieht, ist mein Tag gerettet!
Die Wunden, von denen geheilt werden darf, nennt Gott Ungehorsam: “Ich will euch heilen von eurem Ungehorsam.“ Wahrscheinlich ist alles Fehlverhalten ein Ungehorsam gegenüber Gott. Denn auch seine  Kinder müssen ihm gehorchen. Wie wenn sie seine Diener wären.
Für dieses Gehorsams-Verhältnis gibt es in der Bibel interessante Ausdrücke wie: „Ihr wart Knechte der Sünde. Nun aber seid ihr Knechte der Gerechtigkeit und Knechte Gottes“. Das ist ein Vorrecht, dem König aller Könige dienstbar zu sein.
Dazu gibt es eine bewegende Legende: Der bärenstarke Opherus wollte in den Dienst des stärksten Herrn der Welt treten. Er probierte viele Gebieter durch, bis er an den allerstärksten geriet, den Satan. Als Opherus aber bei einer Wanderung merkte, wie der Teufel einen ängstlichen Bogen um ein Wegkreuz machte, wandte er sich enttäuscht von ihm ab. Er verdingte sich bei einem Fährmann an der Furt eines Flusses. Eines Tages wollte ein Knabe übergesetzt werden. Opherus dachte, für den brauch ich kein Boot. Den trag ich hinüber. Aber als der Knabe auf seinem Nacken immer schwerer wurde, brach Opherus am Ufer unter der Last zusammen. Nun sah er den Grund: Der Junge trug die Weltkugel auf seinen Schultern! Von da an diente Opherus diesem Jesusknaben. Er hatte den gefunden, vor dem sogar die Teufel zittern, weil Jesus die Last der Welt am Kreuz hinweggetragen hat. - Und Opherus, zu deutsch „Träger“, nannte sich nun Christ-Opherus, Christusträger.
Zurück zum Jeremias-Kapitel: Das von Gott angerufene Volk antwortet ihm: „Siehe, wir kommen zu dir!“ Wenn Sie auch antworten können: „Ja, ich komme!“, ist das wahrscheinlich Ihr schönster Satz des Tages. Oder des Jahres?
Die Antwort des Volks geht noch wunderbar weiter: "Denn du bist der Herr, unser Gott!"
Persönlicher geht’s nicht: Du bist unser Gott! Der Gott meiner Ehe, meiner Familie. Ja, er möchte der Gott der ganzen Welt sein, der Juden, der Palästinenser. Der Russen, der Deutschen. Somit dienen wir nicht irgendeinem Herrn. Sondern dem höchsten und besten.
Der neutestamentliche Satz des Tages, aus Jakobus 5, empfiehlt: „Nahet euch zu Gott, so naht er sich zu euch!“ Echte Nähe kennen nur Liebende. Christophorus begann seinen neuen Herrn zu lieben. Denn er erkannte, dass Jesus ihm zuerst gedient hat, als er am Kreuz auch seine Lasten hinwegtrug.
Manchmal spüre ich beglückend diese Nähe Gottes. Wie die Menschen damals, als Jesus Aussätzige berührte, Kranken die Hände auflegte, zu manchen sagte: Dir sind deine Sünden vergeben!
Ein Ruf Gottes steht noch aus: Wenn es ans Sterben geht, ruft Gott uns zu: „Kommt wieder, Menschenkinder!“ Wenn es soweit ist, nimmt der Heiland die Seinen einfach mit: Kommt! Ihr seid nun keine Knechte und Mägde mehr. Tretet euer Erbe an als Königs-Kinder. Schmerzen, Ängste und Lasten sind vorbei. Jetzt ist alles gut.
 

Autor/-in: Pfarrer Traugott Fränkle