13.09.2011 / Wort zum Tag

Jeremia 3,15

Ich will euch Hirten geben nach meinem Herzen, die eu ch weiden sollen in Einsicht und Weisheit.

Jeremia 3,15

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Gute Hirten, gute Leiter, gute Führungspersönlichkeiten! Überall gefragt. Bis auf die Hirten natürlich. Stellenanzeigen in der Zeitung oder gar im Internet, die gute Hirten betreffen, gibt es ja nicht mehr. In einem kleinen Bauerndorf im Westerwald aufgewachsen, habe ich sie dort noch erlebt, die Kuhhirten. Sie waren angestellt von der Gemeinschaft der Dorfbauern, wurden von ihnen verköstigt und meistens schlecht bezahlt. Bei uns zu Hause wohnte auch mal einer für eine Saison. Vor allem an seinen Hunden war ich immer sehr interessiert. Die Kuhhirten auf dem Westerwald, also keine Kleinviehhirten, wie damals zur Zeit Jeremias in Juda und Israel, waren für bis zu 100 Kühe verantwortlich. Und damals war eine gute Kuh noch richtig was wert und sie hatten alle noch Namen. Ein guter Hirte im Sinne der Bauern war einer, der bemerkte, wenn eine Kuh nicht mehr mitkonnte, krank war und besser nicht morgens vom Stall aus durchs Dorf getrieben wurde und auf die Viehweide mit musste. Wenn sie schlecht fraß oder nicht trinken wollte. Zum guten Hirten gehörte aber auch, dass er den Bauern schon mal Beine macht, wenn die Zäune der Viehweide repariert oder die Brunnen hergerichtet werden mussten. Beim Stichwort Hirten wussten die damals, was gemeint war. Sowohl auf dem Westerwald als auch in Israel.

Also sprechen wir jetzt und heute lieber von guten Führungspersönlichkeiten, die mit Einsicht und Weisheit führen sollen. Gott will sie seinem Volk Israel wieder geben, und zwar dann, wenn er sein Volk wieder in eine bessere Zukunft geführt hat, als zur Zeit des Propheten Jeremia, der dem Volk diese Zukunftsperspektiven ausrichten lässt. Einer besseren Zukunft, in der sein Volk ihm wieder mit ungeteilten Herzen dienen wird, und ohne Götzendienerei in Jerusalem ehrliche und aufrichtige Gottesdienste gefeiert werden. Aus Liebe zu Gott und nicht aus Pflichtgefühl oder fromm gequälter Tradition. Er wird sie geben, die guten Führungspersönlichkeiten, d.h. er wird sie berufen und senden. Menschen, die ihm vertrauen. Die vor ihm knien und nicht vor Mächten und Menschen. Die auf sein Wort hören und nicht auf die Worte und Werte vergehender Ideologien. Die sich nicht vom Geldwert oder vom Wohlstand leiten lassen, sondern die größere, höhere, bleibendere Werte als diese haben. Werte nach dem Herzen Gottes: Glaube, Liebe, Hoffnung.

Welche eine Qualität von Führung und Leitung, die von solchen Werten motiviert und geleitet wird. Wo nicht die Gewinnmaximierung die gestaltende Kraft ist, sondern der Glaube, die Liebe und die Hoffnung. Wo nicht die Macht oder das Machtstreben die gestaltende Kraft ist, sondern das Denken und Entscheiden nach dem Herzen Gottes. Wo der Glaube die Herzen lenkt. Wo die Liebe die Einsicht speist. Wo die Hoffnung die Weisheit gestaltet. Wo klar ist, dass der Mensch Geschöpf und nicht Ware ist. Wo bewusst ist, dass der Mensch nicht allein vom Brot, vom Konsum lebt, sondern auch vom Wort Gottes, von seiner Nähe und Gegenwart und der Begegnung mit dem Schöpfer und lebendigen Gott. Menschen nach dem Herzen Gottes führen und weiden anders, weil Gottes Werte ihre Herzen prägen und steuern.

Jeremia hatte leider Führungspersönlichkeiten vor sich und hinter sich, die sich um das Herz Gottes nicht kümmerten, sondern viel mehr um die eigenen Vorteile bemüht waren und den eigenen Herzenswünschen. Dies führte unter anderem in die beklagenswerten Zustände seines Volkes. Nun war die Volksmenge auch nicht unschuldig, aber sie folgen eben doch oft zu blind und zu vertrauensselig den „Führern“, den Vorbildern, den Hirten und wenn es schlechte sind, sind die Folgen fürchterlich.

Führungspersönlichkeiten nach dem Herzen Gottes. Dazu muss man nicht allzu weit von sich selbst wegschauen. Denn es geht heute für Sie und mich um die Frage, ob wir nach dem Herzen Gottes fragen. Was will Gott? Was wünscht sich Gott? Was sind seine Werte? Und mich will er heute gebrauchen, mich will er heute senden, damit ein Stück seiner Führung durch mich weitergegeben wird. An dem Ort, wo ich verantwortlich bin.

Autor/-in: Pastor Burkhard Theis