30.04.2010 / Wort zum Tag

Jeremia 20,9

Da dachte ich: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer.

Jeremia 20,9

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Wie gewohnt trat ich Montagmorgens in den Buchladen. Doch etwas war anders an diesem Tag. Mein ansonsten sehr zuverlässiger Mitarbeiter war nicht da. Ich spürte, dass irgendetwas vorgefallen sein musste. Er war sonst immer der erste, der den Laden öffnete und mich begrüßte, während er den Boden mit dem Staubsauger reinigte. Etliche Jahre leitete ich diesen christlichen Buchladen in Ankara, der Hauptstadt der Türkei. Mir fiel dann ein, dass mein Mitarbeiter am Wochenende in einer anderen Stadt mit Studenten über den christlichen Glauben ins Gespräch kommen wollte. Er wollte Neue Testament verteilen, was vom Gesetz zwar nicht verboten, bei manchen aber nicht gern gesehen war.

Dann kam ein Anruf, dass er verhaftet worden war. Stundenlang sei er mit anderen verhört worden, berichtete mir der Freund am Telefon. Eine drückende und beklemmende Schwere legte sich auf mich. Als am Nachmittag die Nachricht kam, dass mein Mitarbeiter wieder frei sei, stieß ich keinen Freudenschrei aus.
Diese Schwere hielt einige Monate an. Es war etwas, was ich nur schwer fassen und beschreiben konnte: Etwas Beklemmendes, Einengendes. Fragen des Zweifels kamen in mir hoch. Machte die ganze Arbeit in dem christlichen Buchladen einen Sinn? Ist meine Mitarbeit in der Gemeinde notwendig und hilfreich? Ist es einfach zu schwer für die Christen, in einem Land zu sein, in dem überwiegend Muslime leben? Solche Fragen kamen in mir hoch.

Ähnliches erlebte Jeremia. Der Prophet Jeremia war von Gott dazu beauftragt, vor allem Gericht zu predigen. Seine Botschaft war nicht angenehm und nicht willkommen. Er wurde misshandelt und inhaftiert. Das Erschreckende dabei war, dass es die Menschen aus seinem religiösen Umfeld waren, die ihn so unter Druck setzten. Er wollte den Auftrag loswerden, doch er merkte, die Botschaft von Gott ist seine Leidenschaft. Der Prophetendienst schaffte allerdings Leiden für Jeremia selbst. Er erlebte, dass es schwer ist, gegen den Strom zu schwimmen. Gottes Wahrheit ist oft unbequem. Menschen nehmen Gottes Reden nicht nur zustimmend an, sondern lehnen sich auch dagegen auf. Wenn Sie z. B. weitersagen, was Jesus Christus selber von sich gesagt hat: Nämlich, dass er der einzige Weg ist, um mit Gott ins Reine zu kommen, dann werden Sie vermutlich Gegenwind erleben. Vielleicht sogar in ihrer Kirche.

Ich bin dankbar, dass mir damals dieses beklemmende Gefühl genommen wurde. Ganz neu wurde ich von Gottes Geist erfasst, Menschen von Jesus Christus weiterzusagen. Jeremia überwindet seine Zweifel und bezeugt wenig später: Gott, der Herr steht mir bei. Das ist nichts anderes, was Jesus Christus seinen Nachfolgern zum Mut machen weiter gibt: Er sagte kurz bevor er diese Erde verließ und zum Vater im Himmel zurückkehrte: Mir ist gegeben alle Vollmacht im Himmel und auf Erden, darum geht hin und macht alle Völker zu meinen Nachfolgern (Matthäus 28,18 u 19b). Gott möchte, dass ich diesen Auftrag leidenschaftlich erfülle.
 

Autor/-in: Detlef Garbers