06.02.2011 / Wort zum Tag

Jeremia 2,29

Wie könnt ihr rechten mit mir? Ihr seid alle von mir abgefallen, spricht der HERR.

Jeremia 2,29

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Wenn schlimme Katastrophen geschehen, wie Überschwemmungen oder Erdbeben, oder wenn eine junge Mutter durch eine tückische Krankheit ihren Kindern entrissen wird, dann tauchen Fragen auf wie diese: wenn es einen Gott gibt, wie kann er das zulassen? Konnte er das nicht verhindern? Oder wollte er es nicht? Auch bei unverständlichen Ereignissen, die uns persönlich treffen, steigen solche Gedanken auf. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer und vielschichtig diese Fragen sind. Das Wort zum Tag stellt eine Frage dagegen: „Wie könnt ihr rechten mit mir? Ihr seid alle von mir abgefallen, spricht der HERR.“

Gott sieht sich auf die Anklagebank gesetzt. Ein Vorgang, der auch heute immer wieder stattfindet, ausgesprochen oder unausgesprochen. Mir hat da eine Geschichte aus einem alten Schulbuch weiter geholfen.
Es war einmal ein Einsiedler, der murrte gegen Gottes Wege. Eines Tages wurde ihm im Traum etwas gezeigt, das ihn zum Umdenken brachte. Ein Engel erschien und forderte ihn auf, mit ihm zu gehen. Sie kamen in ein Haus, in dem sie freundlich aufgenommen wurden. Der Gastgeber sagte: „Ich feiere heute ein Fest. Mein Feind hat sich mit mir versöhnt und mir als Zeichen einen goldenen Becher geschenkt.“ Am andern Tag sah der Einsiedler, wie der Engel den Becher mitnahm. Er wollte böse werden. Aber der Engel sagte nur: „Schweig, so sind Gottes Wege!“ Sie kamen wieder in ein Haus. Der Gastgeber war ein Geizhals. Er fluchte über die ungebetenen Gäste und behandelte sie schlecht. Beim Abschied gab ihm der Engel den goldenen Becher. Der Einsiedler wollte aufbegehren, aber der Engel sagte: „Schweig, so sind Gottes Wege!“ Am Abend kamen sie zu einem Mann, der sehr traurig war; denn er kam mit all seiner Arbeit nicht voran und wurde immer wieder vom Unglück verfolgt. „Gott wird dir helfen“, sagte der Engel - und zündete beim Weggehen sein Haus an. „Halt!“ schrie der Einsiedler. Doch der Engel gebot ihm: „Schweig, so sind Gottes Wege!“ Am dritten Tage kamen sie zu einem Mann, der finster und in sich gekehrt war. Nur mit seinem Söhnchen war er freundlich, denn er hatte es lieb. Als sie am andern Tag weggingen, sagte der Mann: „Ich kann euch nicht begleiten, aber mein Sohn darf bis zur Brücke dort mit. Gebt acht auf das Kind.“ – „Gott wird es behüten“, antwortete der Engel - und warf das Kind auf der Brücke in den Fluss. „Du gemeiner Teufel“, schrie der Einsiedler, „das sind nicht Gottes Wege!“ In diesem Augenblick verwandelte sich der Bote in einen Engel voll himmlischem Glanz: „Höre! Der Becher war vergiftet, den freundlichen Mann habe ich vom Tod gerettet, der Geizhals aber hat sich den Tod damit getrunken. Der arme Mann wird beim Graben zum Neubau seines Hauses einen Schatz finden, der ihm aus aller Not hilft. Der Mann, dessen Kind ich in den Strom warf, war ein Mörder; das Kind, das er erzog, wäre sonst auch ein Mörder geworden. Der Verlust des Kindes wird des Vaters Herz zur Umkehr bringen, das Kind aber ist gut aufgehoben. Siehe, nun hast du ein wenig von Gottes Weisheit und Gerechtigkeit gesehen. Ehre künftig sein verborgenes Walten!“

Das Rechten mit Gott hilft uns nicht weiter. Und es ist auch nicht gerecht. Es ist ja nicht so, dass wir Menschen unschuldig wären, auch wenn wir so leicht von „unschuldigen“ Opfern reden. Wenn Gott uns gäbe, was wir verdient haben, sähe unser Leben noch ganz anders aus. Keiner ist vor Gott unschuldig. Ich traf vor kurzem einen Mann, der seine Frau durch eine schwere Krankheit verloren hatte. Er verschwieg nicht, wie schwer das für ihn war. Er habe aber in dieser Lage erfahren, dass durch den Glauben an Jesus die Sinnfrage für ihn geklärt worden sei. Dieser Glaube gebe ihm eine Grundlage, um mit schweren Erfahrungen umzugehen. Er vertraue darauf, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.
 

Autor/-in: Ernst-Gerhard Fitsch