26.03.2012 / Wort zum Tag

Jeremia 1,9

"Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund!”

Jeremia 1,9

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Zum schwäbischen Pfarrer Flattich kam eine Frau. Sie klagte über Streit mit ihrem Mann. ,,Wenn er von der Arbeit oder aus dem Wirtshaus kommt, ist oft die Hölle los!” Manchmal wurde sie sogar verprügelt. Flattich hörte geduldig zu. Dann ging er in die Küche, holte eine Flasche. „Einen Löffel davon nehmen sie in den Mund, bevor Ihr Mann heimkommt. Aber nicht sofort trinken, erst wenn ihr Mann eingeschlafen ist! Nach einiger Zeit kam die Frau wieder: „Das Wasser hat Wunder gewirkt. Ich möchte wieder eine Flasche davon!” Ohne es zu merken, hatte die Frau gehandelt, wie es im Buch des Predigers geraten wird. Dass nämlich alles seine Zeit hat! Auch Reden und Schweigen.

Ich denke an den Propheten Jeremia. Als Gott ihn beruft, erschrickt er. Nein, das war eine Aufgabe, die er sich nicht zutraute. Er war zu jung, zu unerfahren, nicht zum Reden begabt. Gott sieht tiefer. Dieser junge Mann hatte Angst vor den Menschen, denen er eine Botschaft überbringen sollte. Ob wir diese manchmal lähmende Angst kennen?: Nur nicht auffallen, nur nicht aus der Reihe tanzen? Schon gar nicht ansprechen, was scheinbar keiner hören will.

Karl Barth, ein großer Theologe im letzten Jahrhundert, warnte uns Christen vor dem Schweigen, wo ein mutiges Wort und Bekenntnis von uns erwartet wird. Er verglich die Schweiger mit stummen Hunden! Hunden, die nicht bellen, die ihrem Auftrag nicht erfüllen. Schoßhunde Gottes sollen wir nicht sein. Wohl aber Menschen, die von Jesus Christus und ihrem himmlischen Vater erzählen. Von seinem Reichtum wie von seinen Geboten. Von dem also, was uns froh und dankbar macht. Reden auf jeden Fall dann, wenn wir nach dem Grund unseres Glaubens gefragt werden. Nochmals: Gott weiß um unsere Ängste, die Scham, das Wort zu ergreifen. Er weiß auch um die Gefahr, in die wir dadurch geraten können. Ich erinnere an Christen in Nordkorea, an die, die in islamischen Ländern gerade jetzt wieder verfolgt werden und ihr Leben verlieren. Gott gibt ihnen im Leiden und Sterben Kraft und Halt. Er wirkt selber, dass auch wir treu bleiben und nicht weichen. Er, der in uns lebt, trägt durch? wir bezeugen. Er hat es Jeremia und uns zugesprochen: ,,Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund!” Dieser Zusage dürfen wir trauen, diesem Auftrag gehorchen. Zur rechten Zeit wird uns Gottes Heiliger Geist alles zukommen lassen, damit wir reden, oder auch schweigen können. Diese Gewissheit befreit von unfruchtbaren Zwängen. 

Autor/-in: Horst Sternberg