31.10.2011 / Wort zum Tag

Jeremia 1,17

So mache dich auf und predige ihnen alles, was ich dir gebiete.

Jeremia 1,17

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Eigentlich gibt es für einen Verkündiger von Gottes Wort nichts Besseres, als wenn Gott ihm direkt, klipp und klar nennt, was er zu sagen hat. Inspiration direkt von Gott! Welcher christliche Prediger würde sich da nicht glücklich nennen?

Aber Jeremia war kein Prediger im heutigen Verständnis von diesem Beruf. Auch hatte er keine Bibel mit altem und neuem Testament zur Verfügung, in der er hätte lesen können. Und dann war er auch nicht in einer Gemeinde angestellt, die für jeden Sonntag eine Predigt von ihm erwartete und unter der Woche Bibelstunden.
Wäre es normal gelaufen in seinem Leben, wäre Jeremia Priester am Tempel Gottes in Jerusalem geworden. Denn er stammte aus einem Priestergeschlecht in Israel. Aber Gott wollte nicht, dass er Priester wurde. Gott wollte, dass er sein direkter Bote ist – also ein Mensch, durch den Gott seinem Volk sagt, was Sache ist, sein Prophet eben. Was aber kann ein Prophet Gottes anderes sagen als ein Priester Gottes? Genau das war Jeremias Problem. Oder anders gesagt: Weil die Priester Gottes nicht mehr willens waren, zu sagen und zu leben, was Gott wollte, konnten sie auch nicht mehr im Auftrag Gottes handeln. Dadurch herrschte eine geistliche Dürreperiode in Jerusalem und Umgebung.

Die Priester Gottes dienten nicht mehr Gott. Sie dienten ihren eigenen Interessen und ihren selbstgemachten Vorstellungen über das, was Gott meinen könnte. Damit dienten sie aber auch nicht mehr den Menschen im Volk Gottes nach Gottes Vorgabe. Wie aber sollten die Bürger in Gottes Volk nach Gottes Willen leben können, wenn ihre Priester sich gegen Gott stellten? Das war dann nicht nur eine Frage nach der Verkündigung. Das wirkte sich auch verheerend aus auf die ganze Rechtsprechung im Volk Gottes – und die Regierungsgeschäfte des Königshauses. Grundsätzlich war dieser ganze geistliche Missstand unter der Priesterschaft der Grund, warum Gott einzelne Personen als seine Propheten berief und in seinem Volk einsetzte. Jeremia war einer dieser Propheten. Zu seiner Zeit war der geistliche Missstand schon so übel, dass Gott seinem Volk Strafgerichte ankündigen ließ.

Jeremia muss es von Anfang an geahnt haben: Diese Berufung zum Prophetendienst wird kein Honigschlecken werden. Diese Aufgabe wird ihn einsam machen unter seinen Mitbürgern. Und so wehrte er sich anfangs gegen Gottes Anspruch auf sein Leben. Ein Argument davon war die Angst, dass sie ihn nicht werden hören wollen und ihn nicht ernst nehmen würden mit dem, was er ihnen von Gott zu sagen hätte. Er brachte dafür seine Jugend vor Gott ins Spiel. Aber Gott ließ das nicht gelten. Wenn er einen Menschen für eine Aufgabe beruft, dann gibt es für den Betreffenden keine stichhaltigen Argumente dagegen! Wenn Gott einen Menschen für eine Aufgabe beruft, dann ist es das Beste, was dieser dann tun kann: Er tut, was Gott sagt! Andererseits ist es auch eine großartige Auszeichnung göttlicherseits, von Gott für Gottes Sache eingesetzt zu werden. Gott traut es einem Menschen zu, für ihn da zu sein, selbst wenn sich die ganze Welt dagegen stellen sollte. Wenn das nicht Leben sinnvoll macht und erfüllt – was dann? Und so lebte Jeremia sein Leben für Gottes Sache, indem er sich „aufmachte und alles predigte, was ihm Gott gebot“.

Autor/-in: Thomas Eger