17.04.2009 / Wort zum Tag

Jeremia 1,12

Ich will wachen über meinem Wort, dass ich's tue.

Jeremia 1,12

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" - ein Spruch, den Sie vielleicht hier und da schon mal gehört haben. Bei der Arbeit etwa - wenn der Chef mal nachschauen möchte, ob seine Angestellten auch die Arbeit erledigen, die ihnen aufgetragen wurde. Oder in der Familie - wenn die Eltern die Hausaufgaben der Kinder kontrollieren. "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" - dieser Ausspruch wird dem kommunistischen Revolutionär Lenin zugeschrieben. Ein Mann, der tiefes Misstrauen seinen Zeitgenossen gegenüber in sich trug. Konnte er sich sicher sein, dass seine Mitstreiter die Revolution mittragen würden? War da nicht vielleicht doch jemand, der ihm in den Rücken fallen würde? Das wollte Lenin verhindern.

"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" - dieser Ausspruch bekommt für mich einen faden Beigeschmack, wenn ich bedenke, dass durch diese Worte viel Leid und Schrecken über Menschen gebracht wurde. Meist benutzen Menschen diesen Ausspruch dann, wenn sie andere Menschen kontrollieren wollen, wenn sie misstrauisch sind. Oder haben Sie schon mal jemanden gehört, der das auf sich selbst bezogen hat? Der das mal gesagt hat: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" - und sich selbst meinte? Das wäre doch sehr ungewöhnlich - oder? Andererseits wäre es ein Zeichen großer Stärke. "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" - auf sich selbst bezogen hieße das: ich werde mich darum bemühen, dass ich das, was ich ankündige auch umsetze. Meine Worte werden nicht nur leeres Geschwätz sein, ich verbürge mich dafür, dass Reden und Handeln zusammenkommen. Es wäre ein Signal: Du kannst mir vertrauen, ich werde meine Worte umsetzen. Bei so manch einem Menschen würde ich mir diese Selbstkontrolle wünschen.

Bei Gott halte ich sie eigentlich nicht für nötig. Und trotzdem kündigt Gott im heutigen Losungswort genau solch eine Selbstkontrolle an. Im Jeremiabuch heißt es: "Und der HERR sprach: Ich will wachen über meinem Wort, dass ich's tue." Hat Gott das nötig, so um Vertrauen zu werben? Ist es beim allmächtigen, lebendigen Gott nicht selbstverständlich, dass er seinen eigenen Worten treu gegenüber ist? Nein - Gott bräuchte diese Zusicherung wirklich nicht: "Ich will wachen über meinem Wort, dass ich's tue." Der Mensch braucht diese Zusicherung. Es ist beschämend, dass der Mensch oft derart misstrauisch Gottes Worten gegenüber ist, dass Gott so reden muss. "Ich will wachen über meinem Wort, dass ich's tue." In diesem Wort erkenne ich den treuen Gott, der um mein Vertrauen zu ihm ringt. Ich sehe den liebevollen Vater, der meinem Misstrauen entgegenkommt und mit seiner Liebe um mich wirbt. Es ist beschämend, dass ich nicht ganz selbstverständlich Gottes Wort für vertrauenswürdig halte - aber so beschämend mein Misstrauen ist, so dankbar bin für Gottes entgegenkommende Liebe.

Ich möchte heute zweierlei tun: Erstens - ich möchte Gott um Vergebung bitten, wo ich seinem Wort nicht geglaubt habe. Alles Misstrauen Gott gegenüber, das ich in meinem Herzen trage, will ich ans Kreuz heften und Jesus darum bitten, dass er es wegnimmt, dass er Verletzungen heilt und neues Vertrauen schenkt.
Zum Zweiten möchte ich Gott danken. Für seine Treue, für seine Liebe, die mir nachgeht. Auch wenn ich nicht alle Wegführungen Gottes in meinem Leben verstehe, Gottes Verheißungen gelten. Er wird es gut machen, Gott macht keine Fehler. Ich will mich neu diesem Gott hinwenden, der von sich sagt: "Ich will wachen über meinem Wort, dass ich's tue."
Autor/-in: Pfarrer Andreas Hannemann