25.04.2019 / Wort zum Tag

Jeder Morgen ist ein neuer Anfang

Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.

Psalm 90,14

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Schon gewusst? „All Morgen ist ganz frisch und neu, des Herren Gnad und große Treu!“ Seit Jahren begrüße ich morgens mit dieser Liedzeile den neuen Tag. Dann weiß ich: Was gestern war, das zählt nicht mehr. Jeder Morgen ist ein neuer Anfang. Ein neuer Tag beginnt und ich darf mich freuen und neugierig sein auf das, was kommt.

Das für diesen Tag ausgesuchte Bibelwort verstärkt diese Überzeugung und diese Erfahrung: „Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang“, lesen wir in Psalm 90 Vers 14.

Jeder Tag ist ein kostbares, einmaliges Geschenk. Und die ersten Augenblicke des Tages sind ganz entscheidend für den Verlauf des Tages. Deshalb sollten wir von den 96 Viertelstunden, die wir jeden Tag zur Verfügung haben, wenigsten eine Viertelstunde morgens mit einer Audienz beim Herrn aller Herren, bei unserem Vater im Himmel beginnen. Wer in den Tag stolpert, stolpert dann auch häufig am Tag.

Ich hatte einen Freund, der in einem größeren Sinfonieorchester Violine spielte. Wenn ich gelegentlich ein Konzert besuchte, wollte er wissen, wie es mir gefallen hat. Ich sagte ihm einmal: Die meisten Stücke hätten mir sehr gut gefallen, nur das erste nicht. Das wäre für meine Ohren eine Zumutung gewesen. Er wollte wissen, welches ich meine. „Ja, das am Anfang, das keinen Titel hatte.“ Er schmunzelte über meine Naivität und erklärte mir, warum die verschiedenen Instrumente vor dem eigentlichen Konzert auf den Kammerton ‚a‘ gestimmt werden. „Stell dir vor, wie es wäre, wenn wir unsere Instrumente erst nach dem Konzert stimmen würden.“ Am Tagesbeginn können wir auf den Kammerton Gottes gestimmt werden, wenn wir beten: „Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang“. Dann gelingt das Konzert des Tages. 

Es gibt aber keine Garantie, dass es im Laufe unserer Tage nur heitere Melodien gibt und nur unbekümmerte Erlebnisse und Erfahrungen unsere Lebensbegleiter sind. Im Umfeld von Psalm 90 spricht Mose von den Grenzen unseres Lebens; von Mühe und Anfechtung, von Vergänglichkeit, Leid und Sterben. Aber gerade auch dann ist es lebenswichtig, d.h. für unser Leben wichtig, den Tag im Bewusstsein zu beginnen: ‚Gott liebt mich. Gott hat gute Absichten mit mir. Und er ist ganz nah, ob ich seine Gegenwart spüre oder auch nicht.‘

Herausforderungen sind dazu da, Gott zu vertrauen und sich seiner starken Hand anzuvertrauen. Besinnliche Augenblicke am Beginn des Tages sind Blicke in Gottes Vaterherz. Da vergegenwärtigen wir uns, dass Gottes Augen auf uns blicken, uns wahrnehmen und uns vergewissern: Meine Gnade ist unerschöpflich. Da bestätigt sich die alte Volksweisheit: „Morgenstund‘ hat Gold im Mund“.

Wer Psalm 90 in anderen Übersetzungen liest, z.B. in der Menge Bibel, trifft auf folgendes Gebet:  „Sättige früh uns am Morgen mit deiner Gnade, dass wir jubeln und uns freuen unser Leben lang!“ Besonders schön und treffend übersetzt Martin Buber: „Zum Morgen sättige mit deiner Huld uns, dass wir jubeln und uns erfreuen an all unsern Tagen.“ Brötchen, Butter und Marmelade, ein Spiegelei und heißer duftender Kaffee, sind demnach immer das zweite Frühstück am Morgen. Wir kommen bereits gesättigt an den Frühstückstisch, weil Gott mit seiner Gnade und Huld uns schon vorher den Tisch gedeckt hat. Das ist ein guter Start in den Tag, weil „ Gottes Gnad‘ und Treu kein End den langen Tag hat.“

Autor/-in: Pastor i. R. Eckhard Schaefer