01.10.2020 / ERF GlobalHope

Jeder Mensch ein Schatz

Eine christliche Audioreihe zeigt Frauen aus dem Rotlichtmilieu ihren Wert.

Auf der verzweifelten Suche nach einem Job ist Andreea aus Rumänien nach Deutschland gekommen und in der Prostitution gelandet. Es war nicht nur der Wunsch nach einem Leben mit etwas Wohlstand, der die junge Frau letztendlich in diese Lage gebracht hat. Die Rumänin aus ärmlichen Verhältnissen ohne Ausbildung oder Fremdsprachenkenntnisse sehnt sich auch nach Liebe und Wertschätzung.

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Das Interview mit Sonja Kilian bei ERF Plus

Von ihrer Herkunftsfamilie erwartete sie längst nichts mehr. Zu oft ist sie enttäuscht worden. Niemand interessierte sich für ihre Zukunftsträume, weil jeder in ihrem Umfeld genügend eigene Probleme hatte. Als die Rumänin von lukrativen Jobangeboten in Deutschland hört, beschließt sie, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Nur für eine kurze Zeit will sie im Rotlichtmilieu Geld verdienen. Sie sieht es als gute Möglichkeit, sich etwas anzusparen, Deutsch zu lernen und dann mit einem ansehnlichen finanziellen Polster in die Heimat zurückzukehren.

Ausgenutzt und abhängig von Menschen und Drogen

Andreea findet schnell Arbeit in der Prostitution. Das Umfeld ist jedoch ganz anders, als sie sich das vorgestellt hat. Sie hat kaum Freizeit und fühlt sich ausgenutzt und missbraucht von Chefs und unverschämten Kunden. Als sie einen freundlichen Mann kennenlernt, der ihr Komplimente macht und ihr zuhört, ist das für die junge Frau eine neue beglückende Erfahrung. Alles Negative blendet sie dabei aus. Sie will nicht wahrhaben, dass der neue Freund ihr das ganze Geld abnimmt, das sie verdient.

„Er beschützt mich und er bringt das Geld in Sicherheit“, redet sie sich ein. Sie erinnert sich daran, wie fürsorglich der Mann anfangs war. Wenn er jetzt manchmal gewalttätig wird, meint Andreea, das läge an ihr selbst: „Ich bin doch nichts wert. Und es ist mein eigener Fehler, wenn ich mich so verhalte, dass mein Freund wütend wird.“ Andreea ist abhängig von diesem Mann. Sie will auf keinen Fall allein sein. Außerdem ist sie psychisch und körperlich bald so kaputt und müde, dass sie keine neuen Pläne machen kann. Um abschalten zu können, braucht sie teure Drogen und Medikamente. Sie lebt nur noch von einem Tag auf den anderen.

Ein Audiodrama erzählt die Geschichten von Frauen wie Andreea

Andreea ist kein Einzelfall. Genauso wie ihr geht es Tausenden von Frauen, die ebenfalls in der Prostitution gelandet sind und nicht mehr ohne Hilfe herauskommen. Sie sind gefangen in einem Teufelskreis aus Geldnot, vermeintlicher Wertschätzung und Abhängigkeit von anderen Menschen und Drogen.

Um Andreea zu schützen, wurden ihr Name und die Details ihrer Geschichte verändert. Ihre Gedanken und Gefühle schildert das Audiodrama „Hidden Treasures“. Das Projekt ist ein Arbeitszweig von TWR Women of Hope, einer weltweiten Gebetsbewegung für Frauen. In der zehnteiligen Hörspielreihe „Hidden Treasures“ kommen Frauen wie Andreea zu Wort, die Unterdrückung und Demütigung im Rotlichtmilieu erlebt haben. Zu hören sind Dialoge mit Klara, einer Frau, die früher selbst in der Prostitution tätig war, bevor sie Christen kennenlernte, die ihr langfristig Hilfe anboten.

Unentdeckte Schätze

Viele Frauen, die aus dem Rotlichtmilieu aussteigen wollen, brauchen einen langen Weg der Heilung und außerdem praktische Angebote für die Gestaltung ihres neuen Alltags und Berufslebens. Das Audiodrama will für genau diese Zielgruppe ein erster Hoffnungsschimmer sein und vermitteln: „Ein neues Leben ist möglich. Es gibt Menschen, die Hilfe anbieten und es gibt einen Gott, der Heilung für innere Wunden schenken kann.“

Ein neues Leben ist möglich. Es gibt Menschen, die Hilfe anbieten und es gibt einen Gott, der Heilung für innere Wunden schenken kann.

Ein ganzes Team war mehrere Jahre an der Konzeption des Audio-Angebots beteiligt. Besonders wichtig war den Redakteuren, den Hörerinnen zu vermitteln, dass sie wertvoll sind. Jeder Mensch ist in Gottes Augen ein Edelstein, den er nicht verlieren will. Der Name des Projekts „Hidden Treasures“ (Verborgene Schätze) soll genau dies zum Ausdruck bringen. Jeder Mensch, der sich ungeliebt fühlt und in seinem Umfeld nicht beachtet wird, ist ein Schatz, der noch nicht entdeckt wurde. Gott hat jeden einzelnen dieser Schätze längst im Auge und wartet nur darauf, sie ans Licht zu bringen, damit sie für ihn leuchten können.

Jeder Mensch, der sich ungeliebt fühlt und in seinem Umfeld nicht beachtet wird, ist ein Schatz, der noch nicht entdeckt wurde. Gott hat jeden einzelnen dieser Schätze längst im Auge und wartet nur darauf, sie ans Licht zu bringen, damit sie für ihn leuchten können.

Ein Angebot in vielen Sprachen

Inzwischen ist die Sendereihe in folgenden Sprachen erhältlich: Albanisch, Bulgarisch, Englisch, Rumänisch, Russisch, Ungarisch und Tschechisch. Hindi, Spanisch, Portugiesisch und Koreanisch sind in Bearbeitung, außerdem ist eine französische Version für Westafrika geplant. Bei ERF Medien, dem deutschen Partner von „Hidden Treasures“, können in begrenzter Stückzahl MP3 Player mit dem Programm bestellt werden. Sie sind zum Weitergeben an betroffene Frauen gedacht.

Für alle zugänglich ist die englische Internetseite www.hishiddentreasures.com, auf der die Hörspielreihe in mehreren Sprachen als Download verfügbar ist. Außerdem wurden einige der Folgen als Video aufbereitet. Durch dieses Angebot sollen noch viele verzweifelte Frauen, die sexuell ausgebeutet werden, erfahren, dass sie von Gott unendlich geliebt sind.

Ein neues Leben ist möglich

Ob Andreea diese Wahrheit glauben konnte und den Sprung in ein Leben außerhalb des Rotlichtmilieus geschafft hat, ist nicht bekannt. Es gibt aber zahlreiche Beispiele, dass ein solcher Neuanfang möglich ist. Eine osteuropäische Hörerin sagte dazu: „Alles das, was diese Frauen und Mädchen erzählen, ist leider wahr – jedes einzelne Wort. Nirgendwo sind alle so happy, wie sie behaupten.“

Kurze Zeit später verließ diese Hörerin für immer das deutsche Bordell, in dem sie zuletzt gearbeitet hatte. Bis heute hat sie diesen Schritt nicht bereut. Eine andere in der Sexarbeit tätige Frau, die von Christen Besuch bekommen hatte, meldete sich gleich am nächsten Tag und bat, an einen sicheren Ort gebracht zu werden. Sie erkannte später: „Mir ist plötzlich klar geworden, was ich da eigentlich tue. Für mich war das Bordell die normale Welt. Ihr habt mir die Augen geöffnet. Unendlich vielen Dank dafür!“

„Mir ist plötzlich klar geworden, was ich da eigentlich tue. Für mich war das Bordell die normale Welt. Ihr habt mir die Augen geöffnet. Unendlich vielen Dank dafür!“ – Hörerin von Hidden Treasures

Ein solcher Augenöffner kann „Hidden Treasures“ sein. Für viele ist der Inhalt der Audioreihe ein lang ersehntes Licht am Ende des Tunnels. Ob die Frauen den Ausstieg schaffen oder nicht, Ziel der Initiative von „Hidden Treasures“ ist es, diesen sexuell ausgebeuteten Menschen Wertschätzung und Gottes Liebe entgegenzubringen.

 

Gebetsanliegen

Bitte beten Sie…

Autor/-in: Sonja Kilian

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